Buchstabengeplauder

Buchstabengeplauder #1/2019

Beim heutigen Buchstabengeplauder (dem ersten in diesem Jahr) möchte ich von einem besonderen Buchhandlungs-Besuch erzählen und den daraus resultierenden „Folgen“:

Vor etwa zwei Wochen war ich mit meiner Arbeitskollegin in der Buchhandlung Herder. Meine Kollegin wollte Geschenke und auch Bücher für sich selbst kaufen und ich schloss mich ihr spontan an. Daraufhin haben wir eineinhalb wunderbare Stunden in der Buchhandlung verbracht. Wir haben uns gegenseitig allerlei Bücher empfohlen, durch viele Neuerscheinungen geblättert und in Bücher hineingelesen, die uns interessiert haben. Danach bin ich mit zwei neuen, sehr aktuellen Büchern nach Hause gegangen: Die Mauer von John Lanchester und Und Marx stand still in Darwins Garten von Ilona Jerger. Ein weiteres – einen Klassiker, den mir meine Kollegin ans Herz gelegt hat – habe ich mir dann gleich noch als Ebook aus der Onleihe ausgeliehen: Stoner von John Williams.

Was daran so schön war, war nicht nur die Zeit, die wir mit dem Austausch über Bücher und dem Hineinlesen verbracht haben, sondern auch, dass ich mir so ganz spontan und unbelastet zwei Bücher gekauft habe. Ich neige sonst ein wenig dazu, aus dem Bücherkauf eine „Wissenschaft“ zu machen. Ich möchte dann immer erst mal ein paar Rezensionen zu dem Buch lesen, schauen, ob es das nicht doch schon in der Bibliothek gibt und letztendlich kaufe ich so gut wie nie aus dem Moment heraus ein Buch.

Dieses Mal habe ich das gemacht und zuhause habe ich dann gleich mit Die Mauer begonnen – noch immer ohne irgendeine Rezension dazu gelesen zu haben. Auf diese Art und Weise habe ich früher (sowohl in der Bibliothek als auch in Buchhandlungen) meine Bücher ausgesucht und gelesen und sowohl die Spontaneität als auch diese Unvoreingenommenheit habe ich in den letzten Jahren oft vermisst. Umso schöner war es, das wieder einmal so zu erleben.

Seither habe ich nicht nur Die Mauer ausgelesen (ein sehr gutes Buch!), sondern auch Dann schlaf auch du von Leila Slimani, das meine Kollegin gekauft und in Windeseile gelesen hat. Sie wiederum liest nun gerade mein Buch und dieser unmittelbare Austausch, den wir nun über beide Bücher hatten und haben, ist toll – umso mehr, da es sich um Romane handelt, die zu Diskussionen anregen.

Ich werde nun nicht auf einmal meine Gewohnheiten der letzten Jahre über den Haufen werfen (meine Leselisten, mit denen ich in die Bücherei gehe; meine Skepsis Neuerscheinungen gegenüber, von denen ich noch nicht viel weiß), aber mir hat das doch gezeigt, dass ich wieder öfter spontan Bücher kaufen sollte. Es hat mir auch gezeigt, dass ich meinen SuB noch immer deutlich schrumpfen muss, damit ich noch mehr und ohne schlechtes Gewissen direkt zu den Büchern greifen kann, die gerade neu (sei es gekauft oder geliehen) bei mir eingezogen sind. Und schließlich hat es mir auch gezeigt, dass ich öfter mit meiner Kollegin zusammen Buchhandlungen aufsuchen sollte. 😉

17 thoughts on “Buchstabengeplauder #1/2019

  1. Da mir dieses spontane Bücherkaufen in den letzten Jahren auch sehr fehlt, kann ich nur zu gut nachvollziehen, was für dich an diesem Buchhandlungsbesuch so toll war! Schön, dass ihr euch gegenseitig so viel Lust auf Bücher machen konntet und euch nun auch darüber austauscht und großartig, dass dir deine Neuanschaffung so viel Freude bereitet hat, dass du sie so schnell gelesen hast.

    Ich hoffe, ihr habt noch so einige gemeinsame Buchhandlungsbesuche vor euch (und du bekommst den SuB soweit in den Griff, dass du kein schlechtes Gewissen hast, wenn du spontan zugreifst). 🙂

    1. Schade, dass das mit dem spontanen Bücherkaufen irgendwie verloren geht, wenn man sich vermehrt mit Büchern und dem Lesen beschäftigt. Was meinst du, woran liegt das eigentlich? Am Bloggen, daran, dass man im Internet so schnell alles recherchieren kann oder daran, dass man sich von der großen Auswahl so erschlagen fühlt und deshab den Eindruck hat, man müsste alles besonders sorgfältig auswählen?
      Ich hoffe auf jeden Fall auch, dass es solche Besuche in Zukunft öfter gibt.

