Hannes Wirlinger – Der Vogelschorsch
Ein Sommer Anfang der 90er Jahre, in einem oberösterreichischen Dorf. Freundschaft, Streit, Verliebtsein, verwirrende Gefühle und Familienprobleme beschäftigen die vierzehnjährige Lena. Und sie lernt ihren neuen Nachbarn kennen, den seltsamen Vogelschorsch, der die Vögel besser zur verstehen scheint als die Menschen.
„Der Vogelschorsch“ ist ein sehr gefühlvolles Jugendbuch, das aber mindestens ebenso gut (wenn nicht so gar noch mehr) Erwachsenen zu empfehlen ist, die in den 90er Jahren aufgewachsen sind. Es erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft und vom Anderssein in einem Stil, der ganz nah an der Umgangssprache dran ist und doch etwas poetisches hat. Es ist humorvoll und zugleich tieftraurig. Ein ganz besonders Leseerlebnis, zu dem auch die schönen Illustrationen beitragen.
André Aciman – Call Me By Your Name
Elio ist 17 Jahre alt, als der amerikanische Doktorand
„Call Me By Your Name“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte und ein Liebesroman und eine melancholische Erinnerung, da Elio etwa zwanzig Jahre später an diese Zeit zurückdenkt. Wie er seine Gefühle für Oliver erlebt und beschreibt, ist so intensiv, dass es beim Lesen fast schmerzt. Sehr intensiv und atmosphärisch sind auch die Beschreibungen dieses Sommers in Italien, auch wenn das Buch alles andere als eine leichte Sommerlektüre ist. Dafür ist es zu vielschichtig, zu traurig und sprachlich zu anspruchsvoll. Bevor ich das Buch gelesen habe, habe ich bereits die Verfilmung gesehen und beide ergänzen einander perfekt. Das Buch taucht so tief in Elios Gefühle und Gedanken ein, wie es ein Film nicht vermag, und auch der wunderschöne, komplexe Schreibstil von Aciman lässt sich so natürlich nicht auf die Leinwand übertragen. Dafür wartet der Film mit wundervollen Bildern auf und hat mir in einem Abschnitt (der gemeinsamen Reise) sogar etwas besser gefallen als das Buch. Ich kann in diesem Fall also beide wärmstens empfehlen – aber Achtung, danach steht man vielleicht erst einmal ein wenig neben sich.
Morgan Matson – The Unexpected Everything
Andie hat ihren Sommer perfekt geplant: Sie wird ein akademisches Sommerprogramm besuchen, die Freizeit mit ihren Freundinnen verbringen und ihrem Vater, einem Kongressabgeordneten, weitgehend aus dem Weg gehen. Aber dann wirbelt ein politischer Skandal ihre gesamten Pläne durcheinander und sie findet sich statt in der Sommerschule als Hundeausführerin wieder und muss sich mit ihrem Vater zusammenraufen. Als wäre das Chaos nicht schon genug, ist da auch noch Clark, der ihre Gefühle durcheinanderwirbelt.
Da ich Amy and Roger’s Epic Detour so sehr liebe, dass ich es ungefähr jedes Jahr einmal lese, greife ich zu jedem Buch von Morgan Matson in der Hoffnung, dass es mit ihrem Erstling mithalten kann. Aber obwohl „The Unexpected Everything“ eine unglaublich nette Wohlfühllektüre ist, hat es mich doch nicht ganz überzeugt. Andies Entwicklung ist schön beschrieben, die Liebesgeschichte ist sehr süß und die Sommerstimmung wunderbar eingefangen. Allerdings hätte es stellenweise kräftig gekürzt werden können und so sehr ich auch Andies Freundinnen mochte, so waren doch die Dialoge zwischen ihnen oft allzu ausufernd. Ich hatte trotzdem viel Freude mit dem Buch, auch wenn ich in diesem Fall wohl besser nicht zum Hörbuch gegriffen hätte: Es wird zwar von Bailey Carr sehr schön gelesen, aber es kommen auch WhatsApp-Nachrichten mit kräftigem Einsatz von Smileys vor, die sich in der Hörbuchfassung nur schwer umsetzen ließen.
Schade, dass dich Morgan Matson dieses Mal nicht zu 100% überzeugt hat. „Amy und Roger“ muss ich diesen Sommer endlich mal lesen. 🙂 „Der Vogelschorsch“ klingt speziell aber irgendwie gut. Das merk ich mir mal.
Liebe Grüße 🙂
Ich könnte mir vorstellen, dass dir „Der Vogelschorsch“ gefallen würde, aber les am besten zur Probe die ersten Seiten an. Ich bin mir nicht sicher, ob man Wirlingers Stil nicht als seltsam empfindet, wenn man nicht selbst aus Oberösterreich kommt.
„Amy & Roger“ ist einfach das perfekte Sommerbuch! Ich habe auch im März, als der Lockdown begonnen hat, meine ganzen Lieblingskapitel in dem Buch gelesen, weil mir da so nach Wohlfühllektüre war.