erschienen bei Macmillan Audio
ungekürztes Hörbuch gelesen von Stephen Shanahan
Zur Taufe seines Patenkindes fährt Aaron Falk nach Marralee in Südaustralien, wo gerade das jährliche Weinfestival stattfindet. Vor genau einem Jahr verschwand Kim Gillespie vom Festival und ließ ihr Baby alleine dort zurück. Für die Polizei ist der Fall abgeschlossen, aber Kims ältester Tochter Zara und Falks Freund Raco, der Kim gut kannte, lässt die Sache noch immer keine Ruhe. Und so findet auch Falk sich bald inmitten der Nachforschungen wieder.
Ich habe von der australischen Schriftstellerin Jane Harper bisher jedes Buch gelesen, und auch wenn manche mir besser gefallen haben als andere, mag ich alle ihre Romane, die meist eine Mischung aus Krimi und Familiendrama sind, sehr gern. Mit „Exiles“ legt sie den abschließenden Band rund um den Steuerfahnder Aaron Falk vor, der bereits in „The Dry“ (Hitze) und „Force of Nature“ (Ins Dunkel) im Zentrum der Ermittlungen stand. In diesem dritten Teil der locker verknüpften Trilogie geht es nun sehr stark sowohl um Falks Privatleben als auch um seine Freunde. Ich habe mich sehr gefreut, hier Raco aus dem ersten Teil wieder zu begegnen, der ursprünglich aus Marralee stammt und deshalb seinen Sohn (Falks Patenkind) hier taufen lässt. Sein Bruder ist der Vater von Kims Tochter Zara und war in erster Ehe mit ihr verheiratet, was Raco und in weiterer Folge auch Falk persönlich in den Fall involviert.
Es hat mir sehr gut gefallen, dass einerseits Falks Freunde und andererseits auch die Freundesgruppe rund um Kim so eine große Rolle spielen. Jane Harper schafft es Figuren sehr lebendig werden zu lassen, auch wenn nicht alle gleich komplex ausgestaltet sind. Da Freundschaften und Familie so sehr im Mittelpunkt stehen, hat das Buch für mich auch etwas sehr warmherziges, auch wenn der Kriminalfall selbst ziemlich tragisch ist (besonders die Auflösung).
Obwohl mir viele Aspekte an dem Roman sehr gefielen, kann er für mich doch nicht ganz mit „The Dry“ mithalten. Ich mag die ruhige Erzählweise, aber stellenweise war er mir etwas zu langsam und ich hatte das Gefühl, als würde die Handlung auf der Stelle treten. Die Puzzleteile des Kriminalfalls fügen sich zwar nach und nach zusammen und führen am Ende zu einer stimmigen Auflösung, aber manchmal war es zuviel Rundherum und ich hätte mir etwas mehr Fokus auf den Fall gewünscht. Außerdem habe ich hier ein wenig die Atmosphäre der früheren Romane vermisst, obwohl Jane Harper die Landschaft anschaulich beschreibt. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin ihre Stärke am besten in trockenen Gegenden ausspielt – sowohl das Buschland in „The Dry“ als auch die Wüste in „The Lost Man“ sind fast schon Hauptcharaktere in den Romanen. Das ist hier nun nicht der Fall; die Weinbaugebiete, der Stausee und das Festival empfand ich als passende Hintergrundkulisse, aber eben auch nicht als mehr.
Trotz der Kritikpunkte habe ich aber die Stunden mit dem Hörbuch insgesamt sehr genossen. Der Kriminalfall ist in sich rund und es ist schön, dass Aaron Falk, den ich im Laufe der drei Bände sehr ins Herz geschlossen habe, hier auch einen persönlichen Abschluss findet. Zudem fand ich die Lesung von Stephen Shanahan sehr stimmungsvoll.
Ich glaube, es wäre für die Autorin viel einfacher die Erwartungen ihrer Leser*innen zu erfüllen, wenn sie nicht gleich mit dem ersten Aaron-Falk-Band so eine großartige Geschichte geliefert hätte. An die Atmosphäre in dem Buch heranzukommen, ist wirklich eine Herausforderung. *g* Ich bin trotzdem neugierig auf diesen dritten Band rund um ihren Ermittler und hoffe, dass ich ihn auch bald mal in die Finger bekomme. (Als Hörbuch wäre auch mal eine Option … *grübel*)
Ja, das stimmt, mit ihrem Debüt hat sie die Latte ganz schön hoch gelegt! Ich hoffe, dass du den dritten Falk-Band auch bald in die Finger bekommst und bin gespannt, was du dazu sagen wirst.