Krimi/Thriller Rezensionen

Liz Moore – The God of the Woods

erschienen bei Penguin Random House
ungekürztes Hörbuch; gelesen von Saskia Maarleveld

Im August 1975 verschwindet die 13jährige Barbara Van Laar aus dem Ferienlager „Camp Emerson“ in den Adirondack Mountains. Das Camp gehört ihrer wohlhabenden Familie, die auch das umliegende Land besitzen. Barbaras Verschwinden weckt Erinnerungen an einen anderen Vermisstenfall im Jahr 1961. Damals verschwand ihr Bruder Bear und wurde nie gefunden. Noch dazu ist ein aus dem Gefängnis geflohener Mörder in der Gegend unterwegs und schon 1961 gingen Gerüchte um, dass er etwas mit Bears Verschwinden zu tun hatte.

„The God of the Woods“ ist teils ein Krimi, teils aber auch ein Gesellschafts-/Familiendrama. Die Handlung wechselt zwischen den Jahren 1961 und 1975 und springt viel zwischen den Zeiten und Perspektiven. Das fand ich anfangs ein bisschen verwirrend (beim Hörbuch wohl noch mehr), aber bald konnte ich die verschiedenen Personen auseinandersortieren und fand mich gut in das Buch ein. Die Ereignisse werden aus vielen Perspektiven beleuchtet, die alle nur einen kleinen Teil der Wahrheit enthüllen. Dadurch gibt es viele Verdachtsmomente und falsche Fährten und die einzelnen Fäden werden nur allmählich zu einem Ganzen zusammengeführt. Das fand ich sehr spannend, zumal ich fast alle Perspektiven sehr interessant zu lesen fand.

Liz Moore lässt sich zunächst viel Zeit, um die Figuren und ihre Beziehungen zueinander vorzustellen. Wir lernen Barbara kennen, die gegen ihre Eltern rebelliert, ihre Mutter Alice Van Laar kennen, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist, die resolute TJ, die das Camp leitet und eine ganze Reihe von weiteren Personen. Eher spät wird die junge Ermittlerin Judyta Luptack eingeführt, eine der ersten Frauen bei der Polizei in der Region. Mit ihr konzentriert sich die Handlung nun mehr auf den Kriminalfall und die Ermittlungen, auch wenn der Roman weiterhin sehr charakterzentriert bleibt. Judyta war eine meiner liebsten Perspektiven – sie ist sehr auf den Fall fokussiert und darauf sich unter ihren männlichen Kollegen zu beweisen, kämpft daneben aber auch damit sich von ihrer Familie abzunabeln. Mit ihr konnte ich mich wohl von allen am besten identifizieren und ich fand es schön ihre Entwicklung mitzuverfolgen.

Liz Moore spricht neben dem Thema um weibliche Selbstbestimmung, das viele der Perspektiven auf unterschiedlichste Weise durchzieht, auch Machtmissbrauch und Privilegien sowie soziale Ungerechtigkeit an. Und auch, wenn der Roman in den 60er und 70er Jahren angesiedelt ist und vieles natürlich auch in dieser Zeit verhaftet ist, sind diese Themen doch noch immer aktuell und lassen sich auch (leider) auf die Gegenwart übertragen.

Sehr schön fand ich auch die atmosphärische Beschreibung der Adirondacks, auch wenn ich mir von einem Buch mit diesem Titel fast noch etwas mehr Wildnis und düster-mysteriöse Wälder erwartet hätte.

Die Auflösung schließlich ist in einigen Aspekten überraschend und prinzipiell auch in sich stimmig, hat mich aber trotzdem nicht ganz zufriedengestellt. Anette hat dazu in ihrer Rezension mehr geschrieben. Wer also nicht vor Spoilern zurückschreckt, kann bei ihr nachlesen, was die problematischen Aspekte der Auflösung sind. Ich kann ihr da in allem nur zustimmen.

Fazit: Insgesamt ein sehr fesselndes Buch, das relevante Themen anspricht und mit den Geheimnissen, die nach und nach aufgedeckt werden, sehr gut die Spannung hält, obwohl es mehr character- als plot-driven ist. Nur das Ende fand ich nicht ganz so gelungen.

2 thoughts on “Liz Moore – The God of the Woods

  1. Ich hatte mir auch mehr Waldstimmung versprochen von dem Buch, aber immerhin hat es mich dazu gebracht, mehr über die Adirondacks zu lesen. Hab allerdings außer Wikipedia nicht viel gefunden…
    Judyta war für mich auch die Ankerfigur, deren Perspektive ich am liebsten mochte.

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