erschienen bei Penguin Random House
Phelan Cle hat sich für seine Abschlussarbeit an der Bardenschule ein vermeintlich einfaches Thema ausgesucht: Bone Plain, ein mythischer Ort über drei Prüfungen, an denen der legendäre Barde Nairn einst gescheitert ist. Aber umso tiefer Phelan in seine Recherchen eintaucht, umso mehr Zweifel bekommt er, ob hinter diesen Geschichten nicht noch viel mehr steckt. Als ein geheimnisvoller Barde am Königshof auftaucht, scheint die Vergangenheit ihn einzuholen.
Es ist ehrlich gesagt sehr schwierig, die Handlung dieses Romans kurz zusammenzufassen, da es nicht nur einige verschiedene Handlungsstränge gibt, sondern McKillip diese auch auf verschiedenen Zeitebenen ihrer Fantasywelt ansiedelt. In der Gegenwart, die vom viktorianischen Zeitalter unserer Welt inspiriert ist, geht es um Phelan und seine Recherchen über Bone Plain, um seinen Vater Jonah, einen versponnen Archäologen, der viel zu oft dem Alkohol zuspricht und um Prinzessin Beatrice, die mit Leidenschaft Jonah Cle bei seinen Grabungen hilft – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter. Die zweite Zeitebene ist einige Jahrhunderte früher angesiedelt, in einer altertümlichen Welt voller Barden, Runen und Magie, und erzählt vom Leben des legendären Barden Nairn.
Anfangs war mir nicht ganz klar, wo die Geschichte hinführen soll und welche Personen tatsächlich im Mittelpunkt stehen. Über allem liegt ein Hauch von Rätseln und Geheimnissen und es dauert eine Weile, bis sich der eigentliche Plot herauskristallisiert. Nach und nach wird die Handlung aber klarer und man bekommt erste Antworten auf die vielen Fragen, die aufgeworfen werden. Es gibt einige überraschende Wendungen, aber manches durchschaute ich dann doch früher als die Figuren selbst. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das so beabsichtigt ist oder ob es daran lag, dass ich mittlerweile sehr viele Romane von Patricia McKillip gelesen habe und mir manches doch recht bekannt vorkam. Tatsächlich ist mein größter Kritikpunkt an diesem Roman auch, dass man vieles bereits aus früheren Werken kennt: Rätsel und Barden spielen eine große Rolle in der „Riddlemaster“-Trilogie und kommen auch in anderen Büchern immer wieder vor. Miteinander verflochtene Zeitebenen und Recherchen über eine legendäre Person der Vergangenheit findet man sehr ähnlich – meiner Meinung nach aber besser – in „Alphabet of Thorns“. Ich hatte hier erstmals das Gefühl, dass die Autorin sich ein wenig zu sehr bei ihren bereits etablierten Themen bedient.
Das heißt nicht, dass ich „The Bards of Bone Plain“ schlecht fand. Ich fand es bewundernswert, wie McKillip die verschiedenen Elemente miteinander verwebt und ihre Welt in beiden Zeitebenen sehr atmosphärisch zum Leben erweckt, ohne sich in allzu vielen Beschreibungen zu verlieren. Es ist immer wieder faszinierend, wie McKillip mit wenigen Worten das Gefühl einer reichhaltigen Welt voller Magie und historischen Tiefe erzeugen kann. Es gefiel mir auch, wie hier eine Art „klassische“ High Fantasywelt verknüpft wird mit einer moderneren Welt, in der archäologische Grabungen stattfinden, Studenten über ihren Abschlussarbeiten brüten und steampunkartige Fahrzeuge unterwegs sind.
Auch die Figuren sind großteils interessant und vielschichtig gezeichnet, wobei ich besonders Prinzessin Beatrice in mein Herz geschlossen habe, während Phelan etwas blasser geraten ist.
Und schließlich mochte ich das Ende sehr gern, das einerseits viel offenlässt, andererseits aber doch so viele Hinweise streut, dass ich die meisten Fragen für mich beantworten konnte, nachdem ich eine ganze Weile darüber nachgegrübelt habe. Da ich mir dennoch einiges selbst zusammenreimen musste, habe ich noch immer sehr viel Gesprächsbedürfnis und würde sehr gerne mit jemandem über das Ende diskutieren. Falls also jemand von euch den Roman gelesen habt, wäre ich sehr an einem Austausch interessiert!
Fazit: Ein geheimnisvoll-magischer Roman in gewohnt lyrischer Sprache und mit einer sehr atmosphärisch gezeichneten Welt, der aber ein bisschen zu viel altbekanntes für erfahrene McKillip-Leser enthält.
Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. 🙂 Ich hab das Buch vor etlichen Jahren gelesen, ich glaube mein viertes oder fünftes von McKillip, und es folgt schon sehr stark ihrem typischen Muster. Unterhaltsam und gut geschrieben, aber kein Meisterwerk.
Ich habe davor sogar schon sieben oder acht Bücher von McKillip gelesen, daher ist es vielleicht auch nicht so erstaunlich, dass mir vieles schon recht altbekannt vorkam. Andererseits hatte ich dieses Gefühl bei „The Bell at Sealey Head“, das ich zuvor gelesen hatte, nicht so sehr.
Hast du „Kingfisher“ gelesen? Das scheint ja etwas untypischer zu sein, mit einem recht modernen Setting.
Kingfisher kenne ich in der Tat noch nicht. „The Bell at Sealey Head“ hatte mich damals nicht so gepackt, aber das ist bei mir auch immer sehr stimmungsabhängig und ich sollte das vielleicht nochmal lesen.
Meine Lieblinge sind „Od Magic“ und „Alphabet of Thorn“. Außerdem kenne ich noch „In the Forest of Serre“.
Kommst du eigentlich selbst noch zum Schreiben?
„Alphabet of Thorn“ ist auch mein Liebling.
So richtig geschrieben habe ich leider schon seit einiger Zeit nicht mehr. Irgendwie habe ich neben dem Job, der in den letzten Jahren doch sehr stressig und anspruchsvoll wurde, keine Gehirnkapazitäten mehr frei. Allgemein hapert es bei mir ziemlich mit der Kreativität, derzeit zeichne ich nur Karten.