Gegenwartsliteratur Phantastisch Rezensionen

[Kurzrezensionen] Von Klimawandel, ewigem Sommer und einem Roadtrip

Die folgenden Bücher wollte ich ursprünglich gern ausführlicher rezensieren, aber da es schon eine ganze Weile her ist, seit ich sie gelesen habe, gibt es jetzt zumindest noch eine Kurzrezension:

Jessie Greengrass – Und dann verschwand die Zeit

Die Welt hat sich durch den Klimawandel verändert und ein Grüppchen von Menschen hat im bisher vor Überschwemmungen geschützten „High House“ eine Zuflucht gefunden. Die zusammengewürfelte Zweckgemeinschaft, bestehend aus den Halbgeschwistern Caro und Pauly sowie der resoluten Sally und ihrem Großvater, versucht hier zu überleben, während die Ressourcen immer knapper werden.

Dieses Buch ist kein postapokalyptischer Roman in dem Sinne, dass es irgendwann zum großen Untergang kommt und danach die Gesellschaft eine andere ist. Stattdessen geht der Wandel schleichend vonstatten – so schleichend, dass niemand wahrhaben will, wie ernst die Situation bereits ist. Vor diesem Hintergrund geht es vorrangig um die Figuren, ihre Gefühle und ihre Beziehungen zueinander. Da abwechselnd aus verschiedenen Perspekten erzählt wird, erhält man einen Einblick in das Gefühlsleben und die Sichtweisen der unterschiedlichen Personen.

Mir hat dieser ruhige, eindringliche Roman sehr gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich ihn zwar nicht als gesamtes, aber zumindest zum Ende hin ziemlich trostlos fand. Ich hätte mir wenigstens einen kleinen Hoffnungsschimmer gewünscht. Ansonsten aber bisher eines meines Jahreshighlights.

Peter S. Beagle – Summerlong

Die mysteriöse Kellnerin Lioness taucht im Leben von Joanna und Abe auf, das daraufhin nicht mehr dasselbe ist – sie entdecken sich selbst als Menschen und einander als Liebespaar ganz neu, rundherum scheint ein ewiger Sommer zu beginnen und es ereignen sich unerklärliche Dinge.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, sind die beiden bereits älteren Hauptfiguren und ihre interessante Beziehung. Die erste Hälfte hat zudem etwas Märchenhaftes, als man die Auswirkungen von Lioness auf ihre Umgebung und die Menschen miterlebt. Joanna und Abe sowie Joannas Tochter Lily brechen aus alten Mustern aus und scheinen sich selbst ganz neu zu erfinden.

Nicht ganz so gut hat mir die zweite Hälfte des Buches gefallen, was unter anderem daran liegt, dass bald klar wird, wer oder was Lioness ist, das aber für die Protagonisten lange ein Rätsel bleibt. Ich finde das durchaus glaubwürdig, da die meisten Menschen nicht so schnell eine magische Erklärung akzeptieren würden. Aber es führt leider dazu, dass die Auflösung des Rätsels bei mir nur noch den Gedanken „na endlich“ hervorrief. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass sich am Ende einige Dinge anders entwickelt hätten, aber das ist nun wirklich reine Geschmacksache.

Ein ungewöhnlicher und ruhiger phantastischer Roman, der mich aber leider nicht so begeistern konnte wie etwa „Das letzte Einhorn“ oder „Tamsin“.

Sebastian Fitzek – Der erste letzte Tag

Ein gestrichener Flug führt dazu, dass zwei sehr unterschiedliche Menschen sich im letzten verfügbaren Mietwagen auf den Weg von München nach Berlin machen. Kurz nach dem Aufbruch lassen sie sich auf ein ungewöhnliches Gedankenexperiment ein: Was würden sie an diesem Tag machen, wenn es ihr letzter wäre?

Ich habe zwei oder drei Thriller von Sebastian Fitzek gelesen, die ich mittelmäßig fand. Als dieses Buch bei einem Lesekreis, an dem ich ab und zu teilnehme, auf der Liste stand, war ich daher nicht besonders begeistert, aber der Klappentext weckte meine Neugierde. Ich mag Roadtrips und noch mehr solche, die ganz unterschiedliche Menschen zusammenbringt. Und das Buch hatte tatsächlich auch einige Momente, die ich sehr schön fand. Alles in allem konnte ich aber weder mit den beiden Hauptfiguren noch mit dem Humor viel anfangen. Ich fand das Buch sehr bemüht lustig und auf Dauer ermüdend. Schade außerdem, dass es zwar interessante und sozialkritische Themen aufwirft, dabei aber völlig an der Oberfläche bleibt.

Sebastian Fitzek ist wohl einfach nicht der richtige Autor für mich – egal, welches Genre er schreibt.

1 thought on “[Kurzrezensionen] Von Klimawandel, ewigem Sommer und einem Roadtrip

Leave a Reply

Your email address will not be published.

Datenschutz
Ich, Judith Oliva (Wohnort: Österreich), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
Datenschutz
Ich, Judith Oliva (Wohnort: Österreich), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.