Huntley Fitzpatrick – My Life Next Door
Seit Jahren lebt Samantha, genannt Sam, neben den Garretts, einer Familie mit 7 Kindern. Trotzdem kennt sie ihre Nachbarn kaum, denn Sams Mutter, eine ehrgeizige Politikerin, hat ihren beiden Töchtern den Umgang mit der chaotischen Großfamilie verboten. Doch dann kommt Sam mit Jase Garrett ins Gespräch und ehe sie sich versieht ist sie mittendrin bei der Familie nebenan.
„My Life Next Door“ ist ein wunderbar lockerer, humorvoller Jugendroman. Wie vermutlich unschwer zu erraten entwickelt sich bald eine Liebesgeschichte zwischen Sam und Jase, aber auch die anderen Garretts und Sams eigene Familie spielt eine große Rolle. Alle Figuren sind schön ausgestaltet – von den warmherzigen Garretts hin zu Sams selbstverliebter Mutter, die zugegebenermaßen zielmich anstrengend ist. Sam selbst ist sehr sympathisch und ihre Beziehung zu Jase erfreulich unkompliziert. Zwar gibt es dann noch noch eine gehörige Portion Drama, aber letztendlich gehen die beiden reifer damit um als so manches erwachsenes Liebespaar in Romanen. Ein richtiges Sommerbuch und genau das richtige, wenn man eine gemütliche Lektüre für zwischendurch sucht.
René Freund – Ans Meer
Als Linienbusfahrer auf dem Land führt Anton ein eher langweiliges Leben und seine Tage sind vorhersehbar. Schüler, die beim Einsteigen nicht grüßen, gehören da schon zu den aufregendsten Dingen. Aber an diesem Tag steigt die krebskranke Carla in den Bus ein und möchte ein letztes Mal das Meer sehen. Und ehe er sich versieht, ist Anton mit einer kleinen Gruppe Passagiere unterwegs nach Italien.
Ich habe seit dem letzten Jahr ein paar Bücher von René Freund gelesen, die mich zwar nicht alle gleichermaßen begeistert haben, aber die ich doch alle sehr gern gelesen habe. Auch mit „Ans Meer“ hatte ich meine Freude. Es ist eine absurde, aber sehr herzerwärmende Geschichte, in der es einerseits um einen etwas anderen Roadtrip ans Meer, andererseits aber auch um die Liebesgeschichte zwischen Anton und seiner Nachbarin Doris geht. Mit der Reise bricht Anton aus seiner altgewohnten Routine aus und wächst über sich selbst hinaus. Ein sehr nettes, oft auch witziges Sommerbuch, das mir nur ein bisschen zu kitschig bzw. simpel war. Es lässt sich trotzdem sehr schön zwischendurch lesen und hat jede Menge Wohlfühlpotenzial.
Anna Moretti – Effi liest. Eine romantische Komödie
Berlin 1894: Bei einem Ausflug entdeckt die achtzehnjährige Effi ein Buch über die Psychologie der Gefühle, aber noch ehe sie es lesen kann, wird ihre Lehrerin darauf aufmerksam und Effi fliegt sie aus ihrem vornehmen Pensionat. Während ihr Vater und ihre Tante sich darauf konzentrieren Effi in die Gesellschaft einzuführen, lässt ihr das Buch keine Ruhe. Weshalb ist es so skandalös oder gar gesundheitsschädigend, wie man ihr gegenüber behauptet hat? Effi hofft, dass der junge Arzt Max von Waldau ihr Auskunft geben kann.
„Effi liest“ ist ein humorvoller historischer Roman über eine selbstbewusste Frau, die sich gegen ihre vorgezeichnete Rolle in der Gesellschaft auflehnt. Soweit klingt das sehr altbekannt, aber Anna Moretti bringt einen frischen Wind in diesen generischen Plot, indem sie die damaligen Theorien von Sigmund Freud zur Sexualität und weiblichen Hysterie mit in die Handlung einflicht. Die Autorin baut auch eine Operation von Freud und dem Berliner Arzt Wilhelm Fließ mit ein, die tatsächlich so stattgefunden hat (hier nachzulesen). Max von Waldau, der Love Interest, vertraut seinem Mentor Wilhelm Fließ am Anfang gänzlich und stellt daher Fehldiagnosen in Bezug auf Effi, die einem heutzutage völlig absurd vorkommen. Der Liebe zwischen Effi und Max steht also so einiges im Weg und bis zum Happy End ist es ein holpriger Weg.
Ein sehr unterhaltsamer Roman mit einem interessanten (wenn auch erschreckenden) historischen Kern.
„My Life Next Door“ klingt sehr nett. „Vernünftig mit Drama umgehen“ und eine unkomplizierte Beziehung ist ja nun nicht so üblich bei Jugendbücher, umso mehr freu ich mich immer, wenn ich so was lesen darf.
„Effi liest“ klingt wirklich gut, das behalte ich also gern im Auge. In „Der Ursprung der Welt“ wird diese OP übrigens auch aufgegriffen wie vieles andere auch. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man es für Comedie halten.