erschienen bei Klett-Cotta; deutsche Übersetzung nur noch gebraucht erhältlich
Das Dorf Erl liegt nahe an der Grenze zum Elfenland. Als das Parlament von Erl nach Zauberei verlangt, wird der Königssohn Alveric ausgeschickt, um Lirazel, die Tochter des Elfenkönigs, zur Frau zu gewinnen. Gegen den Willen ihres Vaters bringt er sie ins Menschenland, wo sie sich an das fremdartige Leben zu gewöhnen versucht. Der Elfenkönig aber will den Verlust seiner Tochter nicht hinnehmen und versucht sie mithilfe seiner mächtigen Zauberrunen zurückholen.
Ich fand es zunächst schwer in den Roman hineinzufinden, da ich die Sprache als sehr sperrig und umständlich empfand. Zum Teil könnte das ein Übersetzungsproblem sein. Als ich nämlich zum Vergleich die Leseprobe des englischen Originals las, kam mir diese trotz des altertümlichen, poetischen Sprachstils deutlich klarer und schlichter vor. Im Laufe des Romans fand ich aber immer besser in die Sprache hinein, sie schien im weiteren Handlungsverlauf auch viel besser zu fließen. Ein Durchhalten lohnt sich also.
Inhaltlich greift der Roman einerseits auf bekannte Motive zurück: Es gibt ein mystisches Reich, das an irische Elfenerzählungen erinnert, eine überirdisch schöne Königstochter, eine Hexe, die helfend eingreift und schließlich auch Anklänge an die Gralssage, als Alveric mit seinem Gefolge nahezu besessen nach einem erneuten Weg ins Elfenreich sucht.
Andererseits fand ich vieles aber auch überraschend, etwa den neugierigen Troll Lurulu, die Art und Weise, wie die Bewohner von Erl in die Geschichte eingewoben werden und die relativ komplexe Beziehung zwischen Alveric und Lirazel. Beide haben mit der Unvereinbarkeit der beiden Welten zu kämpfen: Lirazel, die das Elfenreich zunächst bereitwillig verlässt, hat Schwierigkeiten, sich in das für sie so fremde Menschenreich einzufügen und Alveric, der anfangs bezaubert von ihr ist, kämpft immer mehr mit ihrer Andersartigkeit. Was also wie eine typische Märchenhochzeit beginnt, führt schnell zur einer gewissen Desillusionierung – ein erstaunlich modernes Thema.
Auch die weitere Entwicklung des Plots war für mich eher überraschend und wenig vorhersehbar, weshalb ich hier auch nichts zum weiteren Handlungsverlauf schreiben möchte.
Fazit: „Die Königstochter aus Elfenland“ ist kein ganz einfach zu lesendes Buch. Neben der altertümlichen Sprache ist auch die Handlung verschachtelter, als die Inhaltsangabe vermuten lässt. Wenn man einmal hineingefunden hat, sind aber sowohl die ausdrucksstarken Beschreibungen als auch die ineinander verflochtenen Handlungsstränge sehr schön zu lesen. Ein interessanter und lohnenswerter Fantasyklassiker.
Wie schön, dass du diesen Klassiker gelesen hast, ich habe ihn schon Jahre ungelesen im Regal stehen. Was du schreibst klingt genau nach dem, was ich erwarte.
LG
Sandra
Hast du vor den Roman bald zu lesen oder reizt er dich inzwischen nicht mehr? Ich habe ja das Gefühl, dass auch bei mir Klassiker gern mal länger ungelesen im Regal bleiben, obwohl ich sie eigentlich gern lese.
Ich fürchte, so schnell werde ich es nicht lesen. Das liegt aber eher daran, dass viele andere Titel vorher dran sind und nicht daran, dass ich kein Interesse an Dunsany habe. Es bleibt bei mir und wird irgendwann gelesen 🙂
Dann hoffe ich, dass es dir gefällt, wenn du es mal liest. Das mit den vielen Titeln, die vorher dran sind, kenne ich auch gut. Zwar ist mein eigentlicher SuB klein, aber dafür kommen mir ständig Bibliotheksbücher dazwischen. 😉
Bei mir sind es Rezensionsexemplare und Titel, die ich für Aktionen lese – die dürfen einfach zuerst 🙂
Viel Spaß beim Lesen!