Streifzüge

[Streifzüge] Herbsturlaub in Südtirol

In dieser Woche hatte ich am Montag und Dienstag Urlaub. Dank Nationalfeiertag am Mittwoch hatte ich somit inklusive Wochenende fünf Tage frei, die ich ursprünglich für eine Wandertour nutzen wollte. Da ich nach meiner Covid-Erkrankung aber noch nicht ganz so fit war (speziell, was Bergaufgehen betrifft), habe ich umgeplant und bin stattdessen nach Südtirol gefahren. Ich war bereits zweimal in Südtirol, einmal nur sehr kurz auf der Rückreise von Ravenna, einmal für ein paar Tage über Silvester. Beide Male hat es mir dort so gut gefallen, dass ich unbedingt noch mehr von Südtirol sehen wollte. Und es war auch diesmal wieder traumhaft schön! Hier ein paar Eindrücke meiner fünf Urlaubstage samt einigen Fotos:

Samstag, 22.10.: Brixen und Franzensfeste

Da ich am Freitag nach der Arbeit noch mit dem Zug nach Brixen gefahren war und dort meine Unterkunft bezogen hatte, hatte ich bereits den ganzen Samstag zur Verfügung. Der Tag begann mit viel Regen, daher besichtigte ich die Franzensfeste, eine Festung aus dem 19. Jahrhundert, die einige Ausstellungen beherbergt. Als das Wetter am Nachmittag schöner wurde, wanderte ich auf dem „Geschichtsparcours“ von der Franzenfeste zurück nach Brixen.

Sonntag, 23.10.: Kronplatz

Für Sonntag war sehr schönes Wetter angekündigt, daher machte ich mich auf nach Bruneck, wo ich mit der Seilbahn hinauf auf den Kronplatz (auf 2275 m Höhe) fuhr. Es war teils noch nebelig, aber der Blick auf die Berge rundherum und ins Tal war dennoch schon traumhaft. Da sich im Laufe des Tages der Nebel auflösen sollte, besichtige ich zunächst die beiden Museen auf dem Kronplatz: Das Lumen Museum der Bergfotografie und das Messner Mountain Museum, das an sechs verschiedenen Standorten jeweils bestimmte Schwerpunkte rund um die Berge präsentiert. Während ersteres sehr interessant war, enttäuschte mich das zweitere. Die Architektur ist zwar toll, aber die Ausstellung selbst ist sehr überschaubar und im Vergleich zum sehr interessanten Messner Mountain Museum in Sigmundskron, das ich bereits 2019 besichtigt hatte, enttäuschend. Als ich die Museen verließ, waren unerwarteterweise Wolken und Nebel noch mehr geworden. Das sorgte zwar für eine schöne Stimmung, aber der Blick auf die hohen Gipfel ringsum blieb mir dadurch leider verwehrt. Immerhin erwischte ich unten in Bruneck noch ein paar Sonnenstrahlen.

Montag, 24.10.: Auf dem Keschtnweg Richtung Meran

Am Montag hieß es Abschied nehmen von Brixen. Ich wanderte zunächst einige Kilometer auf dem Keschtnweg (Kastanienweg), der in mehreren Etappen von Brixen nach Bozen führt. In Feldthurn traf ich auf einen weiteren Wanderer: Leo aus Berlin, mit dem ich ein paar Kilometer gemeinsam unterwegs war. In Klausen stieg ich dann allerdings in den Zug nach Meran, während Leo weiter dem Keschtnweg folgte. Während das Wetter am Vormittag noch freundlich gewesen war, regnete es nun in Meran so stark, dass ich den restlichen Tag nur noch mit Cappuccinotrinken im Caféhaus und Lesen im Hotelzimmer verbrachte. Da ich mir am Samstag in Brixen den Südtirol-Krimi „Das Leuchten über dem Gipfel“ von Lenz Koppelstätter gekauft hatte, hatte ich auch die passende Lektüre.

Dienstag, 25.10.: Passerschlucht und Dorf Tirol

An meinem letzten Tag in Südtirol waren Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen angesagt, daher wollte ich möglichst viel Zeit draußen verbringen. Ich fuhr zuerst mit dem Bus ins Passeiertal, um dort durch die Passerschlucht zu wandern. Diese wunderbare Wanderung werde ich vermutlich in einem extra Streifzug noch genauer beschreiben. Auf der Rückfahrt stieg ich in Finele kurz vor Meran aus und wanderte von dort zum Dorf Tirol. Hier besichtigte ich spontan die kleine Brunnenburg, ehe ich auf dem Tappeinerweg bis Meran spazierte. Die bunten Herbstfarben schufen ein so wunderschönes Panorama, dass mein Smartphone im Foto-Dauereinsatz war.

