erschienen bei Der Audio Verlag, wobei es die ungekürzte Version nur bei Audible gibt
ungekürzt; Lesung von Hans-Werner Meyer
3. Band der Gamache-Reihe
Es ist Ostern in Three Pines und in der örtlichen Pension hat sich ein Medium einquartiert. Die Dorfbewohner wollen sich diese Chance nicht entgehen lassen und halten eine Séance im verlassenen Hadley-Haus ab, wo es zu allem Überfluss auch noch spukt. Doch statt mit den Toten in Kontakt zu treten, ist am Ende der Séance eine der Teilnehmerinnen tot. Und so verschlägt es Inspektor Armand Gamache ein weiteres Mal in das idyllische Dörfchen. Doch neben der Aufklärung des Mordes hat er es auch mit Verrat im eigenen Team zu tun.
Ich habe hier die ersten beiden Bände der kanadischen Gamache-Krimireihe rezensiert und dort schon auf einige Kritikpunkte hingewiesen, die mich im ersten Fall noch weniger, im zweiten dann schon deutlich mehr gestört haben. Da aber zusätzlich zu den einzelnen Mordfällen ein übergeordneter Spannungsbogen rund um einen Korruptionsfall in der Sûreté aufgebaut wurde, war ich doch neugierig genug auf die weiteren Entwicklungen, dass ich es mit einem weiteren Band probieren wollte.
Wenig überraschend gab es für mich in „Das verlassene Haus“ wieder dieselben Probleme, die sich schon zuvor aufgetan haben: Ein beinahe mythisch erhöhter Inspektor Gamache, im Vergleich dazu ein ziemlich unfähiges Team und die Bewohner von Three Pines, die zwischen skurril-charmant und völlig überzogen pendeln. Außerdem kam etwas dazu, was sich wohl kaum vermeiden lässt, wenn man eine Krimireihe in einem kleinen Dorf ansiedelt: Obwohl dort nun schon drei Morde in einem relativ kurzen Zeitraum passiert sind und dementsprechend auch immer die Dorfbewohner die Verdächtigen sind, wird Three Pines weiterhin als der idyllischste und friedlichste Ort, den man sich nur vorstellen kann, dargestellt. Die Dorfbewohner selbst stecken die Verbrechen auch von einem Moment auf den anderen weg, plaudern nach kurzer Trauer meist schon wieder fröhlich und beteiligen sich mit Feuereifer an den Ermittlungen. Leider hat mich das inzwischen doch sehr gestört.
Trotzdem fand ich den Kriminalfall dieses Mal recht gelungen. Er ist solide aufgebaut, es gibt zahlreiche Verdächtige, Geheimnisse aus der Vergangenheit tauchen auf und Abgründe hinter vermeintlich harmonischen Zuständen. Außerdem fand ich auch die weiteren Entwicklungen rund um den Fall Arnot in der Sûreté sehr interessant. Man erfährt hier endlich mehr über die brisanten Hintergründe dieses Falls und es kommt damit auch eine gesellschaftskritische Komponente mit ins Spiel, da es um Verbrechen an den First Nations ging.
So gesehen hielten sich für mich also die Minus- und Pluspunkte bei diesem Fall die Waage und ich fand es spannend dem Hörbuch zu lauschen. Leider kam dann die Auflösung, die ich extrem unrealistisch fand, da Gamache dazu in bester Poirot-Manier sämtliche Verdächtige im Hadley-Haus versammelt. Dort deckt er dann nach und nach ihre Geheimnisse auf, verrät auch noch Details aus der Krankengeschichte der Toten und verhält sich also auf allen Ebenen unprofessionell. Und um die Dramatik noch zu erhöhen, wird mittendrin auch noch der Verrat im Team aufgeklärt – wozu Gamache mal eben die Verdächtigen alleine sitzen lässt, um dann später die Auflösung zu einem Ende zu bringen.
Mich hat diese ganze Schlussszene so geärgert, dass sie mir weitgehend den Spaß an dem Krimi genommen hat. Die Gamache-Reihe hat einige Aspekte, die ich sehr mag, aber alles in allem überwiegen für mich inzwischen doch die Kritikpunkte. Da greife ich wohl in Zukunft lieber zu einer anderen Krimireihe.
Oh, wie ärgerlich, dass gerade die Elemente, die dich am meisten gestört haben, im Laufe der Reihe intensiver verwendet werden. Da kann ein Kriminalfall noch so solide konstruiert sein, wenn einen das Drumherum nervt, dann macht eine Krimireihe einfach keine Freude. Ich drücke die Daumen, dass du bald eine neue Reihe entdeckst, die dich deutlich weniger ärgert. 🙂
Ja, schade. Ich hab eh schon beim 2. Band geahnt, dass die Serie nicht das richtige für mich ist, aber ich wollte ihr halt noch eine Chance geben.