Phantastisch Rezensionen

[Kurzrezensionen] Vier phantastische Romane

Dieses Jahr habe ich irgendwie kein Händchen für phantastische Literatur. Was ich gelesen habe, hat mich alles nicht so wirklich überzeugt. Da es inzwischon schon länger her ist, dass ich die Bücher gelesen habe, gibt es dazu nur noch Kurzrezensionen:

Patrick Rothfuss – The Narrow Road Between Desires

Es handelt sich bei diesem Buch um eine Nebengeschichte rund um die „Kingkiller Chronicles“ von Patrick Rothfuss, wie auch bereits „The Slow Regard of Silent Things“. Diesmal geht es um Kvothes Gehilfen und Studenten Bast, dem wir einen Tag lang folgen – von der Morgendämmerung bis nach Mitternacht. Er handelt mit Geheimnissen und Sehnsüchten, schmiedet Ränke und lässt sich auf riskante Tauschgeschäfte ein.

Ich glaube, dass dieses Novelle nicht gut für sich alleine steht, aber für alle, die die ersten beiden Bände der „Kingkiller Chronicles“ gelesen haben, gibt sie einen schönen Einblick in Basts Gedankenwelt und wie er sich als Trickster durch den Tag manövriert. Dass mich dieses Buch dennoch frustriert hat, liegt nicht unbedingt an der Geschichte an sich: Es hat mir einfach deutlich gemacht, dass ich kein Interesse mehr an Nebengeschichten habe, solange nicht endlich die Haupt-Trilogie abgeschlossen ist. Ich will den dritten Band lesen und nicht irgendwelche Sideplots. Das Buch ist schön gestaltet mit Illustrationen von Nate Taylor und wie alles von Patrick Rothfuss elegant geschrieben. Wer einfach nur weiter in die Welt von Kvothe eintauchen möchte, wird damit sicher seine Freude haben. Von den zahlreichen offenen Fragen der Haupthandlung wird darin allerdings keine beantwortet.

Eowyn Ivey – Black Woods, Blue Sky

Die junge Mutter Birdie arbeitet in einem Dorf in Alaska in einer Lodge als Kellnerin und kämpft daneben damit, ihre Tochter Emaleen alleine großzuziehen. Als sie den schweigsamen Arthur kennenlernt, eröffnet sich ihr die Chance für ein neues Leben, die sie nur zu gerne ergreift.

Ich habe von Eowyn Ivey bisher zwei andere Romane gelesen, die ich großartig fand („Das Schneemädchen“ und „Das Leuchten am Rand der Welt“), daher habe ich sofort zugegriffen, als von ihr dieses Jahr ein neuer Roman erschien. Aber dieses Mal wollte der Funke nicht so recht überspringen. Die Geschichte hat Anklänge an „Die Schöne und das Biest“ sowie „Östlich von der Sonne und westlich vom Mond“ und vielleicht habe ich deshalb etwas erwartet, das ähnlich märchenhaft ist wie „Das Schneemädchen“. Aber obwohl vor allem die Landschaftsbeschreibungen sehr atmosphärisch und auf ihre Weise märchenhaft sind, ist der Handlungsverlauf erschreckend brutal und fast schon deprimierend. Ich bin jetzt keine Leserin, die nur Wohlfühllektüre möchte, aber dieses Buch hat mir etwa ab der Hälfte einfach überhaupt keine Freude mehr gemacht. Noch dazu konnte ich mit den meisten Figuren nichts anfangen, vor allem mit Birdie nicht, die oft unglaublich verantwortungslos und egoistisch handelt. Dabei hätte man mit einem solchen Charakterkonzept durchaus gut arbeiten können, aber sowohl Birdie als auch Arthur entwickeln keine wirkliche Tiefe und dementsprechend funktionierte für mich auch die Liebesgeschichte nicht. Emaleen war die einzige, die das ganze noch irgendwie zusammenhielt. Ich konnte teilweise kaum glauben, dass dieses Buch von derselben Autorin ist, die in ihren vorigen Werken so warmherzige, dabei aber durchaus komplexe Figuren entworfen hat. Schade, aber „Black Woods, Blue Sky“ war nichts für mich.

Sarah Brooks – Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland

Der sagenumwobene Transsibirien-Express durchquert das Ödland, von dem niemand genaueres weiß. Nachdem die Route für eine Weile eingestellt wurde, macht sich nun endlich wieder ein Zug auf den Weg – an Bord eine Reihe von Reisenden, die alle ihre eigenen Gründe für diese Fahrt haben.

Dieses Buch ist mir zufällig in einer Buchhandlung untergekommen – allerdings nicht in der Fantasyabteilung. Daher hatte ich an den Roman die falschen Erwartungen. Ich dachte, es würde sich eher um einen historischen Roman über die tatsächliche transsibirische Eisenbahn handeln, lediglich mit leichten magischen Elementen. Tatsächlich sind die Fantasy-Anteile aber sehr prominent und treten im Laufe der Handlung auch immer stärker in den Vordergrund. Nun lese ich ja sehr gern phantastische Literatur, aber es war einfach nicht das, was ich mir von diesem Roman erhofft hatte. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass die Welt des Ödlandes recht wenig durchdacht war – als wären die Fantasy-Elemente nur dazu da, um Spannung aufzubauen oder unlogische Wendungen zu erklären. Dementsprechend schien die Magie einfach immer genau so zu funktionieren, wie es der Plot erforderte. Was ich sehr interessant fand, waren die Geschichten der Reisenden, aber diese traten im Laufe der Handlung immer weiter in den Hintergrund, während der Plot immer konfuser wurde. Das Ende ergibt im Kontext des Romans Sinn, hat mir aber trotzdem nicht allzu gut gefallen.

