Genre: Fantasy, Jugendbuch
Seiten: 222
Verlag: Henry Holt
ISBN: 978-0805080513
Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternchen
English-Challenge (Dezember)
Themen Challenge (Identität/Identitätssuche)
Taran bricht aus Caer Dallben auf, um herauszufinden, wer seine Eltern sind. Er begegnet alten Bekannten und neuen Freunden sowie Feinden, ohne Antworten zu finden. Und umso länger er unterwegs ist, umso mehr wird ihm klar, dass die Frage vielmehr ist, wer er selbst überhaupt ist.
Der 4. Band der „Chronicles of Prydain“ konzentriert sich ganz auf Taran, seine Herkunft und seine Identität. Er beginnt mit eher heiteren Abenteuern, wird in seinem Grundton aber zum Ende hin immer ernster. Umso länger seine Suche andauert, umso mehr beginnt Taran mit sich selbst zu hadern. Er wirkt am Anfang sehr in sich gefestigt und meistert einige schwierige Situationen mit solcher Ruhe und Klugheit, dass er mich kaum noch an den unreifen Jungen vom 1. Band erinnerte, der im Kopf nur Ruhm und Heldentaten hatte. In diesen Szenen wurde mir bewusst, wie sehr dieser Charakter sich im Laufe der Serie weiterentwickelt hat.
Doch es kommen einige neue, unschöne Seiten an Taran zum Vorschein, die ihn selbst erschrecken. Er wird in eine tiefe Identitätskrise gestürzt und die Frage, wer er ist und was er mit seinem Leben machen soll, dominiert das letzte Drittel des Buches.
Es geht in diesem Roman also ums Erwachsenwerden und um die Schwierigkeit, den eigenen Weg zu finden. Dieses Thema ist von Alexander auch sehr schön umgesetzt, aber trotzdem wollte der Roman für mich kein harmonisches Ganzes ergeben. Er zerfällt in so viele kleine Einzelquesten, dass der rote Faden davon fast überdeckt wird. Taran reist von einem Ort zum nächsten, begegnet überall neuen Menschen, erlebt ein Abenteuer, meistert eine Prüfung oder stellt sich einer Gefahr und reist schließlich wieder weiter.
Das passt natürlich einerseits zum Motiv der Suche, aber andererseits hat diese Struktur sich bereits auch durch die vorigen 3 Bände gezogen, sodass sich bei mir nun eine gewisse Ermüdung einstellte. Viele der kleinen Abenteuer hat man so oder so ähnlich auch schon in den Vorgängerbänden gefunden.
Dadurch, dass Taran anderen Figuren immer nur für kurze Zeit unterwegs begegnet, bleibt auch kaum Zeit, diese genauer zu charakterisieren. Bei Fflewddur, der Taran ein Stück auf seinem Weg begleitet, stört das weniger, da man ihn ja bereits gut kennengelernt hat. Und der treue Gurgi bleibt ohnehin stets an Tarans Seite. Aber alle Figuren, die neu eingeführt werden, können meist gerade einmal mit ein oder zwei herausstechenden Eigenschaften bedacht werden, ehe sie wieder zurückgelassen werden. Das ist natürlich durch die Struktur der Suche bedingt, ist aber dennoch ein wenig schade.
Insgesamt war „Taran Wanderer“ durchaus unterhaltsam zu lesen, aber allmählich würde ich mir einen anderen Aufbau als das ständige Aneinanderreihen von kleinen Einzelepisoden wünschen, die immer wieder den Hauptspannungsbogen unterbrechen.
Tarans charakterliche Entwicklung ist aber in diesem Roman sehr schön dargestellt und zeigt auch eindrucksvoll, wieviel der junge Hilfs-Schweinehirt mittlerweile dazugelernt hat.
Es mag übrigens sein, dass der Roman mir zäher vorkam, als er tatsächlich war, da ich (wie immer bei den Taran-Büchern) ziemlich mit dem Englisch zu kämpfen hatte. Da denkt man, mit einem Jugendbuch würde man wohl kaum Schwierigkeiten haben, aber ich finde sowohl „A Song of Ice and Fire“ als auch Thomas Burnett Swanns Latium-Trilogie, die doch recht blumig geschrieben ist, um Längen einfacher zu lesen.
Mal sehen, wie es mir schließlich mit dem 5. und letzten Band ergehen wird.
Für mich ist der vierte Band auch nicht der Beste der Reihe, aber wenn man ihn als Überleitung zum letzten Band sieht, dann ist er eine stimmige Fortführung der Geschichte. Ich muss gestehen, dass mich deine Aussagen zu dem Englisch ziemlich abschrecken – ich bleibe bei der Serie wohl bei meinen deutschen Ausgaben. 🙂
Kennst du eigentlich noch andere Titel von dem Autor?
Abseits von Taran hab ich noch nichts von dem Autor gelesen.
Stimmig ist der Roman eh durchaus, aber vom Gefühl her halt etwas zerfasert. Was das Englisch betrifft, das hat mich selbst ziemlich überrascht. Ich hatte schon enorme Schwierigkeiten mit dem 1. Band, aber damals hatte ich so lange nichts auf Englisch gelesen, dass ich es darauf zurückgeführt hatte. Aber inzwischen gab es ja zahlreiche englische Bücher, mit denen ich gut klarkam. Es ist jetzt nicht so, dass ich gar nichts verstanden hätte, aber ich hatte schon gewaltig zu kämpfen.
Wenn du noch mehr von ihm lesen magst, dann kann ich dir die Westmark-Trilogie ans Herz legen. Vor ein paar Jahren gab es davon auch eine deutsche Neuauflage bei Bastei Lübbe.
Ich finde es schon überraschend, dass das Englisch so herausfordernd ist bei diesen Bücher. Ich hatte eigentlich im Hinterkopf die nicht übersetzen Romane des Autors so nach und nach zu entdecken, aber vorher sollte ich wohl noch mehr auf Englisch lesen. 😉