Rezensionen

Emma Stonex – Die Leuchtturmwärter

Hörbuch gelesen von Tessa Mittelstaedt und Timo Weisschnur, erschienen bei Argon

1972 verschwinden vom Leuchtturm Maiden Rock drei Männer spurlos. Die Tür ist von innen verschlossen, der Tisch zum Abendessen für zwei Personen gedeckt, die Uhren sind stehen geblieben, die Logbucheinträge werfen Fragen auf. Zwanzig Jahre versucht ein Schriftsteller dem Rätsel auf die Spur zu kommen und nimmt Kontakt zu den drei Ehefrauen auf, die alle ihre eigenen Geheimnisse zu haben scheinen.

Ein wahres Ereignis inspirierte Emma Stonex zu diesem Roman: Im Jahr 1900 verschwanden zur Weihnachtszeit vom Leuchtturm auf der Insel Eilean Mòr die drei Wärter. Der Tisch war gedeckt, die Uhren angeblich stehen geblieben, die Logbucheinträge berichteten von einem Sturm, den es laut der nächstgelegenen Wetterstation nie gegeben hatte.

In „Die Leuchtturmwärter“ bietet sich ein ganz ähnliches Bild und ein Rätsel, das für die nächsten zwanzig Jahre ungeklärt bleibt, auch wenn die Gesellschaft, die den Leuchtturm betreibt, schnell eine Lösung parat hat und den drei Frauen verbietet, jemals wieder über die Angelegenheit zu sprechen. Doch als ein Schriftsteller sich auf die Suche nach der Wahrheit macht, bricht Helen, die Frau des erfahrenen Oberwärters Arthur, das Schweigen. Daraufhin wollen auch Jenny und Michelle ihre Sicht der Ereignisse darstellen und es wird schnell klar, dass es neben dem Verschwinden der Leuchtturmwärter noch so einige andere Geheimnisse gibt.

Diese Rahmenhandlung verknüpft Emma Stonex mit Rückblicken in das Jahr 1972, in denen die Ereignisse, die zum Verschwinden führten, aus der Sicht der drei Männer erzählt werden.

„Die Leuchtturmwärter“ ist ein wunderbar atmosphärischer Roman, der das schwere Leben auf einem Leuchtturm im Meer sehr anschaulich schildert – die Enge, die ewiggleichen Tagesabläufe, die Abgeschiedenheit. Diese Teile haben mir besonders gut gefallen, da auch das schwierige Verhältnis der Männer, die hier sechs Wochen lang auf kleinstem Raum miteinander leben müssen, zu der besonderen Atmosphäre beiträgt.

Da es in dem Roman sechs verschiedene Perspektiven gibt (die drei Wärter und ihre Frauen), fügen sich die einzelnen Puzzleteile allmählich zu einem Gesamtbild zusammen. Durch die vielen offenen Fragen ist die Handlung teilweise spannend wie ein Krimi, auch wenn der Roman sehr ruhig erzählt wird und sich stark auf die Figuren fokussiert. Stellenweise gibt es ein paar Längen, die vielleicht auch damit zusammenhängen, dass die Figuren zwar sehr gut charakterisiert werden, aber großteils nicht allzu sympathisch sind, was zu einer gewissen Distanz führt.

Dennoch hat mir der Roman sehr gut gefallen und ich war gespannt, wie letztendlich die Lösung ausfallen würde, da im Laufe der Handlung unterschiedliche Erklärungen angedeutet werden. Leider muss ich sagen, dass das Ende das ist, was mir an „Die Leuchtturmwärter“ am wenigsten gefallen hat. Die Lösung ist zwar nicht enttäuschend, hat mich aber auch nicht ganz überzeugt, da für mich einige Fragen offenblieben. Wenn ein Rätsel so sehr im Mittelpunkt steht, wird natürlich auch eine unglaublich hohe Erwartung aufgebaut, die vermutlich nur schwer zu erfüllen ist.

Ich kann „Die Leuchtturmwärter“ trotzdem weiterempfehlen, da ich das Setting und die Art und Weise, wie die Ereignisse aufgerollt werden, sehr gut fand. Schade nur, dass das Ende für mich einfach keine runde Sache war.

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