Krimi/Thriller Mystery Rezensionen

Oscar de Muriel – Loch of the Dead

erschienen bei Penguin

Schottland, 1889: Inspector Frey und „Nine-Nails“ McGray werden in die Highlands berufen, um dort den jungen Erben Benjamin Koloman zu beschützen, der mit dem Tod bedroht wurde. Und tatsächlich gibt es bald nicht nur den ersten Toten, sondern die mysteriöse Koloman-Familie gibt den beiden Ermittlern immer mehr Rätsel auf.

Eines gleich vorweg: Als ich dieses Buch 2019 in Schottland gekauft habe, habe ich mich vom Cover und dem Setting so begeistern lassen, dass mir nicht aufgefallen ist, dass es sich um den vierten Band einer Serie handelt. Die „Victorian Mysteries“ rund um Frey und McGray beginnen mit „The Strings of Murder“ und ich würde sehr empfehlen, auch tasächlich diese Fall zuerst zu lesen. Oft lassen sich ja die Bände in einer Krimiserie auch sehr gut unabhängig voneinander lesen, aber hier wird doch sehr viel Bezug auf vergangene Fälle genommen und die persönliche Geschichte der beiden Ermittler nimmt auch einigen Raum ein.

Mir ist daher der Einstieg in diesen Krimi nicht ganz leichtgefallen und ich hatte auch zwischendurch immer wieder das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt. Trotzdem funktioniert natürlich der eigentliche Kriminalfall auch für sich alleine und ich mochte diesen auch sehr gern.

Wie einige andere Krimiserien spielt auch diese mit sehr gegensätzlichen Ermittlern: Frey stammt ursprünglich aus der englischen Oberschicht und vertraut wissenschaftlichen Fakten; der Schotte McGray dagegen ist abergläubisch und möchte meistens mit dem Kopf durch die Wand. Man merkt, dass sich die beiden hier schon einigermaßen zusammengerauft haben, aber ihr gemeinsamer Start wohl nicht gerade konfliktfrei war. Ich habe mir mit McGray ein wenig schwergetan, da ich diesen als etwas anstrengend empfunden habe und konnte Freys Gedankengänge sehr viel besser nachvollziehen. Das mag aber auch daran liegen, dass Freys Kapitel aus der Ich-Perspektive erzählt werden, McGrays Kapitel dagegen aus der dritten Person. McGray hat eine traurige Vergangenheit hinter sich: Vor einigen Jahren ermordete seine Schwester die Eltern angeblich unter dem Einfluss des Teufels und lebt seither in einer Art geschlossenen Anstalt. Diese Hintergrundgeschichte spielt eine größere Rolle, da McGray auf der ständigen Suche nach einer Erklärung und Heilung ist – daher auch seine Bereitschaft, sich auf Übernatürliches einzulassen.

Auch bei dem Fall selbst scheint es nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen: Die Familie Koloman verhält sich in vielerlei Hinsicht seltsam und die Familie Nellys, die auf einer nahegelegenen Insel im Loch Maree lebt, scheint sich gar blutigen Ritualen hinzugeben. Die Gegend trägt das ihre zur mysteriösen Atmosphäre bei: Es gibt alte Gräberfelder, eine geheimnisvolle Quelle, deren Wasser angeblich Heilkräfte hat, auf den Inseln leben ungewöhnlich viele Fledermäuse und es scheinen immer wieder heidnische Rituale stattzufinden. Die beiden Ermittler wissen bald nicht mehr, was sie hier noch glauben und wem sie trauen sollen.

Das Buch pendelt zwischen Krimi und Horror (ohne allzu gruselig zu sein) und ich hatte teilweise meine Zweifel, ob sich alles logisch aufklären würde. Tatsächlich gab es aber nach einigen Wendungen und Verwirrungen eine befriedigende Auflösung, auch wenn diese nicht alle Fragen bis ins kleinste beantwortet. Ich fand sowohl den Fall und die Ermittlungen als auch die Auflösung spannend. Sehr gut hat mir auch das stimmungsvolle Setting am Loch Maree gefallen, auch wenn ich das Gefühl habe, das hier schon eine ziemliche Portion an „Klischee-Schottland“ serviert wird.

Alles in allem eine spannende, atmosphärische Geschichte, in der auch der Humor nicht zu kurz kommt. Die beiden Ermittler konnten mich aber nicht ganz überzeugen, daher werde ich es wohl bei diesem einen Band belassen.

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