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[Kurzrezensionen] Von Römern, Modells und Prinzessinnen

Philip Matyszak – Rom für 5 Denar am Tag: Ein Reiseführer in die Antike

Philip Matyszak hat mit diesem Buch eine Einführung in die römische Antike der etwas anderen Art geschrieben: aufbereitet als ein Reiseführer mit Kultur- und Landeskunde und allerlei praktischen Tipps.
Die Idee dahinter hat mir sehr gut gefallen und großteils ist das Buch auch sehr unterhaltsam zu lesen, aber leider finde ich ausgerechnet die Sache mit dem Reiseführer nicht allzu konsequent umgesetzt. Das beginnt damit, dass der Autor sich nicht entscheiden kann, ob er sich nun an zeitgenössische oder zukünftige Reisende richtet. Manchmal scheint die Zielgruppe ein antikes Publikum zu sein, manchmal macht er aber auch Ausflüge in die Zukunft und beschreibt, was aus diesem oder jenem Bauwerk einmal werden wird. Dazu kommt, dass er die reizvolle Idee nicht so sehr ausschöpft, wie es möglich wäre. Zwar gibt es einige Exkurse zu Unterkünften und Reisewegen und der Schwerpunkt liegt vielleicht ein wenig mehr auf dem Alltagsleben, aber alles in allem ist es doch nur der übliche Überblick zu römischer Religion, Kultur und Rechtsprechung.
Das heißt nicht, dass das Buch eine Enttäuschung war, aber die Reiseführer-Struktur ist meiner Meinung nach doch nur sehr oberflächlich über ein sonst nicht allzu einzigartiges Buch gestülpt. Wenn man gern einen etwas anderen Einstieg in das Thema römische Antike hätte, ist das Buch sicher nicht schlecht, aber wenn man einen fingierten Reiseführer sucht, kommt man eher nicht auf seine Kosten. Ich nehme an, ich hatte einfach die falschen Erwartungen an das Buch.

Robert Galbraith – Der Ruf des Kuckucks
ungekürztes Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder

Es hat nicht lange gedauert, bis klar wurde, dass sich hinter dem Pseudonym „Robert Galbraith“ keine andere als J. K. Rowling verbirgt, die unter diesem Namen eine Krimireihe über den Privatdetektiv Cormoran Strike schreibt.
In diesem 1. Band sollen Strike und seine Aushilfssekretärin Robin den rätselhaften Tod des berühmten Models Lula Landry untersuchen. Während die Polizei den Fall als Selbstmord abgeschlossen hat, ist Lulas Bruder der festen Überzeugung, dass seine Schwester ermordet wurde. Und so begibt sich Strike mitten hinein in die glamouröse Modelszene.
Galbraith/Rowling hat hier einen soliden Krimi vorgelegt, der zwar noch einigen Spielraum nach oben lässt, der mich aber über weite Strecken doch gefesselt hat. Die Hauptfigur Cormoran Strike hat als Armyveteran, der in Afghanistan ein Bein verloren hat, eine ganz interessante Hintergrundgeschichte zu bieten, wenn er sich auch sonst in den altbekannten Bahnen von einzelgängerischen Detektiven und grummeligen Ermittlern bewegt. Ich fand aber sowohl ihn als auch Robin sehr sympathisch und könnte mir vorstellen, dass die beiden in den weiteren Bänden noch besser ausgestaltet werden.
Den Kriminalfall fand ich gut konstruiert und spannend, nur stellenweise etwas ausufernd beschrieben. Man könnte etwas spitz sagen, dass sich hier die Stärken und Schwächen der Harry Potter-Reihe wiederfinden: ein wenig oberflächliche, wenn auch liebenswerte Figuren, ein starker Plot und stimmungsvolle Beschreibungen, aber alles in allem etwas zu geschwätzig.
Da es mir aber wirklich Spaß gemacht hat, dem doch recht langen Hörbuch zu lauschen (das von Dietmar Wunder sehr schön gelesen wird), werde ich mir demnächst wohl auch den Folgeband aus der Bücherei ausleihen.

C. L. Wilson – Der Winter erwacht

Die Sommerprinzessin Chamsin ist sozusagen das schwarze Schaf ihrer Familie und so kommt es ihrem Vater sehr gelegen, dass er sie an den Winterkönig Wynter Atrialan verheiraten kann. Diesem geht es vor allem darum, einen Erben zu zeugen, aber schon bald fühlt er sich zu Chamsin hingezogen.
Mal wieder ein erfolgloser Versuch, ins Romance-Genre hineinzufinden. Man könnte jetzt fragen, weshalb ich so etwas dann doch immer wieder lese. Nun ja, weil ich daran ab und zu meine Freude habe und auch finde, dass sich solche Bücher schön als leichte Lektüre in stressigen Zeiten eignen. Leider gefallen mir nur wenige auch tatsächlich und dieses gehört nicht dazu. Zunächst gab es für mich im Weltenbau massive Logiklücken und damit meine ich nicht nur die eher märchenhaften Länder Sommergrund und Winterfels. Auch Chamsins Familiengeschichte und die beschriebenen Gesellschaften fand ich nicht sehr überzeugend ausgeformt.
Darüber hätte ich jetzt noch hinwegsehen können, wenn mich die Liebesgeschichte zwischen Wynter und Chamsin gefesselt hätte, aber es war mal wieder die übliche Konstellation eines vermeintlich kaltherzigen Helden und einer angeblich so starken und mutigen Heldin, die ich aber die meiste Zeit als sehr quengelig und handlungsunfähig empfunden habe. Von all dem überdrüber-tollen Sex, der die beiden von einem Höhepunkt zum nächsten trägt, will ich gar nicht erst anfangen …

Ich habe mich außerdem massiv darüber geärgert, dass „Der Winter erwacht“ wirklich mittendrin aufhört, da hier mal wieder ein englisches Buch aufgespaltet wurde. Während ich das bei anderen Romanen (etwa „Die Furcht des Weisen“ von Patrick Rothfuss) noch nachvollziehen kann, fand ich es hier wirklich unmöglich. Nicht nur, dass der Roman vom Umfang her auch in der deutschen Übersetzung zwischen zwei Buchdeckel passen sollte, man merkt außerdem deutlich, dass es sich am Ende nicht um einen Cliffhanger zwischen zwei Bänden, sondern um eine willkürliche Teilung handelt.
Für mich hat das insofern einen Vorteil, da ich hier nun auch gut einen Schlusspunkt setzen kann und den Folgeteil nicht mehr lesen werde.

3 thoughts on “[Kurzrezensionen] Von Römern, Modells und Prinzessinnen

  1. Von Matyszak hatte ich ja damals seinen "Gladiator-Karriere-Guide" gelesen – seine Bücher sind wirklich eher den unterhaltenden Sachbüchern zuzuordnen – was ich aber auch gut finde, da diese in der Regel gut lesbar sind.

    Schade, dass er sich da scheinbar ein wenig verrannt hat – die Idee an sich klingt aber sehr lustig. 🙂

    1. Ich habe von ihm den Legionärs-Karriere-Guide gelesen und sehr unterhaltsam gefunden. *g* Vermutlich hatte ich deshalb auch etwas höhere Erwartungen.

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