Letzte Woche habe ich erzählt, dass es mir in letzter Zeit oft schwer gefallen ist mich aufs Lesen zu konzentrieren, bis ich einfach mal das Genre gewechselt habe. Daraufhin habe ich folgende drei Jugendbücher gelesen, in denen es alle in irgendeiner Weise ums Reisen geht:
Maureen Johnson – 13 Little Blue Envelopes
Die 17jährige Ginny erhält einen Stapel Briefe von ihrer Tante Peg, die diese kurz vor ihrem Tod geschrieben hat. Darin schickt Peg sie auf eine abenteuerliche Reise quer durch Europa.
Diesen Roman hatte ich schon seit einer Weile auf meiner Liste, da er nach dem perfekten Sommerbuch klang, und auf eine gewisse Weise war er das auch. Es ist eine unterhaltsame Geschichte, die unter anderem nach London, Amsterdam und Kopenhagen führt. Die Briefe bringen eine schöne Schnitzeljagd-Komponente hinein und Ginny macht unterwegs eine Reihe von skurrilen und interessanten Bekanntschaften. Was man dabei allerdings gänzlich ausklammern muss, ist eine realistische Rahmenhandlung. Welche Eltern würden schon ihrer 17jährigen Tochter erlauben, alleine um die halbe Welt zu reisen – völlig ins Ungewisse hinein, ohne Handy und ohne jemals mit jemandem in den USA Kontakt aufzunehmen? Es hätte schon gereicht Ginny ein bis zwei Jahre älter zu machen. Abgesehen davon kamen mir die Beschreibungen der Städte oft recht oberflächlich vor. Oft will keine rechte Atmosphäre aufkommen – und nein, auch wenn es dort im Sommer lange hell ist, gibt es in Kopenhagen keine Mitternachtssonne!
Das Ende lässt einige Fragen offen, aber ich war bereits vorgewarnt und hatte mir außerdem vorsorglich auch den Folgeband schon aus der Onleihe heruntergeladen, das hat mich also nicht sonderlich gestört. Alles in allem eine locker-flockige Geschichte, die man schön zwischendurch lesen kann, die für mich aber doch deutliche Schwächen hatte.
Maureen Johnson – The Last Little Blue Envelope
Es ist kurz vor Weihnachten und Ginny ist gerade damit beschäftigt sich für Colleges zu bewerben, als sie aus London von einem Fremden namens Oliver die Nachricht erhält, dass er den letzten Brief ihrer Tante gefunden hat.
Für Ginny beginnt eine weitere Reise mit alten und neuen Bekanntschaften.In „13 Little Blue Envelopes“ erfährt man nicht, was in Pegs letztem Brief steht, da er Ginny abhanden kommt. Jetzt hat sie endlich die Chance ihn doch noch zu lesen, aber Oliver ist nicht bereit den Brief einfach so herauszurücken. Er möchte an dem Kunstwerk mitverdienen und Ginny begleiten, wenn sie die einzelnen Teile einsammelt. In die Suche bringen sich noch zwei weitere Figuren mit ein, von denen man eine bereits kennt.
„The Last Little Blue Envelope“ ist ähnlich aufgebaut wie sein Vorgänger, hat mir aber tatsächlich besser gefallen. Die Reisebeschreibungen sind nicht so oberflächlich und hektisch, da weniger Orte aufgesucht werden, und die Anweisungen von Peg führen zu herrlich absurden Situationen. Neben der äußeren Reise fand ich hier auch Ginnys innere Reise besser umgesetzt. Allzu realistisch ist die Handlung zwar auch hier nicht, aber ich hatte dennoch viel Freude mit der Lektüre.
Jessi Kirby – The Other Side of Lost
Einst waren Mari und ihre Cousine Bri unzertrenntlich, aber im Laufe der Zeit haben sie sich auseinandergelebt. Als Bri bei einem Unfall stirbt, wird Mari bewusst, dass das perfekte Leben, das sie sich auf Instagram mit zahlreichen Followern aufgebaut hat, nur Schein ist. Sie kehrt Social Media den Rücken und macht sich auf, den John Muir Trail zu wandern – das war Bris Ziel, auf das sie sorgfältig hingearbeitet hat.
Auch in diesem Roman geht es um eine Reise, aber ich fand ihn um einiges besser als die beiden oben genannten. Besonders gut hat mir die Art und Weise gefallen, wie Jessi Kirby mit ernsten Themen umgeht. Maris bisheriges Streben nach einem perfekten Instagram-Leben, ihre Suche nach ihrem „wahren“ Ich und auch ihre Trauer um Bris Tod spielen eine große Rolle, der Roman behält aber dennoch stets eine gewisse Leichtigkeit. Die Reise ist toll beschrieben – ich hatte das Gefühl, selbst auf der Wanderung mit dabei zu sein. Unterwegs schließt Mari sich einer Gruppe von anderen Wanderern an, mit denen sie Freundschaft schließt. Ich fand die Art, wie die Figuren miteinander agieren, sehr angenehm und auch die kleine Liebesgeschichte, die mir zunächst deplatziert vorkam, war gut umgesetzt und drängte sich auch nicht zu sehr in den Vordergrund.
Gut, der Roman greift manches Mal in die Klischeekiste und einige Probleme lösen sich vielleicht zu einfach auf. Außerdem hätte ich mir für eine Vollendung von Maris innerer Reise noch ein abschließendes Gespräch mit ihrer Mutter gewünscht. Aber diese Punkte haben meinen Lesegenuss kaum geschmälert. Ich kann mir vorstellen, dass ich zu „The Other Side of Lost“ noch öfter greifen werde und ich werde vermutlich auch noch weitere Werke von Jessi Kirby lesen.
„The Other Side of Loss“ merke ich mir mal wieder. 🙂
Du füllst meine Wunschliste gerade aber auch ziemlich gut. 😀 Ich mag die Art, wie das Wanderthema hier verknüpft wird mit der Abkehr von Instagram und Co.
Schön, dass du jetzt wieder so viel zum Lesen gekommen bist. 🙂
Ich wollte das Buch gerade auf meine Wunschliste setzen und hab gemerkt, dass mir die Übersetzung auf Deutsch schon oft begegnet ist. Aber den Titel finde ich so richtig doof: „Offline ist es nass, wenn’s regnet“. Das hat mich nie so angesprochen. Umso schöner, dass du das Buch vorgestellt hast.
Der deutsche Titel ist echt furchtbar! Ich hoffe, dass der nicht zuviele von dem Buch abschreckt, da das wirklich toll ist. Die Verknüpfung des Wanderthemas mit der Abkehr von Social Media fand ich auch super. Und ich habe jetzt eine riesengroße Lust auf eine Wandertour. 😉
Über „Offline ist es nass, wenn’s regnet“ bin ich in den letzten Monaten auch regelmäßig gestolpert, hatte mir aber kein rechtes Bild von dem Buch machen können. Dank deiner Kurzrezension ist der Titel dann doch mal auf der Bibliotheksmerkliste gelandet – mal schauen, ob ich mir den im Sommer ausleihe, wenn ich wieder mehr eBooks lese. 🙂