Rezensionen Sachbuch

[Kurzrezensionen] Sachbücher

Bernd Brunner – Die Erfindung des Nordens. Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung

Bernd Brunner nähert sich mit diesem Buch dem Mythos Norden, von der Antike bis zur Gegenwart. Er beschreibt, wie sich das Wissen über den Norden erweiterte und wie die Vorstellung vom „hohen Norden“ mit der zunehmenden Erforschung immer weiter nordwärts rückte. Was über all die Jahrhunderte gleich blieb: Eine gewisse Faszination mit dieser Himmelsrichtung und ihren unwirtlichen Landschaften, die im 18. Jahrhundert ihren ersten Höhepunkt erreichte, als ein großes Interesse an nordischer Mythologie und Literatur erwachte. Nicht ausgespart wird die Schattenseite dieser Faszination: die Theorien zunächst von einer Urheimat der Germanen im Norden und später von einer Überlegenheit dieser „nordischen Rasse“.

Kurz werden auch die Themen Polarforschung, Pflanzen- und Tierwelt des Nordens, Wohlfahrtsstaat und aktuelle skandinavische Einflüsse auf Mitteleuropa behandelt.

Ich fand „Die Erfindung des Nordens“ sehr unterhaltsam und interessant zu lesen und habe, obwohl mir vieles bekannt war, auch noch einiges neues darin erfahren.

Ana Zirner – Alpensolo. Allein zu Fuß von Ost nach West

2017 machte Ana Zirner sich alleine auf, um die Alpen von Ost nach West zu durchqueren: etwa 2000 km von Ljubljana nach Österreich, Italien und die Schweiz bis nach Grenoble.

Ich habe das Buch sehr zügig gelesen und dabei die Beschreibung der eigentlichen Wanderung sehr genossen. Als einigermaßen ängstlicher und bequemer Mensch bin ich immer voller Bewunderung, wenn jemand alleine im Schlafsack unter freiem Himmel übernachtet. Oft zwingt das Wetter Ana Zirner natürlich auch in Hütten, aber am liebsten schläft sie tatsächlich draußen. Sie beschreibt sehr anschaulich die Hochs und Tiefs ihrer Wanderung und welche Gedanken ihr bei dieser Tour durch den Kopf gingen.

Ein bisschen belehrend und teilweise auch selbstgerecht fand ich leider die allgemeinen Passagen über die Berge und die Natur und auch in Bezug auf die Menschen, denen sie begegnet, kam mir die Autorin manchmal sehr voreingenommen bzw. urteilend vor.

Trotzdem habe ich die Lektüre genossen und sie hat mir auch Lust auf weitere eigene Wandertouren gemacht (wenn auch einfachere mit mehr Komfort). Man kann die Beschreibung dieser und anderer Wanderungen auch auf dem Blog https://anasways.com/ nachlesen.

Sarah Arrowsmith – Mappa Mundi. Hereford’s Curious Map

Als ich mir im Sommer 2019 bei meinem Urlaub in Großbritannien in Hereford die Mappa Mundi, die größte vollständig erhaltene mittelalterliche Weltkarte, angeschaut habe, habe ich mir im Museumsshop dieses Buch gekauft.

Es gibt zunächst einen Überblick über die Entstehung der Karte gegen Ende des 13. Jahrhunderts, ihren Zweck, ihre Entdeckung und ihren Aufbau. Wie damals üblich (aber für unser Auge ungewohnt) ist die Karte nach Osten ausgerichtet, mit der heiligen Stadt Jerusalem im Mittelpunkt. Besonders faszinierend daran ist, dass die Karte nicht nur die Geographie der bekannten Welt, also Landmassen, Meere und zahlreiche Städte, darstellt, sondern auch Szenen aus der Bibel, aus der antiken Mythologie und der Weltgeschichte. Dementsprechend stellt auch die Autorin einzelne Ausschnitte der Karte nach Themen geordnet vor: Zunächst biblische Orte wie den Garten Eden, den Turm von Babel und Bethlehem sowie Orte aus der antiken Geschichte und Mythologie, z.B. das Labyrinth des Daedalus und Troja; dann mittelalterliche Städte und Handelsrouten. Schließlich wendet sie sich allen möglichen kuriosen Wesen zu, wie sie etwa in Plinius‘ Naturalis Historia und dem Physiologus beschrieben waren. So finden sich auf der Karte auch Faune, Sciopoden, Einhörner, Mantikore und zahlreiche weitere Tiere.

Das Buch gibt einen tollen Überblick über diese faszinierende Karte und über all die Orte und Wesen, die auf ihr zu entdecken sind. Dank der vielen Bilder kann man sich auch eine Reihe von Darstellungen genau ansehen. Nicht nur eine schöne Vertiefung der Ausstellung in Hereford, sondern auch ein geeignetes Buch für alle, die sich für mittelalterliche Kartographie interessieren.

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