      1. Bei mir liegt es in erster Linie an einer Mischung aus Übersättigung und dem Lesen von englischen Büchern. Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, dann habe ich das Gefühl, dass ich den Großteil der Titel, die dort auf Lager sind, schon online gesehen (und zum Teil sogar schon auf Englisch gelesen) habe. Außerdem habe ich halt ein „begrenztes“ Buchbudget und mag davon nichts auf gut Glück ausgeben, nachdem ich damit eine Zeitlang schlechte Erfahrungen gemacht hatte, weil mir die spontan gekauften Romane beim Lesen dann so gar nicht gefielen.

        1. Ja, das kann ich nachvollziehen. Ich habe früher auch oft bei spontan gekauften Romanen eher Pech gehabt, aber ich glaube, was mir dieses Mal geholfen hat, war einerseits der Austausch mit meiner Kollegin und andererseits, dass ich sehr ausführlich in die Bücher hineingelesen habe – das ganze erste Kapitel und dann auch noch die eine oder andere Szene von etwas weiter drin im Buch. Da merke ich dann schnell, ob mir der Stil gefällt und ich mich „festlese“.

  2. Inzwischen kaufe/lese ich auch eigentlich kein Buch mehr ohne schon ziemlich viel darüber zu wissen oder wenigstens ein, zwei Meinungen darüber gehört zu haben von Menschen, auf deren Meinung ich mich verlasse. Ich denke das hat viele Gründe: Überangebot an Büchern bei schwindender Freizeit, mit zunehmendem Alter weiß ich auch viel genauer, was mir gefällt und ich will meine Lebenszeit nicht mit schlechten Büchern verbringen, vielleicht auch manchmal das Gefühl, dass man bestimmte Bücher lesen muss, weil andere online darüber berichten (wobei ich eigentlich immer viel zu langsam bin, um da mitmischen zu können/zu wollen). Problematisch finde ich eigentlich nur den zweiten Punkt: Man umgibt sich immer weniger mit dem Fremden, wird bequemer, weniger abenteuerlustig, bleibt aber bei seinen alteingesessenen Meinungen zu Dingen, die man vor Jahren oder Jahrzehnten mal als „nicht meins“ kategorisiert hat. Aus der eigenen Konfortzone herauszuschnuppern und Neues zu erkunden, sollte zur „Lesehygiene“ gehören. Spontan würde ich mich als moderat abenteuerlustig beschreiben; dein Buchstabengeplauder und die Kommentare haben mich auf jeden Fall dazu animiert, darüber nochmal genauer nachzugrübeln 🙂
    … wäre ja eigentlich ein schöner Ausgangspunkt für ein Leseprojekt, oder? Spontan gekauft oder ausgeliehen und gelesen: Eine Lesekur 😀

    1. Beim Kauf von Bücher bin ich definitiv weniger abenteuerlustig, aber dafür habe ich ja die Bibliothek und ein breitgefächerte Buchblogs, wo ich immer wieder Bücher finde, die ich von mir aus so schnell nicht gelesen hätte, die ich aber da „nur ausgeliehen“ antesten und mit denen ich mich auch mal herausfordere (was häufig nur funktioniert, weil mich die Abgabetermine zum Lesen „zwingen“).

      1. Das stimmt, es besteht ein großer Unterschied zwischen Buchhandlung und Bibliothek, was das angeht. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum ich Second Hand Bücher so mag: Der Verlust ist nicht so groß, wenn das Buch dann doch nichts war und man kann sich eher mal trauen, ein ungewöhnliches Buch mitzunehmen, ohne dass ein Abgabetermin zum schnellen Lesen verpflichtet.

        1. Wobei ich den Abgabetermin wirklich brauche, um außerhalb meiner Komfortzone zu lesen. Sonst bleibt das Buch ewig auf dem SuB liegen, weil ja noch genügend andere Titel in Reichweite sind, die sich viel schneller und leichter lesen lassen.

        2. Mir geht es auch so – ich probiere sonst eher in der Bibliothek aus. Allerdings fühle ich mich dort oft überfordert von dem sehr großen Angebot, das noch dazu teils nicht sooo einladend präsentiert ist, dass ich selten spontan etwas aus der Bibliothek mitnehme. Vermutlich sollte ich wieder öfter in meine frühere Lieblingszweigstelle, die überschaubarer ist als die Hauptbibliothek und auch einladender präsentiert. Aber die liegt inzwischen so ungünstig für mich. 🙁
          Das mit dem Überangebot und dem Wunsch, dass ich meine Freizeit nicht mit schlechten Büchern verbringen will, kann ich nachvollziehen. Ich denke, dass sind auch Gründe, weshalb ich eben nicht mehr so gern ganz ohne vorherige Infos/Meinungen zu Büchern greife. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob meine „Trefferquote“ bei Büchern, über die ich mich vorher ausführlich informiert habe, tatsächlich besser ist. Wäre vielleicht wirklich mal ein lohnendes Leseprojekt.

