Jugendbuch Krimi/Thriller Phantastisch Rezensionen

Zweimal England und einmal ein phantastisches Wales

Bei mir stapeln sich noch immer die Bücher, die ich rezensieren möchte, daher gibt es wieder einmal ein paar nur in Kurzrezensionen:
Lloyd Alexander – The Castle of Llyr
Auf der Insel Mona soll Eilonwy – wie es für ihre Herkunft angemessen ist – zu einer anständigen Prinzessin erzogen werden. Doch schnell stellt sich heraus, dass Eilonwy Gefahr von einer alten Feindin droht. Ein Glück, dass Taran und Gurgi sie auf die Insel begleitet haben und auch ihre anderen Freunde nicht weit sind.
Ich fand den 3. Band der „Chronicles of Prydain“ sehr nett zu lesen, insgesamt aber einen Tick oberflächlicher als The Black Cauldron. Es findet hier deutlich weniger Charakterentwicklung statt, was natürlich auch daran liegen kann, dass Taran nun deutlich vernünftiger und in sich gefestigt ist. Aber angesichts des Konfliktes, in den Eilonwy gerät, ist es schade, dass sie weiterhin sehr liebenswert und lebhaft, aber dennoch eher eindimensional wirkt. Auch ihre Entwicklung am Ende verläuft doch sehr sprunghaft.
Interessanter ist da Prinz Rhun, in dem deutlich mehr steckt als man anfangs denken mag. Er, der wunderbare Flewddur Flam und all die Abenteuer, die die Freunde während ihrer Suche nach Eilonwy erleben, sind die Highlights des Romans, der stellenweise auch sehr witzig ist. Er ist zweifellos lesenswert, kommt mir aber weniger ernsthaft und tiefsinnig vor als der erwähnte 2. Band.
3,5 von 5 Sternchen
Keith Lowe – Auf ganzer Linie
 Unmittelbar vor seiner Hochzeit lässt Andy sich auf eine aberwitzige Wette ein: Er möchte an einem Tag alle 265 Stationen des Londoner U-Bahnnetzes abfahren und setzt als Wetteinsatz nicht weniger als seinen Pass und das Ticket für den Eurostar, der ihn am nächsten Tag zur Hochzeit nach Paris bringen soll, aufs Spiel.
Dass der große U-Bahnfan Andy sich überhaupt auf eine so absurde und riskante Sache einlässt (wer würde schon seine Hochzeit für eine Wette aufs Spiel setzen!) muss man einfach mal als Ausgangssituation hinnehmen – aber wenn man sich daran nicht stört, bekommt man einen rasanten und witzigen Roman zu lesen, bei dem sich trotz des eintönig wirkenden Plots keine Langeweile breit macht. Es macht einfach unglaublich Spaß, Andys Weg durch das Gewirr des Londoner U-Bahnnetzes zu verfolgen und bei all den kleinen und größeren Pannen mit ihm mitzufiebern.
Mit von der Partie ist der Penner Brian, der sich Andy gleich in den frühen Morgenstunden anschließt und ihm von da an nicht mehr von der Seite weicht. Anfangs ist Andy genervt, aber bald findet er doch Gefallen an seinem skurrilen Begleiter – und für uns Leser ist Brian sowieso eine Bereicherung.
Wirklich ein sehr netter Roman, der natürlich vor allem harmlose Unterhaltung bietet, manchmal aber doch recht ernste Töne anschlägt und ganz nebenbei auch alle möglichen Anekdoten und Fakten zur Londoner U-Bahn zu bieten hat.
4 von 5 Sternchen
Agatha Christie – Ruhe unsanft
 Nachdem ich nun einige Male eher von Agatha Christie enttäuscht wurde, hat mir dieser Krimi hier mal wieder richtig gut gefallen. Miss Marple tritt hier zum letzten Mal auf, bekommt aber eher eine Nebenrolle neben der jungen Gwenda Reed, die sich mit ihrem Ehemann in einem alten Haus in Dillmouth niederlässt. Dort wird sie von seltsamen Erinnerungen übermannt, die nicht nur darauf hindeuten, dass sie das Haus bereits von früher kennen muss, sondern auch darauf, dass hier einst ein Mord passiert ist.
Gemäß dem Motto „Schlafende Hunde soll man nicht wecken“ verfolgt Miss Marple Gwendas Bemühungen, die vergangenen Ereignisse zu rekonstruieren, zwar mit Skepsis, unterstützt sie dann aber doch rasch mit eigenen Nachforschungen.
Anders als manche der Romane im Spionageumfeld, die eher nicht zu meinen Lieblingen unter den Christie-Krimis gehören, handelt es sich hier wieder um einen wirklich klassischen Krimi mit einem überschaubaren Kreis von Verdächtigen. Ich hatte in der zweiten Hälfte schon einige Vermutungen, wer der Mörder sein könnte, aber ganz sicher war ich mir bis zum Ende nicht. Es handelt sich hier also um einen recht fairen Krimi, in dem man auch wirklich selbst mitraten kann (da auch keine Erkenntnisse verschwiegen werden) und der doch bis zum Ende spannend bleibt.
4 von 5 Sternchen

3 thoughts on “Zweimal England und einmal ein phantastisches Wales

  1. Der dritte "Taran"-Band ist bei mir auch der, den ich am ehesten auslasse, wenn ich die Serie wieder lese. Ich mag zwar die Nebenfiguren, aber die anderen Teile der Reihe sind mir deutlich mehr ans Herz gewachsen!

    "Ruhe unsanft" lese ich immer wieder gern. Die Geschichte ist ruhig und ich mag den Abstand zu den früheren Ereignissen, obwohl Gwenda so vieles aufwirbelt und immer noch so persönlich von allem betroffen ist. Vor allem aber finde ich, dass Jane Marples Persönlichkeit hier besonders gut durchkommt. Ihre – aus Erfahrung geborene – Vorsicht und Zurückhaltung, wenn es darum geht alte Geschichte aufzuwärmen, aber auch ihre Entschlossenheit das richtige zu tun und die Geschichte für Gwenda endlich zu einem Abschluss zu bringen. 🙂

    1. Ja, ich fand auch, dass Miss Marples Persönlichkeit hier schön rüberkommt. Sie wirkt in dem Roman ungemein sympathisch und warmherzig. Irritiert hat mich hier nur etwas Äußerliches, nämlich, dass sie als dünne und große Frau beschrieben wird. Ich weiß nicht, ob ich da zu sehr durch die Verfilmungen mit Margaret Rutherford geprägt bin oder ob das so auch nie in den anderen Büchern stand – aber in meiner Vorstellung war Miss Marple wirklich NIE groß. *g*

      Auf die weiteren Taran-Bände bin ich auf alle Fälle schon gespannt.

    2. Ihre Größe schwankt in den Büchern, wenn ich mich recht erinnere. Agatha Christie nahm es in diese Beziehung nicht so genau – anfangs wurde Miss Marple ja auch noch als viktorianische Dame in schwarzer Spitze beschrieben, während sie später in praktischerer Kleidung unterwegs war), aber dünn/zerbrechlich/mager ist sie in den Romanen eigentlich immer. Meinem Gefühl nach hat sie in den späteren Geschichten zu betonen versucht, dass ihre Miss Marple und Margaret Rutherford nichts miteinander zu tun haben. Denn so sehr sie die Rutherford als Theaterschauspielerin schätzte, so war sie von diesen Roman-Verfilmungen enttäuscht.

      Bei den Taran-Bänden fand ich es schön, dass im letzten Buch alle Fäden und all die Details der vorherigen Romane so schön zum Ende der Geschichte führen.

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