Schreibgeplauder

Auf der Sonnenseite des Lebens: Maldwin

Ich wollte eigentlich die Vorstellung von Maldwin erst schreiben, wenn ich ihn endlich zu Papier gebracht habe, aber da ich einfach derzeit überhaupt nicht in einer Zeichen- oder Malphase bin, werde ich das Bild irgendwann nachreichen. (Edit: Bild ist nachgereicht)
Maldwin

Selten sind meine Figuren so vom Glück begünstigt wie Maldwin Hatras: Er ist ein reicher Tuchhändler Ende 30, der in der Stadt Kronn sozusagen in Saus und Braus lebt. Als Sohn eines cumeischen Händlers und einer skonischen Adeligen, die mit der Königin verwandt ist, wird er vom „alten“ Adel in der Stadt zwar mit Geringschätzung betrachtet, aber wer soviel Geld (und als Kreditgeber so mancher wichtiger Person auch viel Einfluss) hat, kann über so etwas leicht hinwegsehen.

Dementsprechend selbstbewusst geht Maldwin durchs Leben. Er ist ein Genießer, der guten Wein, gutes Essen, gute Gesellschaft und gute Unterhaltung schätzt. Oder zumindest vermittelt er dieses sorglose Bild nach außen. Er unterstützt auch das königliche Theater finanziell – wobei sein Interesse ursprünglich weniger dem Theater an sich als mehr der Schauspielerin Kudune galt, mit der er für eine kurze Zeit eine Affäre hatte.

Mittlerweile pflegt Maldwin aber mit Herun eine – wie er es selbst nennt – Liebschaft, obwohl er inzwischen mehr für sie empfindet, als sie beide wahrhaben wollen. Er war bereits einmal verheiratet, aber diese Ehe ist grandios gescheitert und seither hat er feste Bindungen gemieden.

Maldwin ist eine meiner ungewöhnlichsten Figuren. Er ist ein gutgelaunter und scharfzüngiger Spötter, der keinerlei Selbstzweifel kennt und auch wenig Geduld mit Menschen hat, die selbst eher unsicher sind. Jegliche Minderwertigkeitskomplexe sind ihm fremd – natürlich: Er ist erfolgreich, gutaussehend und hat keinerlei Geldsorgen. Man kann sich also vorstellen, dass Bescheidenheit nicht zu seinen Stärken gehört.

Gerade deshalb finde ich ihn aber sehr erfrischend und hatte einen unglaublichen Spaß daran ihn zu schreiben.

Mein einziges Problem mit ihm ist, dass er mich oft anlügt. Das kenne ich so von keiner anderen Figur. Viele sind verschlossen oder wollen ihre wahren Gefühle verbergen, aber bei Maldwin geht es noch darüber hinaus. Bei den anderen Figuren weiß ich es immerhin, wenn sie gerade nicht ihr wahres Ich zeigen, aber bei ihm bin ich mir da oft nicht so sicher. Wieviel von seinem Charakter ist lediglich Blendwerk? Ein Ruf, den er nach außen pflegt?
Das macht ihn ab und zu etwas undurchschaubar selbst für mich – was vermutlich auch daran liegt, dass ich nie aus seiner Perspektive schreibe.
Obwohl Maldwin also einer meiner Lieblinge beim Schreiben ist, kann ich nicht behaupten, ihn wirklich gut zu kennen. Und dazu passt vielleicht auch folgende Szene ganz gut:
Während sie gemeinsam das Harbrand-Theater verließen, dachte Herun an den kalten, drohenden Tonfall von Maldwin vorher bei Mede. Das war eine Seite an ihm, die sie noch nicht gekannt hatte. “Ich scheine auch außerhalb der Bühne von Schauspielern umgeben zu sein, die ständig nur Rollen spielen.”
“Wovon redest du?”
“Wer ist der wahre Maldwin? Der, der mit freundlichem Lächeln Lügen erzählt? Der, der kalte Drohungen ausspricht? Der, der eine Abendgesellschaft mit Spott und Witzen unterhält? Oder der, der mir ohne zu fragen beisteht, wenn ich Hilfe brauche?”
Maldwin lachte. “Nun, ich bin der eine ebenso wie der andere. Wir alle tragen verschiedene Masken in verschiedenen Situationen, Herun.”
“Ich trage keine Masken.”

4 thoughts on “Auf der Sonnenseite des Lebens: Maldwin

  1. Interessant: Ich hatte die Charaktervorstellung jetzt nicht mehr im Kopf und war beim Betrachten des Bildes ganz gespannt, ob sich die Eigenschaften, die ich mir anhand des Portraits ausgemalt hatte, auch wirklich seine sein sollen.

    Im Großen und Ganzen passt das wirklich sehr gut. Besonders der leicht arrogante, süffisante und von sich überzeugte Blick trifft total ins Schwarze. Kompliment!!!

    1. Oha, daran, dass ich ja jetzt wegen des Spams bei älteren Beiträgen die Kommentare erst freigeben muss, muss ich mich erst noch gewöhnen. Tut mir also sehr leid, dass mir dein Kommentar durch die Lappen gegangen ist!

      Vielen Dank dafür. 🙂 Es freut mich sehr, dass für dich das Bild zur Vorstellung passt – und genauso, wie du seinen Blick beschreibst, soll es im Bild rüberkommen. 🙂

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