Ich will gar nicht mal sagen, dass ich das Buch schlecht fand. Wenn man bereit ist, sich ganz auf die Magie einzulassen und diese nicht zu stark zu hinterfragen, kann ich mir vorstellen, dass man viel Freude mit dem Roman hat. Für mich war er leider nichts.

T. Kingfisher – The Hollow Places

Kara hat sich gerade von ihrem Mann scheiden lassen und weiß nicht wohin. Da kommt es ihr gerade recht, dass sie im Kuriosenkabinett ihres Onkels aushelfen soll und dort auch direkt einen Platz zum Wohnen hat. Ihre Freude wird aber schnell gedämpft, als sie ein mysteriöses Loch in der Wand entdeckt und dahinter eine gefährliche fremde Welt vorfindet.

Auch dieses Buch war eher ein Zufallsfund – dieses Mal in der Bücherei. Was mich hier gleich angesprochen hat, war das kuriose Museum und ich fand es auch sehr amüsant darüber zu lesen. Als Angsthase erster Güte hatte ich ein bisschen Bedenken wegen der gruseligen Elemente, aber obwohl die eigenartige Parallelwelt einige Schauerlichkeiten zu bieten hatte, verursachte das Buch bei mir keine schlaflosen Nächte. Das lag für mich einerseits daran, dass ich die Beschreibungen oft etwas konfus fand und mir die fremde Weidenwelt sowie etliche Situationen nur schwer vorstellen konnte. Und andererseits daran, dass mir der Schreibstil zu flapsig war. Kara und ihr Freund Simon, der nebenan in einem Café arbeitet, sind beide Mitte 30 und inhaltlich ist der Roman auch nicht als Jugendbuch konzipiert. Aber Karas Erzählstimme und viele Dialoge kamen mir vor, als würden sie sich an eine jüngere Zielgruppe wenden. Ich weiß nicht, ob das ein Problem der Übersetzung ist, aber es irritierte mich ziemlich.

Insgesamt ein recht skurriles Buch, das nicht ganz meinen Nerv getroffen hat. Ich fand die Lektüre trotzdem unterhaltsam und könnte mir vorstellen, dass ich nochmal etwas von T. Kingfisher lese. Dann aber zur Sicherheit besser im Original.


5 thoughts on “[Kurzrezensionen] Vier phantastische Romane

  1. Schade, dass du so viel Pech mit fantastischen Romanen in der letzten Zeit hattest.

    „Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ habe ich im Original noch als eBook ungelesen auf dem Reader. Ich bin gespannt, wie mir das Buch gefallen wird, da ich eher von Fantasy mit Transibirischen-Eisenbahn-Einflussen ausgegangen bin und deshalb mit anderen Erwartungen als du an die Geschichte herangehen kann.

    Und bei „The Hollow Places“ habe ich jetzt erst gesehen, dass du die deutsche Ausgabe gelesen hast – und ich könnte mir wirklich vorstellen, dass dir der Ton im Original besser gefallen hätte. Die beiden Figuren haben zwar einen etwas flapsigen Ton miteinander, weil sie das als Ventil für ihre Ängste und Befürchtungen nutzen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es da mit teenagerhaften Dialogen zu tun gehabt hätte. Jetzt wüsste ich gern, wie dir wohl „The Twisted Ones“ im Original gefallen würde.

    1. Die Erwartungshaltung hat da auf alle Fälle eine große Rolle gespielt – bei allen diesen Büchern eigentlich, bis auf „The Hollow Places“. Ich hoffe daher, dass dir „Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ besser gefällt!
      „The Twisted Ones“ klingt allerdings doch recht gruselig. Oder täuscht da die Beschreibung?

      1. Lustigerweise hatte ich das Buch aus den Tiefen meines eReaders geholt und gedacht, dass ich das in dieser Woche lesen würde. Aber dann kamen mir die „Penric & Desdemona“-Bücher dazwischen. *g*

        „The Twisted Ones“ fand ich eigentlich nicht gruseliger als „The Hollow Places“ und ich bin eher zimperlich, wenn es um Horrorgeschichten geht. Allerdings ist die „Bedrohung“ draußen im Wald und wenn du dazu neigen solltest, bei unpassenden Gelegenheiten an solche Buchelemente zu denken, dann wäre es angesichts deiner Wanderungen vielleicht nicht das passende Buch.

        1. Ich glaube, deshalb fand ich den Grusel in „The Hollow Places“ nicht so schlimm, weil es halt in der Parallelwelt und somit losgelöst von der Realität war. Bedrohungen im Wald sind da eher Dinge, die mir dann im Hinterkopf sitzen, wenn ich mal wieder abends alleine unterwegs bin.

        2. Das hatte ich befürchtet, weshalb ich das lieber erwähnt habe. Wirklich schlimm fand ich die Geschichte nicht, aber es gibt eine Szene, wo die Protagonistin durch das Fenster beobachtet wird, und dieser Moment ist bei mir hängengeblieben.

          Ansonsten gibt es noch die „Sworn Soldier“-Bücher von der Autorin, die mich eigentlich reizen würden, wenn nicht der erste Band auf „The Fall of the House of Usher“ basieren würde – und wenn ich Pech habe, dann läuft das auf eine Variaten von Horror hinaus, mit der ich Probleme habe. Das war schon bei „Mexican Gothic“ so, was ich eigentlich sehr gut fand, was ich aber wegen eines bestimmten Aspekts nie wieder lesen würde und deshalb direkt nach dem Lesen aussortiert habe.

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