Genre: Thriller/Familiendrama
Seiten: 368
Verlag: Mira Taschenbuch
ISBN: 978-3899418682
Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternchen
Zwei Familien stellen eines Morgens fest, dass ihre siebenjährigen Töchter Petra und Calli über Nacht verschwunden sind. Die beiden Mädchen sind beste Freundinnen, obwohl Calli seit drei Jahren kein Wort mehr gesprochen hat. Doch niemand weiß, ob ihr Verschwinden miteinander in Zusammenhang steht und was geschehen sein könnte. Und in all der Panik und Aufregung lassen auch gegenseitige Beschuldigungen nicht lange auf sich warten.
„Das Flüstern der Stille“ beginnt mit vielen Perspektiven und macht einem den Einstieg nicht gerade leicht: Mehrere Ich-Erzähler (sowie eine 3. Person – Calli) wechseln immer schon nach wenigen Seiten, was zunächst etwas verwirrend ist. Mit der Zeit kam ich damit besser klar, aber ich bin allgemein kein Fan von allzu schnellen Wechseln. Kaum hat man sich in eine Figur hingefunden, wird man schon wieder hinausgeworfen und muss mit der nächsten klarkommen. Bei Ich-Erzählern ist die Sache noch etwas heikler, zumal die Figuren hier alle dieselbe Erzählstimme haben. Dadurch klingen vor allem die Kinder nicht besonders authentisch, da Wortschatz und Formulierungen überhaupt nicht an ihr Alter angepasst werden. Auch Callis Bruder, der 12jährige Ben, klingt viel eher wie ein Teenager um die 15 – und verhält sich auch so.
Was solche Dinge betrifft – Figuren und vor allem die Erzählstimme in der Ich-Perspektive – bin ich sehr pingelig, daher hat mich das wohl auch übermäßig gestört, obwohl der Roman sonst sprachlich sehr gut zu lesen ist.
Die Figuren sind ansonsten auch durchaus klar charakterisiert, und ich fand es spannend, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Allgemein geht es in dem Roman sehr viel um das Leben und die Probleme in den jeweiligen Familien sowie um die bisherige Lebensgeschichte der einzelnen Ich-Erzähler. Wer also einfach nur einen geradlinigen und actionreichen Thriller erwartet, wird mit diesem Roman sicherlich nicht auf seine Kosten kommen. Allgemein tritt die eigentliche Thrillerhandlung teilweise stark in den Hintergrund, was mich persönlich aber keineswegs gestört hat. Mich hat die Handlung trotzdem gefesselt und ich war gespannt, wie sich alles aufklären würde.
Leider war mir etwa ab der Hälfte des Buches klar, wer für Petras Verschwinden verantwortlich war und ich hatte die ganze Zeit gehofft, es würde doch noch zu einer unerwarteten Wendung kommen. Diese kam aber nicht, was mich doch ein wenig enttäuscht hat. Ich bin bei Krimis (vor allem bei Agatha Christie) normalerweise völlig unfähig, vor der Auflösung den Mörder zu erraten, aber bei Thriller bzw. Romanen mit Thrillerelementen habe ich fast immer das Problem, dass ich schnell hinter die Auflösung komme, während die Identität des Verbrechers im Buch noch immer beinahe krampfhaft verschleiert wird.
Auch hier hat das mein Lesevergnügen getrübt und ich frage mich wirklich, weshalb ich solche Bücher immer so schnell durchschaue, während andere Leser von unerwarteten Wendungen sprechen. Ich hatte dasselbe Problem ja etwa auch bei Isola.
Da die Thrillerhandlung bei „Das Flüstern der Stille“ nicht so sehr im Mittelpunkt steht, lässt sich so etwas natürlich verkraften, aber ein wenig genervt war ich dennoch.
Insgesamt fand ich den Roman keineswegs schlecht und er ließ sich auch sehr flott dahinlesen, aber es gab doch einige Punkte, die mein Lesevergnügen getrübt haben.