Phantastisch Rezensionen

Franka Rubus – Die Blutgabe

Genre: dieses Buch steht zwischen den Genres – Science Fiction, Dystopie, Urban Fantasy, … von allem ein bisschen was
Seiten: 480
Verlag: Aufbau Taschenbuch
ISBN: 978-3746626840
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen

In einer düsteren Zukunft beherrschen zweierlei Arten von Vampiren die Welt – die konservativen Vampire und die Progressiven, auch „Bluter“ genannt, die in ihrem Anfangsstadium eine Phase des Wahnsinns durchleben.
Der junge Mensch Red September flieht von einer „Farm“, wo Menschen als Blutlieferanten dienen, um sich auf die Suche nach seiner Freundin Blue zu machen. Dabei gerät er an eine Gruppe von konservativen Vampiren, die einige Menschen für die Jagd auf Bluter ausbilden. In Kris erkennt Red jenen Vampir, der Blue einst von der Farm weglockte – und tatsächlich scheint Kris etwas über ihren Verbleib zu wissen …

Dieser Versuch einer kurzen Zusammenfassung gibt den Inhalt nicht adäquat wieder. Es ist schwierig, etwas über die Handlung zu schreiben, ohne gleichzeitig schon zu viel zu verraten. Es ist auch schwierig, den Plot dieses Romans auf den Punkt zu bringen, da er mit nichts vergleichbar ist, was ich bisher über Vampire gelesen habe.
Denn Vampirismus wird hier wissenschaftlich-medizinisch erklärt und zwar auf eine Art und Weise, die durchaus plausibel klingt. Wobei ich ja zugeben muss, dass ich von Biologie und Medizin wenig bis gar keine Ahnung habe, aber dennoch habe ich die Erklärungen gut verstanden.

Die Vampire werden hier also gewissermaßen entmystifiziert, was ich sehr spannend fand. Überhaupt haben mich die Hintergründe und all die Erkenntnisse, die im Laufe des Romans gewonnen werden, am meisten gefesselt.
Und damit wäre ich auch bereits bei einem Kritikpunkt: Man tappt als Leser sehr lange im Dunkeln, was mich manchmal ein wenig genervt hat. Gern hätte ich Red zugerufen „Jetzt frag doch mal nach! Geh den Dingen auf den Grund!“, denn für meinen Geschmack nimmt er zuvieles einfach hin. Wenn man selbst bereits darauf brennt, gewisse Zusammenhänge erklärt zu bekommen, kann das also zu einer gewissen Geduldsprobe werden.
Im zweiten Teil wird dann vieles klarer, und die Art und Weise, wie die Hintergründe aufgedeckt werden, ist sehr gut gelungen. Ich will hier nicht zuviel verraten, aber vor allem die Tagebucheinträge haben es mir angetan.

Dennoch hatte ich auch mit dem zweiten Teil des Romans meine kleinen Probleme, da mir die Ziele und Motive mancher Figuren nicht wirklich klar waren. Ich wusste oft nicht, was Cedric und auch Kris überhaupt bezwecken, wodurch mir die Handlung stellenweise etwas ziellos vorkam.
Davon abgesehen sind die Figuren aber sehr gut gezeichnet und verweigern sich auch jeder Einteilung in „gut“ oder „böse“. Sie haben alle ihre Stärken und Schwächen und sind auch allesamt auf ihre Weise sehr glaubwürdig.

Zwei kleine Punkte noch zur Gestaltung des Buches: Cover sind natürlich immer Geschmacksache, und dass ich da einen anderen Geschmack habe als die meisten Leser, ist für mich auch nichts Neues, aber ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Cover gar nicht anfreunden kann. Ich finde, dass es für den Roman zu „kitschig“ wirkt und im Zusammenhang mit dem verschnörkelten B ein wenig den Eindruck erweckt, als ginge es in erster Linie um eine Romanze.
Auch der Klappentext geht ein wenig in diese Richtung – vor allem aber bietet er einen riesengroßen Spoiler. Das fand ich etwas ärgerlich.

Für die Bewertung tut das aber natürlich nichts zur Sache. Ich habe übrigens lange zwischen 4 und 5 Sternchen geschwankt, aber die angesprochenen Kritikpunkte haben dann doch zu einem kleinen Abzug geführt (ihr wisst ja schon, wie sehr ich mit der Höchstwertung geize).
Nichtsdestotrotz ist der Roman sehr empfehlenswert – auch (oder: vor allem) für all jene, die von dem derzeitigen Vampirtrend schon die Nase voll haben. Glaubt es mir, wenn ich euch sage, dass dieses altbekannte Thema hier wirklich neue und spannende Wege geht.
Dazu ist der Roman auch sprachlich sehr gut geschrieben, und somit freue ich mich bereits jetzt auf den Folgeband „Unberührbar“, der nächstes Jahr erscheinen soll. 🙂

Leave a Reply

Your email address will not be published.