Phantastisch Rezensionen

Patrick Rothfuss – Die Furcht des Weisen 2

Genre: High Fantasy
Dauer: 16 Stunden 56 Minuten (ungekürzte Lesung)
gelesen von: Stefan Kaminski
Verlag: der Hörverlag
ISBN: 978-3844508055
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen

Hörbuch-Challenge

Kvothes Abenteuer führen ihn vom Feenreich, wo er sich nur schwer wieder von der verführerischen Felurian losreißen kann, nach Ademre, wo er von den stillen Kriegern im Schwertkampf unterrichtet wird. Beinahe hat es den Anschein, dass es das Leben nun einmal richtig gut mit ihm meint, aber eine verhängnisvolle Begegnung stellt ihn vor neue Probleme. Und auch im Gasthaus am Wegstein, wo er dem Chronisten seine Lebensgeschichte erzählt, sieht er sich unerwarteten Schwierigkeiten gegenüber.
 
Interessant, wie ein bisschen Abstand manchmal den Blick auf ein Buch verändert. So habe ich mittlerweile das Gefühl, dass ich mit dem 1. Teil von „Die Furcht des Weisen“ beinahe zu hart ins Gericht gegangen bin. Dabei leidet auch der 2. Teil dieses Bandes an den üblichen Schwächen und mich hat an Kvothes Zeit im Feenreich und in Ademre einiges gestört (dazu später mehr).
 
Mir ist aber auch wieder bewusst geworden, dass „Die Furcht des Weisen“ trotz all dieser Schwächen ein unglaubliches Lesevergnügen zu bieten hat. Das liegt vor allem an den vielen kleinen Hinweisen, die einen rätseln lassen und auch zu ersten Aha-Momenten führen. Noch immer gibt es viele offene Fragen (etwa, was es mit Kvothes verändertem Namen in der Gegenwart auf sich hat und wer zum Geier eigentlich Denna ist), aber man bekommt auch eine Reihe von Hinweisen, die schon auf gewisse Lösungsansätze hindeuten.
Es macht nicht nur Spaß, über diese Hinweise nachzudenken und sich daraus kleine Theorien zu basteln, sondern es hat auch den Anschein, dass Rothfuss trotz aller Nebenhandlungen seinen eigentlichen Plot fest im Griff hat. Natürlich kann ich dazu noch nichts sagen, solange der letzte Band erschienen ist, aber ich habe derzeit wirklich das vollste Vertrauen, dass Rothfuss alle Rätsel im 3. Band zufriedenstellend auflösen wird – und das ist viel mehr, als ich von einigen anderen Buchserien behaupten könnte.
 
Nichtsdestotrotz haben mich ein paar Dinge genervt, wie etwa die Tatsache, dass Kvothe nun also mit Felurian die beste aller Lehrmeisterinnen in Liebesdingen und mit den Adem die besten aller Lehrmeister in der Kampfkunst bekommt. Müssen denn immer diese Superlative sein?
Der Grund, weshalb ich das Rothfuss doch verzeihe, ist die Rahmenhandlung: Hier erlebt man Kvothe ganz unten, offensichtlich all seiner Fähigkeiten beraubt. Es kommt also gewissermaßen das Prinzip der griechischen Tragödie von der Fallhöhe zum Tragen. Bei Kvothe ist es dabei nicht der hohe Stand, aus dem er kommt, sondern seine Fähigkeiten, die ihn ganz nach oben tragen – und dann offensichtlich ganz nach unten fallen lassen. Natürlich beginnt man zu spekulieren, wie es überhaupt soweit kommen konnte, wie so eine Überflieger auf einmal dermaßen am Boden der Tatsachen landen konnte.
Meine Vermutung lautet, dass es etwas mit seinem „verstümmelten“ Namen zu tun hat, aber hier kommen wir wieder zu den angesprochenen Rätseln und Spekulationen. Was es damit tatsächlich auf sich hat, werden wir erst in „Doors of Stone“ erfahren.
 
Und auf diese freue ich mich sehr – allen Schwächen und Fehlern, die mich bei dieser Trilogie manchmal zum Haareraufen bringen, zum Trotz.
Ich bin auch weiterhin der Meinung, dass Rothfuss von seinen herausragenden sprachlichen Fähigkeiten mal abgesehen noch so einige handwerkliche Defizite hat. Dennoch würde ich seine „Kingkiller Chronicles“ bisher als eine gute und empfehlenswerte Trilogie bezeichnen. Es bleibt zwar noch viel Luft nach oben, aber ich hoffe, dass es im 3. Band doch noch zu einer deutlichen Steigerung kommt.

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