Krimi/Thriller Rezensionen

Louise Penny – Inspector Gamache 1 + 2

Die „Inspector Gamache“-Reihe der kanadischen Autorin Louise Penny erscheint seit 2005; aktuell gibt es auf Englisch 14 Bände. Die deutschen Übersetzungen sind ein wenig verwirrend, da zunächst bei Limes einige der Bände erschienen sind und nun unter teilweise neuen Titeln bei Kampa, aber in einer anderen Reihenfolge als die englischen Originale. Die deutschen Hörbücher wiederum werden von Der Audio-Verlag publiziert, wobei es die ungekürzten Lesungen nur über Audible gibt. Wenn man die Krimireihe auf Deutsch lesen möchte, ist also ein wenig Recherche empfehlenswert.

Ich habe bisher die ersten beiden Bände gelesen und muss gestehen, dass meine Begeisterung ziemlich nachgelassen hat. Daher bin ich mir nicht sicher, ob ich die Krimireihe weiterlesen werde. Hier meine Meinung zu den beiden Bänden:

Louise Penny – Das Dorf in den roten Wäldern

2006 unter dem Titel „Denn alle tragen Schuld“ erschienen
ungekürzte Lesung von Hans-Werner Meyer

Armand Gamache, Polizeichef der Sûreté du Québec, wird in das beschauliche Dörfchen Three Pines gerufen. Eine Tote wurde im Wald gefunden und was zunächst nach Jagdunfall aussieht, entpuppt sich rasch als Mord. Die Einwohner von Three Pines können nicht fassen, dass jemand der beliebten alten Dame Jane so etwas antun würde, aber Gamache merkt schnell, dass es in der idyllischen Dorfgemeinschaft so manche Geheimnisse gibt.

Ich bin auf diesen Krimi bei einer von mir organisierten Fortbildungsreihe aufmerksam geworden, bei der der Vortragende das Buch mit den Worten „Columbo trifft Stars Hollow“ beschrieben hat. Tatsächlich hat Three Pines mit seinen skurrilen, aber großteils liebenswerten Figuren einen Hauch von „Gilmore Girls“ und die Beschreibung des Dorfes mit seinen Bewohnern nimmt einen großen Teil des Krimis ein. Ich habe den Schauplatz schnell ins Herz geschlossen und mochte auch Inspector Gamache, der die Leute mit seiner freundlichen und ruhigen Art schnell zum Reden bringt. Gleichzeitig hatte ich ein wenig Probleme mit den Figurenzeichnungen von Louise Penny, da mir manche ein wenig zu extrem vorkamen. Bei den Bewohnern von Three Pines fand ich das auf eine gewisse Weise noch charmant, aber Gamaches neue Assistentin Yvette Nichol ist dermaßen unsympathisch und inkompetent, dass es kaum auszuhalten war. Dagegen wird Gamache nahezu auf ein Podest gehoben und so kam mir Gamaches langjähriger Partner Beauvoir als einziger von den Ermittlern wie ein normaler Mensch wie Ecken und Kanten vor.

Dennoch habe ich diesen Reihenauftakt sehr genossen und ich mochte auch den Kriminalfall an sich. Zwar habe ich die Auflösung bald erahnt, aber es war ein solide konstruierter Mordfall und ich mochte die Stimmung des Buches sehr gern.

 

Louise Penny – Tief eingeschneit

2008 unter dem Titel „Und die Furcht gebiert den Zorn“ erschienen
ungekürzte Lesung von Hans-Werner Meyer

Zur Weihnachtszeit verschlägt es Inspector Gamache erneut nach Three Pines, als die kaltherzige CC de Poitiers beim jährlich stattfindenden Curling-Wettbewerb auf perfide Weise ermordet wird. Daneben ist Gamache auch mit der Aufklärung des Mordes an einer Obdachlosen beschäftigt und hat mit Unstimmigkeiten in der Sûreté zu kämpfen.

Dieser 2. Band der Krimireihe kam mir wie der perfekte Weihnachtskrimi vor und obwohl ich die Atmosphäre in diesem Buch wieder gern mochte, haben mich dieses Mal einige Aspekte doch sehr gestört. Wurde Gamache schon im 1. Band als fast perfekt beschrieben, werden seine Fähigkeiten nun herausgehoben, indem alle anderen Ermittler als völlig inkompetent beschrieben werden. Beauvoir, den ich vorher recht interessant fand, versagt hier beruflich und menschlich auf der ganzen Strecke. Das ergibt insofern keinen Sinn, da er seit Jahren nicht nur Gamaches respektierter Partner, sondern auch sein enger Freund ist – was angesichts von Beauvoirs Verhalten nicht sehr glaubwürdig ist.

Auch Three Pines hat wieder mit einigen skurrilen Figuren aufzuwarten und auch das hat mich im Vergleich zum 1. Band mehr gestört, da die Ermordete dermaßen unsympathisch und kaltherzig ist, dass sie wie eine Karikatur erscheint. Der Mord selbst ist ziemlich überkonstruiert, wirft aber zumindest einige spannende Fragen auf. Erneut war mir schon bald klar, wer für den Mord verantwortlich ist, auch wenn die Ermittlungen auf dem Weg zur Auflösung noch ein paar interessante Wendungen nehmen.

Es würde mich durchaus interessieren, wie es mit Gamache und den Personen aus Three Pines weitergeht und was es mit dem alten Korruptionsfall in der Sûreté auf sich hat, aber nach den Schwächen von „Tief eingeschneit“ bin ich mir noch nicht sicher, ob ich die Krimireihe wirklich weiterlesen möchte.

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