Michel Bussi – Die Frau mit dem roten Schal
(ungekürzte Lesung von Thomas Wenke)
Vor Jamals Augen stürzt sich eine junge Frau von den Klippen, aber niemand will ihm glauben, dass es Selbstmord war und bald steht er selbst unter Mordverdacht. Noch dazu sind in den letzten Jahren bereits zwei Frauen nach demselben Muster zu Tode gekommen und man hat den Mörder nie gefunden. Nun deutet auch hier alles darauf hin, dass Jamal der Tätige sein könnte.
Michel Bussis Krimi war sehr spannend zu lesen und hat mich beinahe bis zum Schluss rätseln lassen, wie genau denn nun die Auflösung sein könnte. Zwei Punkte haben mich aber doch gestört: Zum einen hat mich die Auflösung nicht überzeugt und ich fand sie zu konstruiert. Zum anderen ist ein Teil der Geschichte als Jamals Tagebuch betitelt und aufgebaut, aber er spricht darin die Leser teilweise direkt an, was bei einem Tagebuch überhaupt keinen Sinn ergibt. Das mag nur eine formale Sache sein, aber sie hat mich dennoch sehr irritiert. Alles in allem aber ein sehr fesselnder Roman, der einige überraschende Wendungen zu bieten hat.
Morgan Matson – Second Chance Summer
(ungekürzte Lesung von Brittany Pressley)
Als Taylors Vater erfährt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, will die Familie einen letzten gemeinsamen Sommer am See verbringen. Zuletzt war Taylor vor fünf Jahren hier und damals hat sie sowohl ihre beste Freundin als auch ihre erste Liebe aus eigener Schuld verloren. Nun muss sie nicht nur von ihrem Vater Abschied nehmen, sondern sich auch den Ereignissen von damals stellen.
Ich liebe Amy & Roger’s Epic Detour, aber Since You`ve Been Gone konnte mich nicht vollständig überzeugen. Ähnlich ging es mir jetzt auch mit „Second Chance Summer“. Zwar beschreibt Morgan Matson wieder wunderbar die Sommerstimmung am See und die kleinen Szenen des Alltags, aber die Figuren erinnern mich in einigen Punkten wieder an Amy und Roger. Auch die Beziehung von Taylor zu ihrem Vater und der Verlust eines geliebten Familienmitglieds sind zwar feinfühlig beschrieben, kamen mir aber allzu bekannt vor. Ich habe den Eindruck, als würde Morgan Matson immer bei denselben Themen haften bleiben, die sie aber in ihrem ersten Roman bereits perfekt umgesetzt hat. Alles, was nun danach kommt, scheint nicht mehr denselben Zauber und auch nicht mehr dieselbe Tiefe zu erreichen.
Kein schlechtes Buch und auch schön zu lesen, mit Matsons Debüt kann „Second Chance Summer“ meiner Meinung nach nicht mithalten.
Frank Schätzing – Der Schwarm
ungekürzte Lesung von Stefan Kaminski
Überall auf der Welt häufen sich seltsame Geschehnisse rund um das Meer und seine Lebewesen, aber nur Signur Johanson sieht einen Zusammenhang bei all den Ereignissen. Bis auch andere endlich die Augen öffnen, ist es beinahe schon zu spät.
Ich habe Schätzings Roman vor einigen Jahren bereits einmal gelesen und war damals unglaublich vom ersten Drittel des Romans gefesselt. Obwohl ich dieses Mal schon wusste, was es mit all den Ereignissen auf sich hat, habe ich den Roman wieder spannend gefunden. Wie damals konnte mich aber auch dieses Mal das letzte Drittel nicht überzeugen. Während Schätzing sonst einige Klischees sehr gut umschifft, scheint das Ende in ein Hollywood-Actions-Spektakel abzugleiten. Das ist schade, da ich den Roman sonst wirklich über weite Strecken für sehr gelungen halte. Zwar übertreibt Schätzing es manchmal mit dem Infodump und den lehrreichen Passagen, aber alles in allem sind seine wissenschaftlichen Exkurse durchaus interessant. Mir gefällt außerdem, dass hier Wissenschaftler verschiedenster Herkunft zusammenarbeiten, auch wenn die Amerikaner ein wenig zu sehr die Rolle der dumm-aggressiven Ignoranten einnehmen.
Ich habe dieses Mal manches etwas kritischer betrachtet als beim ersten Lesen und ich würde „Der Schwarm“ auch nicht als perfekten Roman bezeichnen, aber alles in allem hat er mir auch dieses Mal wieder gut gefallen.