Elizabeth von Arnim – The Enchanted April
Der Roman „The Enchanted April“ der britischen Schriftstellerin Elizabeth von Arnim erschien 1922 und wurde 1991 verfilmt. Es geht darin um vier Londoner Frauen, die Anfang der 1920er Jahre eine Villa am Golf von Genua mieten, um
zu entkommen und jede auf ihre Weise Abstand von den (Ehe-)Männern zu bekommen.Ich bin dieses Jahr bei der Suche nach passender „Frühlingslektüre“ zufällig auf diesen Klassiker gestoßen, von dem ich ehrlich gesagt noch nie zuvor gehört hatte. Umso mehr freut es mich, dass ich ihn nun entdeckt habe, denn es handelt es sich um einen ganz wunderbaren humorvollen, warmherzigen und leichtfüßigen Roman. Im Mittelpunkt stehen die vier so unterschiedlichen Frauen, die anfangs nichts außer der gemeinsamen Unterkunft verbindet. Und es scheint zunächst auch, als könnte die Zweckgemeinschaft nicht funktionieren – zu viele Reibungspunkte gibt es zwischen den vieren und den Männern, die nicht lange fern bleiben. Aber dank der ganz besonderen Atmosphäre der italienischen Villa und den Bemühungen der naiven, aber liebenswerten Lotty Wilkins entwickeln sich allmählich Freundschaften. Witzige Situationen, der gemächliche Erzählton und das Happy End machen das Buch zu einer echten Wohlfühllektüre. Der Realismus mag vielleicht manches Mal etwas auf der Strecke bleiben, aber ich hatte meine wahre Freude mit dem Roman.
Julia Fellinger – Ein Jahr in Norwegen
Nach Norwegen auszuwandern, stand eigentlich nicht auf Julia Fellingers Plan. Aber als ihrem Lebenspartner zunächst für ein Jahr eine Stelle als Landarzt in einer kleinen Ortschaft am Sognefjord (Südwestnorwegen) angeboten wird, bricht sie gemeinsam mit ihm in den Norden auf.
In diesem recht kurzen Buch schildert sie ihre positiven und negativen Erfahrungen mit Norwegen, vermittelt einen guten Eindruck vom dortigen Lebensgefühl und zieht Vergleiche zu Deutschland. Vieles hat mich an mein eigenes Auslandssemester in Norwegen erinnert, auch wenn natürlich zwischen einem kleinen Dorf am Fjord und Oslo Welten liegen. Ich fand das Buch sehr nett zu lesen – es liest sich quasi wie im Flug weg, ist unterhaltsam geschrieben und enthält auch einiges an Selbstreflexion. Aufgrund der Kürze bleibt es aber doch sehr an der Oberfläche und wirkt stellenweise etwas sprunghaft. Ich hätte mir manchmal tiefere Einblicke und einen weniger episodenhaften Aufbau gewünscht.
Anne von Canal – Whiteout
Die Klimaforscherin Hanna befindet sich gerade in der Antarktis, als sie von ihrem Bruder die kurze Nachricht „Lieber Amundsen, Scott ist tot. Melde dich, Wilson“ erhält. Mit einem Schlag wird sie zurück katapultiert in die Vergangenheit, als sie und ihr Bruder gemeinsam mit ihrer besten Freundin Fido Polarexpeditionen nachspielten und die ganze Freizeit miteinander verbrachten – bis ganz plötzlich der Kontakt abbrach. Während Hanna von ihren Erinnerungen eingeholt wird, hat sie in der Gegenwart mit Spannungen im Forscherteam und Schneestürmen zu kämpfen.
Antarktis, Polarforschung, die Geschichte einer Freundschaft – es klang, als wäre dieser Roman wie für mich geschrieben. Leider konnte er mich aber nicht überzeugen. Ich fand ihn zwar streckenweise sehr fesselnd und den Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart reizvoll, aber mir war nicht ganz klar, worauf der Roman überhaupt hinauswollte. Ich konnte auch das Verhalten der Figuren oft nicht nachvollziehen und fand besonders Hanna in der Gegenwart sehr anstrengend; manchmal sogar hochgradig unprofessionell. Am Ende wird man dann mehr oder weniger in der Luft hängengelassen. Ich habe an sich nichts gegen offene Enden, aber hier habe ich das Buch sehr ratlos und unbefriedigt zugeklappt. Schade, denn von den Themen her fand ich den Roman sehr interessant – aber die Umsetzung war leider nicht mein Fall.
„The Enchanted April“ klingt sehr nett – ich kenne weder das Buch, noch die Verfilmung, halte den Titel aber mal im Hinterkopf, wenn meine Lust auf Cozies endlich mal abklingt. 🙂
Schade, dass die anderen beiden Bücher nicht so dein Ding waren. Hoffentlich bekommst du demnächst mal wieder ein Buch in die Finger, dass dich in den Norden reisen lässt und dich vollkommen fesseln kann.
„The Enchanted April“ ist allerdings auch sehr cozy – nur ohne Krimianteil. *g*
„Ein Jahr in Norwegen“ war schon okay, das fand ich sehr nett zu lesen – es hat mich nur nicht so begeistert, wie ich es mir erhofft hätte. Um „Whiteout“ wars halt schade, weil es alle Zutaten für ein interessantes Buch gehabt hätte, aber als Gesamtpaket trotzdem nicht funktioniert hat.
Das klingt gut, den Krimianteil brauche ich nicht unbedingt, auch wenn das in der Regel einen schönen roten Faden durch die Handlung gibt. Lustigerweise habe ich gestern auf dem eReader eine Sammlung mit Elizabeth-von-Arnim-Titeln gefunden und nun frage ich mich, ob ich mir die angeschafft hatte, weil du die schon vorher mal empfohlen hattest. Gelesen habe ich aber noch keins der Bücher und auch gestern habe ich erst einmal etwas weitergeblättert. *g*
Ich habe im April schon mal „The Enchanted April“ erwähnt, aber vorher habe ich die Autorin bestimmt noch nicht empfohlen.
Wie schade, dass der Antarktis-Titel so enttäuschend war! Mit der Inhaltsangabe hattest du mich auch direkt am Haken. Aber wenigstens waren die anderen beiden Titel ganz nett bzw. gut. Aus der Reihe “Ein Jahr in …“ hab ich auch schon was gelesen (Dublin und London), als kleinen Einstieg in ein Reiseziel fand ich das Konzept ganz nett. Vielleich wurde deiner Autorin die Längenbeschränkung der Reihe zum “Verhängnis“ und ihr Bericht ist deshalb zu oberflächlich geraten.
Ich sage so etwas nur selten, weil ich an sich gern deutsche Gegenwartsliteratur lese, aber ich hatte bei „Whiteout“ ein bisschen das Gefühl, dass es zu gewollt literarisch war.
Dass „Ein Jahr in …“ eine Reihe ist, wusste ich gar nicht. Danke für den Hinweis, dann kann ich ja mal schauen, was es da noch so gibt. Vermutlich funktioniert das auch besser mit einem Land, das man selbst noch nicht so gut kennt.