Mittwoch, 26.10.: Reschensee

Am Mittwoch musste ich dann leider schon wieder Abschied nehmen. Ich spazierte in der Früh gemütlich an der Promenade entlang zum Bahnhof, von wo aus ich eine kleine Odyssee antrat. Mit Schienenersatzverkehr, Zug und Bus ging es nach Graun am Reschensee. Den alten Kirchturm, der als einziges nach der Stauung des Reschensees von Altgraun übrig geblieben war, hatte ich längst schon einmal sehen wollen, umso mehr, nachdem ich „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano gelesen hatte. Ich muss aber gestehen, dass mir der Ort letztendlich ein wenig zu touristisch war. Trotzdem hat sich der (durchaus beträchtliche) Umweg gelohnt. Von Graun brachte mich ein Bus über den Reschenpass und schließlich ab Landeck ein Zug zurück nach Wien.

Fazit: Es war ein wunderbarer Urlaub und vermutlich nicht mein letzter Besuch in Südtirol. Abgesehen von der schönen Landschaft und den vielen Gelegenheiten zum Wandern hat Südtirol auch ein exzellentes öffentliches Verkehrsnetz zu bieten, was mir immer besonders wichtig ist. Meran hatte ich bei unserem Silvesterurlaub schon kurz kennengelernt, aber der längere Aufenthalt dieses Mal hat sich sehr gelohnt. Die Stadt ist wirklich sehr schön, wobei ich aber Brixen gemütlicher fand, da das nicht so sehr Touristen- und Kurstadt ist. Da ich mir an Bus- und Zugscheiben oft die Nase plattgedrückt habe, da draußen eine so herrliche Landschaft an mir vorüberzog, habe ich nun sehr viel Lust bekommen, Südtirol ausgiebig auf Wanderwegen zu erkunden.

5 thoughts on “[Streifzüge] Herbsturlaub in Südtirol

  1. Oh, so eine hübsche Stadt und so viele schöne Fotos! 🙂 Das „Kirchturm im See“-Foto habe ich meinem Mann gerade gezeigt, woraufhin er aufkreischte und mir das Cover von einer Platte zeigte, die er vor kurzem gekauft hatte. Der selbe Kirchturm aus fast genau dem gleichen Winkel aufgenommen auf einer Platte einer italienischen Band! *g*

    Spannend finde ich wie unterschiedlich die Landschaft auf deinen Fotos wirkt. Bei dem großen Bild vom Sonntag hätte ich ohne weitere Informationen eher vermutet, dass es dich nach Schottland verschlagen hätte. 😉 Brixen sieht wirklich überraschend hübsch aus und wie so oft wecken deine Bilder und Beschreibungen heftiges Fernweh bei mir und ich bin froh, dass ich wenigstens über deine Blogbeiträge „ein bisschen mit dir mitreisen kann“. 🙂

    1. Ich glaube, dass der Kirchturm ein ziemlich beliebtes Fotomotiv ist.
      Die unterschiedlichen Höhenlagen und das wechselhafte Wetter tragen wohl dazu bei, dass die Landschaft sehr unterschiedlich wirkt. Ich finde Südtirol für eine so kleine Region auch erstaunlich vielfältig.

      Brixen hat mich wirklich überrascht. Dass Meran unglaublich schön ist, wusste ich ja bereits, aber Brixen hatte für mich etwas sehr gemütliches, das hat richtig Freude bereitet, dort durch die Stadt zu spazieren.

  2. Es ist auf jeden Fall eine spannendere Landschaft als ich erwartet hätte! 🙂 Und „gemütlich“ klingt für so eine hübsche alte Stadt wirklich gut, sie kommt mal auf die Liste mit „Städten, die ich besuche, wenn ich reisen würde“. 😉

  3. Oh, Südtirol … *Fernweh krieg* Meine Familie war ja schon immer eine Berg- und keine Meer-Urlaub-Familie, von daher waren wir früher mehrfach auch in Südtirol, und ich habe es immer besonders geliebt dort. In der Nähe von Brixen waren wir auch mal – bei der Stadt fand ich damals vor allem den Namen toll (was man als Kind halt so wahrnimmt … 😉 ), aber ich weiß auch, dass ich die Landschaft und das allgemeine Flair immer sehr mochte. Und das teilweise Dreisprachige – wir waren oft in dem Teil, in dem auch Ladinisch gesprochen wird, das fand ich so faszinierend …

    1. Wie schön, dass ihr früher auch öfter in Südtirol wart!
      Ich habe leider als Kind nicht wirklich Familienurlaube erlebt, da zuerst mein Vater krank war und dann nach seinem Tod kein Geld da war, deshalb war ich immer nur im Sommer bei meiner Taufpartin in der Nähe von Augsburg. Aber Berge hatten wir halt mehr oder weniger vor der Haustür, während das Meer fern war, daher hat es mich früher eher ans Meer gezogen. Die Berge habe ich erst „wiederentdeckt“, als ich selbst mit dem Wandern begonnen habe.
      Das allgemeine Flair in Südtirol mochte ich auch sehr. Und die Mehrsprachigkeit finde ich ebenfalls faszinierend und ich würde gern mehr darüber wissen, wie das im Alltag so funktioniert und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. Ich habe sowohl in Brixen als auch Meran nach einem Buch dazu gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden.

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