Krimi/Thriller Mystery Rezensionen

C. K. McDonnell – The Stranger Times

erschienen bei Eichborn

Nach ihrer Scheidung kann Hannah, die bisher ein sorgloses Leben als High Society Lady geführt hat, bei der Suche nach einem Job nicht wählerisch sein. So beginnt sie eine Stelle bei der Zeitung „Stranger Times“, die nicht nur über die absurdesten Nachrichten berichtet, sondern auch sehr skurrile Angestellte und einen cholerischen Chef zu bieten hat. Als sich in Manchester seltsame Kriminalfälle häufen, beginnt Hannah sich zu fragen, ob in den Nachrichten über übernatürliche Phänomene vielleicht ein wahrer Kern steckt.

Mir ist dieser Roman als witziger Krimi, in dem ein Zeitungsteam rätselhaften Vorfällen auf den Grund geht, empfohlen worden. Da das für mich nach einer verlockenden Mischung klang, habe ich das E-Book gekauft, ohne überhaupt die Leseprobe zu lesen. Schon in den ersten Kapiteln fragte ich mich, ob das die falsche Entscheidung war. „The Stranger Times“ macht auf mich einen sehr bemüht lustigen Eindruck – Gags und skurrile Einfälle werden nahezu inflationär eingesetzt; nahezu jede Figur wird absurd überzeichnet. Ich will das dem Buch nicht unbedingt als Schwäche vorwerfen, da Humor etwas sehr subjektives ist. Ich liebe etwa den Sprachwitz in den Brenner-Krimis von Wolf Haas, tue mir aber sonst mit lustigen Büchern oft schwer. Insofern war ich wohl ohnehin nicht die passende Zielgruppe für diesen Roman.

Was für mich aber von Anfang an auch durchklang, war eine gewisse Warmherzigkeit unter all dem ruppigen Auftreten des Stranger Times-Teams, ein Anklang von „found family“. Mir gefiel auch, wie Hannah sich in diesem Job selbst zu finden beginnt – unabhängig von ihrem Ehemann und ihrem bisherigen Leben, in dem Selbstbestimmung wenig Rolle spielte. Diese Themen waren hauptsächlich der Grund, weshalb ich an dem Buch dranblieb und es gefiel mir zum Ende hin auch besser, zumal ich das Gefühl hatte, dass der Humor im Laufe des Romans ein bisschen sparsamer eingesetzt wurde.

Trotzdem war diese Geschichte für mich einfach nicht rund. Der Slapstick-Humor passt meiner Meinung nach nicht mit den sehr dramatischen und auch tragischen Vorfällen rund um ein mordendes Monster und dessen manipulativen Erschaffer zusammen. Für mich hätte es besser gepasst, wenn auch die Kriminalfälle eher skurriler Natur gewesen wären. Noch dazu bleiben auch die tatsächlichen Ermittlungen und die journalistische Recherche sehr im Hintergrund, was den Krimianteil des Romans auf ein Minimum reduziert.

Letztendlich hatte „The Stranger Times“ für mich trotz des mitunter nervigen Humors zwar vielversprechende Ansätze, aber es war einfach nicht das richtige Buch für mich. Daher werde ich die Reihe nicht weiterlesen, auch wenn es mich interessieren würde, wie es mit den Figuren weitergeht.

Ich möchte von diesem Buch nicht abraten – wenn man diese Art von Humor mag, wird man sicher Spaß damit haben! Aber ich würde auf jeden Fall empfehlen, dass man vorher die Leseprobe liest um zu sehen, ob einem der Stil liegt.

6 thoughts on “C. K. McDonnell – The Stranger Times

  1. Found-Family-Geschichten mag ich ja sehr gern, aber Humor ist wirklich ein schwieriges Thema und überzeichnete Figuren sind für mich auch eher selten verlockend. Immerhin ist es schön zu lesen, dass dich die Warmherzigkeit im Roman über die anderen Elemente weit genug hinweggetragen hat, dass du ihn sogar beenden mochtest.

    1. Ohne diese Warmherzigkeit und das found family-Thema hätte ich vermutlich abgebrochen, aber diese Elemente haben mich tatsächlich durchgetragen. Nun hätte ich gern als Ausgleich ein Buch mit diesen Elementen, aber ohne den anstrengenden Humor. 😉

  2. Sieh an, Du hast es ausgelesen 🙂 Ich habe es ja abgebrochen, mir war es leider zu überzogen. Qualitativ ist es gut, aber man muss es definitiv mögen. Und ich gebe zu, dass ich viel schneller dabei bin, ein Buch abzubrechen, weil es einfach noch so viele andere gibt, die ich gerne einmal lesen möchte.

    1. Der Humor ist auf jeden Fall Geschmacksache und ich war das eine oder andere Mal auch kurz vor dem Abbruch. Aber in der Hinsicht bin ich ziemlich (oft vermutlich zu) geduldig.

  3. Ich hab´s auch angefangen und dann nach einigen Kapiteln zunächst mal „pausiert“ – das war allerdings schon vor ein paar Monaten. Das heißt, wenn (falls) ich denn nochmal zu dem Buch greife, müsste ich wohl eh nochmal von vorn anfangen. Mir ging es ganz genauso wie dir. Ich habe das Buch auch angefangen angesichts all der überbordenden tollen Rezensionen und Rufe, wie außergewöhnlich dieses Buch sei. Und dann schon auf den ersten Seiten habe ich überlegt, ob das alles ein Scherz vom Autor sein soll…? Dass sich da gleich zu Beginn jemand vom Dach (oder aus dem Fenster?) stürzen will und das niemand ernst nimmt, sondern nur alle überlegen, was sie zu Mittag essen wollen. Hmmmm. Aber nicht nur deswegen ist bei mir der Funke nicht übergesprungen und ich habe das Buch weggelegt. Es hat mich letztlich nicht gepackt, obwohl ich sonst so schräge Typen und Geschichten, vor allem im mysteriösen Kontext, sehr mag. Aber wie gesagt, bisher liegt es „pausiert“ hier herum…

    1. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es das wert ist nochmal von vorn anzufangen, wenn du ohnehin schon zu Beginn gemerkt hast, dass es dich nicht packt. Soviel besser wird es leider nicht …

Leave a Reply

Your email address will not be published.