Kerstin Gier – Silber. Das 1. Buch der Träume
Wieder einmal heißt es für Liv und ihre Schwester umziehen – dieses Mal nach London, wo ihre Mutter sich in den Vater von zwei Kindern verliebt hat. Liv ist von ihrer neuen Familie nicht besonders angetan, aber dann wird sie von ihrem Stiefbruder und seinen Freunden in einen seltsamen Pakt und ebenso seltsame Träume mit hineingezogen.
Ich fand Giers „Edelstein“-Trilogie sehr nett zu lesen, aber für „Silber“ kam ich mir gefühlte 100 Jahre zu alt vor. Setting und Figuren erinnern an einen amerikanischen High School-Film und so kam mir dann auch der Rest des Romans vor: teilweise unterhaltsam, sehr einfach zu lesen, aber auch absolut oberflächlich und klischeehaft. Die Figuren wirken für ihr Alter sehr kindisch und unreif und dementsprechend habe ich auch das Gefühl, dass das Zielgruppenalter deutlich unter dem der „Edelstein“-Trilogie liegt.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich außerdem sehr sprunghaft und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Liv in den späteren Bänden eigentlich mit einem ganz anderen Jungen zusammenkommen soll. Ob das stimmt, werde ich vermutlich nicht mehr herausfinden, da ich nicht vorhabe, weitere Bände der Trilogie zu lesen.
Ganz daneben fand ich übrigens, wie in dem „Tittletattle-Blog“ über eine mollige Mitschülerin gelästert wird – und zwar, ohne dass das jemals auch kritisch thematisiert wird.
2 von 5 Sternchen
Maggie Stiefvater – The Raven Boys
Blue stammt aus einer Familie, in der alle hellseherische Fähigkeiten haben – nur sie selbst nicht, bis sie in einer besonderen Nacht eine Begegnung der etwas anderen Art hat. Dadurch lernt sie Gansey und seine Freunde, die „Raven Boys“, kennen, die auf der Suche nach dem Grab eines sagenumwobenen Königs sind.
Ich habe diesen Roman bereits vor ein paar Monaten gelesen und gar nicht vorgehabt, noch eine Rezension zu schreiben, bis er mir durch „Silber“ wieder ins Gedächtnis gerufen wurde und zwar deshalb, weil ich die Konstellation – ein Mädchen und vier Jungs, die mit dem Übernatürlichen in Berührung kommen – ein bisschen ähnlich fand. Damit hören aber die Parallelen schon wieder auf, alleine deshalb, weil Stiefvaters Roman von Klischees und Oberflächlichkeit weit entfernt ist. Er enthält interessante und lebensechte Figuren, deren Probleme einem wirklich zu Herzen gehen und toll beschriebene Beziehungen (sowohl freundschaftliche als auch romantische) zwischen diesen Figuren. Auch die Handlung ist spannend und kann einige wirklich originelle Themen bieten. Von dem etwas banal klingenden Klappentext sollte man sich hier auf keinen Fall abschrecken lassen.
Trotzdem konnte der Roman mich nicht vollends überzeugen und es fällt mir schwer zu sagen, weshalb nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich ihn stellenweise etwas verwirrend fand und für mich die Spannung zum Ende hin ein wenig nachließ.
Dennoch ein lesenswerter Trilogie-Auftakt, der ordentlich frischen Wind in die Jugendliteratur bringt.
4 von 5 Sternchen
Carmen Iarrera – Mord in der Scala
Ausgerechnet vor der Eröffnungspremiere stürzt der künstlerische Leiter der Mailänder Scala vom obersten Rang des Opernhauses und es scheint sich nicht um einen Unfall zu handeln. Staatsanwalt Ruggero Solara, der eben erst aus Rom hierher versetzt wurde, merkt bald, dass er hier mit seinen Ermittlungen in ein wahres Wespennest stößt.
Dieser Roman war mein zweites „Zufallsbuch“, dieses Mal mit den Vorgaben: ein Krimi von einer Autorin, deren Name mit „I“ beginnt. Die Auswahl war nicht besonders groß, aber eine Krimi mit der Scala als Schauplatz hat mich auch sofort gereizt.
Über weite Strecken ist „Mord in der Scala“ auch tatsächlich ein solider, gut zu lesender Krimi. Ruggero Solara ist ein sympathischer Protagonist und das Tempo des Romans ist auf eine ähnliche Weise gemächlich wie etwa die Miss Marple-Krimis. Die Scala schafft tatsächlich ein sehr schönes Umfeld, auch wenn mir die Beschreibungen von Iarrera stellenweise etwas gezwungen vorkamen – so, als wollte sie noch rasch unterbringen, was sie alles darüber recherchiert hat.
Was mir dann leider nicht mehr so gut gefallen hat, war das Ende des Romans. Die Art und Weise, wie Solara hier mit einem „Köder“ den Mörder fassen will, kam mir sehr unglaubwürdig und schockierend leichtsinnig vor, zumal auch wenig versucht wurde, um den Mörder ganz konventionell zu überführen. Außerdem kann ich in einem Krimi herzlich gern auf ein halboffenes Ende verzichten. In der Hinsicht kam ich mir wirklich ein wenig veralbert vor und wusste nicht, weshalb die Autorin das so gelöst hatte.
Alles in allem war dann mein Gesamteindruck doch eher durchwachsen, daher 3 von 5 Sternchen.
The Raven Boys höt sich toll an… aber so wie meine Wunschlisten aussieht kommte das spätestens an Weihnachten dran…
Bücher haben ja zum Glück kein Ablaufdatum. *gg*
Auf "Raven Boys" freue ich mich auch schon – vorher habe ich aber noch "Forever" zu lesen. Maggie Stiefvater lese ich immer gerne im Herbst, die Zeit kommt also so langsam.
Und "Silber" finde ich auch deutlich schwächer als die "Edelstein"-Trilogie. Ich konnte die vier Typen anfangs auch nur schwer auseinanderhalten. Der Secrecy-Plot erinnert mich an Pretty Little Liars, wo das Thema aber interessanter umgesetzt ist.
Trotzdem finde ich die Reihe als Fast-Food-Lektüre für zwischendurch ganz okay zu lesen, was vor allem an Kerstin Giers Art zu schreiben liegt.
Das Problem mit dem Auseinanderhalten hatte ich auch ein wenig – kein Wunder, sie sind ja auch alle blond und groß und gutaussehend. 😉