Rezensionen Science Fiction

George R. R. Martin – Die Flamme erlischt

Genre: Science Fiction
Seiten: 337
Verlag: Fantasy Productions
ISBN: 978-3890645308
Meine Bewertung: 2,5 von 5 Sternchen

Themen-Challenge (Ehre)

Worlorn ist ein sterbender Planet: Nach einer kurzen Phase der Sonnennähe, in der der gesamte Planet zu einem Schauplatz eines einzigartigen Festivals wurde, driftet er nun allmählich wieder in die Dunkelheit. In den einst prächtigen Städten frönen jetzt fanatische Anhänger einer archaischen Kultur der Menschenjagd.
In diese Gesellschaft stolpert nun ahnungslos Dirk t’Larien auf der Suche nach seiner einstigen Geliebten Gwen hinein und bringt durch die Missachtung des kavalarischen Ehrenkodex nicht nur sich selbst in Gefahr.
Ich dachte nicht, dass ich jemals einen Roman von George R. R. Martin so schlecht bewerten würde, aber ich war tatsächlich mehrmals kurz davor das Buch abzubrechen – und wäre es nur ausgeliehen gewesen, hätte ich das bestimmt auch gemacht.
Dabei hat der Roman durchaus einige interessante Ansätze: Ein ungewöhnliches Setting, das durch eine düstere Melancholie besticht, fremdartige Kulturen und persönliche Konflikte, die den Figuren ihre Entscheidungen erschweren.
Dennoch habe ich mich die ganze Zeit nie ganz in den Roman eingefunden. Die Handlung tritt leider bis zur Hälfte völlig auf der Stelle, da zunächst vor allem ermüdende Beschreibungen der kavalarischen Gesellschaft im Mittelpunkt stehen. Bis zu einem gewissen Punkt sind diese zwar notwendig, damit man die weitere Handlung nachvollziehen kann, aber es war einfach viel zu viel und auch viel zu trocken beschrieben.
Auch mit den Figuren hatte ich so meine Probleme. Am interessantesten sind einige der Nebenfiguren, während Gwen und vor allem Dirk sehr blass bleiben. Obwohl man den gesamten Roman aus der Sicht von Dirk erlebt, wird er selbst nicht wirklich greifbar. Und dort, wo er das wird, wirkt er durch seine Ignoranz, seine Dummheit und seine Tatenlosigkeit nicht unbedingt sympathisch. Ja, man kann Dirk wenigstens nicht vorwerfen, er wäre ein allzu strahlender Held. Ich brauche beim Lesen auch beileibe keinen strahlenden Helden, ganz im Gegenteil: Ich mag ambivalente Figuren, aber mit derart schwachen Figuren habe ich so meine Probleme.
So konnte ich auch nie nachvollziehen, was Gwen jemals an Dirk gefunden hat – aber da Gwen selbst sehr eindimensional erscheint, konnte ich auch nicht nachvollziehen, wieso er selbst nach Jahren immer noch so auf sie fixiert ist.
Alles in allem haben dieser Roman und ich einfach nicht zusammengepasst. Positiv ist anzumerken, dass die Figuren hier stark in ihrer Gesellschaft verankert sind und daher in ihrer Denkweise oft tatsächlich sehr fremd wirken. Hier hat Martin wirklich gute Arbeit geleistet, auch wenn ich die unglaubliche Fixierung der Kavalaren auf ihre Ehre etwas anstrengend fand. Ehre und Ehrenkodex und der Umgang damit wird hier überhaupt sehr stark thematisiert – und stürzt die Figuren auch immer wieder in Zweifel. Wieviel ist Ehre wirklich wert? Soll ihr alles andere untergeordnet werden? Auch Freundschaft oder gar das eigene Leben? Diese Fragen und die Entscheidungen der Figuren haben mich an dem Roman am meisten gefesselt.
Leider konnte das aber die Schwachpunkte für mich nicht aufwiegen.
Ich möchte gar nicht sagen, dass der Roman schlecht ist (ich habe sonst auch nur begeisterte Kritiken gefunden), aber er war einfach nicht das richtige für mich. Vermutlich habe ich mir mehr einen „typischen“ Martin erwartet, wie es für mich „Das Lied von Eis und Feuer“ sowie „Fiebertraum“ sind – mit Figuren, die einen sofort fesseln und Beschreibungen, die sich in die Handlung einfügen. Und vielleicht ist Science Fiction auch einfach nicht mein Genre.
Schade, aber „Die Flamme erlischt“ ist mir gerade mal 2,5 (großzügige) Sternchen wert.

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