          Hehe, das mit dem Abgabetermin stimmt. Solche Bücher können dann wenigstens nicht zu SuB-Leichen werden. 😉

  3. Oh, das hört sich wirklich schön an und erinnert mich an die Buchhandlungsbesuche mit Nanni früher.
    Wir sind dann immer 1-2 Stunden durch die Regale gestreift, haben stapelweise Bücher zusammengesammelt und dann in drei Kategorien aufgeteilt: „muss unbedingt mit“, „vielleicht“ und „kann eventuell doch hier bleiben“.

    Schön, dass du dich ein bisschen von der Stimmung hast mitreißen lassen. Vielleicht geht ja auch wirklich beides. Mal wohlüberlegt und mal spontan. 🙂

    1. So etwas ist wirklich schön. Ein bisschen so war es auch mit meiner Nichte damals in London und Hay-on-Wye, aber dort gab es so viele Bücher, dass ich erst recht wieder überfordert war und nur nach bekannten Autoren gegriffen habe.
      Auf jeden Fall versuche ich in Zukunft eine Mischung aus wohlüberlegt und spontan zu finden.

    1. Ja, das ist ein wichtiger Punkt und auch der Grund, weshalb ich meinen inzwischen eh schon verjüngten und geschrumpften SuB noch weiter verjüngen und verkleinern muss. Ich verliere einfach so schnell die Lust an Büchern, die ich schon länger zuhause habe, weil diese dann eben nicht der aktuellen Stimmung/dem aktuellen Lesewunsch entsprechen (obwohl sie mir dann oft sehr gut gefallen, wenn ich sie endlich lese). Irgendwann bleibt dann fast nur noch der Zwang – „ich muss jetzt endlich mal dieses Buch lesen“.

  4. Hach, dein Ausflug in die Buchhandlung und die „Folgen“ daraus lesen sich traumhaft. Mir geht es leider auch schon lange so, dass ich zwar gerne in Buchhandlungen stöbere, aber meist ohne Buch und enttäuscht wieder nachhause gehe. Einerseits, weil mich nichts wirklich anspringt, aber auch, weil gefühlt immer dieselben Autoren meterweise im Regal stehen. Da finde ich es viel aufregender in einem 2nd-hand-Buchladen zu stöbern, da gibt es oft eine kuriose Mischung und ich finde viel eher etwas, das ich mir dann für 2-3 Euro mitnehme, auch ums einfach auszuprobieren.

    1. Das passiert mir auch oft, dass ich stöbere und dann doch enttäuscht ohne Buch wieder gehe. Ich habe das Gefühl, dass eine Buchhandlung für mich eine ganze bestimmte Größe haben muss, damit ich fündig werde. Wenn sie zu groß ist, bin ich vom Angebot überwältigt; wenn sie zu klein ist, ist mir die Auswahl zu klein.
      In Antiquariaten habe ich früher mehr gestöbert als in den letzten Jahren. Ich lasse mich da leicht dazu verleiten Bücher zu kaufen, die mich gar nicht wirklich interessieren, da ja nicht viel verloren ist – und dann liegen sie hartnäckig auf meinem SuB. Deshalb probiere ich inzwischen lieber in Bibliotheken aus. Da bringe ich das Buch halt einfach wieder zurück, wenn ich es dann doch nicht lesen mag.

  5. Das klingt nach einem schönen Erlebnis. Ich muss zugeben, ich war schon ewig nicht mehr in einer Buchhandlung. Das liegt vor allem daran, dass ich fast nur noch auf Englisch lese, weil die Fantasy da diverser ist und die Bücher günstiger. Beim Onlinekauf geht das allerdings auch mit längeren Lieferzeiten einher, da ich derzeit nur physische Bücher lese. Da fehlt dann schon etwas die Spontanität. Allerdings fühle ich mich trotzdem schon spontaner als in der Zeit, wo ich auf die deutschen Verlagsvorschauen geschielt habe. Nun ja, wenn ich nicht mehr auf Studentenbudget bin, ändert sich vielleicht auch wieder mein Kaufverhalten?

    PS: Ich kann den minimalen SuB auch nur empfehlen, das hat die letzten Jahre wesentlich angenehmer gemacht!

    1. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich finde es bei Fantasy auch viel schwieriger spontan etwas in Buchhandlungen zu finden, weil mich da die „üblichen Verdächtigen“ oft nicht so interessieren, während ich im Bereich der Gegenwartsliteratur durchaus gern genau die Bücher lese, die gerade im Feuilleton besprochen werden. Und gerade englische Bücher braucht man in den meisten Buchhandlungen gar nicht zu kaufen, weil die Auswahl zu gering und/oder teuer ist.
      Mein Kaufverhalten hat sich schon geändert, seit ich nicht mehr so sehr aufs Geld achten muss wie früher. Einerseits leihe ich etwas weniger aus der Bücherei aus als früher (was aber auch an den geänderten Arbeitszeiten liegen kann, die mir ausführliches Stöbern innerhalb der Öffnungszeiten erschweren); andererseits kaufe ich mehr Hardcover bzw. überhaupt Bücher zum vollen Preis.

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