Schreibgeplauder

[30 Tage übers Schreiben bloggen] 27. Frage

27. Spielen Äußerlichkeiten eine große Rolle in deinen
Geschichten? Erzähl uns davon, oder wenn nicht, wie du deine Figuren
ansonsten entwirfst
Das ist eine interessante Frage, die ich mal wieder nicht allgemeingültig für meine Figuren beantworten kann – das hängt nämlich ganz vom Roman und den Figuren ab. Es ist schon vorgekommen, dass ich von einer Figur zuerst eine Zeichnung hatte, ehe ich sonst viel von ihr wusste. So war es etwa mit Andalind aus „Bühnenzauber“ und Ramhild aus den „Göttersteinen“. Natürlich hatte ich auch da schon eine gewisse Vorstellung, sonst hätte ich die jeweiligen Personen auch nicht zeichnen können. Aber die Vorstellung war eben noch sehr vage.
Manche Figuren entsehen also zuerst optisch vor meinem inneren Auge, während andere schon einen sehr klar definierten Charakter, dennoch aber für mich noch kein Aussehen haben.  
Auch die Frage, ob Äußerlichkeiten eine große Rolle in meinen Geschichten spielen, kann ich nicht so eindeutig beantworten.
Andalind etwa wird den halben Roman lang sehr stark über ihr Äußeres definiert und von Gabran aufs heftigste angeschwärmt. 😉 Damit geht natürlich einher, dass ihr Äußeres auch eine große Rolle spielt und sie auch recht genau beschrieben wird.
Nun habe ich aber im selben Roman mit Herun nahezu das genaue Gegenteil. Ich hatte schon lange vor der Zeichnung eine sehr genaue Vorstellung davon, wie Herun aussieht. Aber im Roman spielt das Aussehen von Herun kaum eine Rolle. Der Grund dafür ist ganz einfach der, dass es für Herun selbst keine große Rolle spielt. Sie findet ihr Aussehen in Ordnung, denkt aber nicht großartig darüber nach. In der Hinsicht trägt sie weder Komplexe mit sich herum noch ist sie eitel. Es ist also für die Figur und für den Roman schlichtweg egal, wie sie aussieht. 
Ganz anders ist es da etwa mit Riava, die sehr unglücklich mit ihrem Aussehen ist. Daher denkt sie natürlich auch öfter mal darüber nach und verhält sich logischerweise in manchen Situationen auch entsprechend. Und auch bei Vendalar spielt das Aussehen durchaus eine wichtige Rolle, da er dadurch als „fremdartig“ heraussticht. Er trägt quasi seine (problematische) Herkunft stets sichtbar mit sich herum, was für ihn nicht einfach ist.
Diese Beispiele zeigen vielleicht schon, dass Äußerlichkeiten in meinen Geschichten vor allem dann eine große Rolle spielen, wenn sie auch eine bestimmte Funktion haben. Was ich dagegen nicht mag, das ist eine Technik, die man recht häufig in manchen Liebesromanen findet: dass nämlich jede auftretende Person gleich mal mit Haar- und Augenfarbe vorgestellt wird und gern auch noch mit ihrer schlanken/hochgewachsenen/wohlgerundeten (in jedem Fall aber tollen) Figur. So etwas finde ich mühsam, wenn Charaktere nur zum Selbstzweck beschrieben werden – nicht, weil der Perspektiventräger sich bestimmte Gedanken zu deren Aussehen macht oder das Äußere in irgendeiner Hinsicht wichtig für die Geschichte ist, sondern nur, um ein möglichst rasch ein möglichst simples Bild in den Kopf der Leser zu pflanzen.
Dabei habe ich nichts gegen Beschreibungen an sich – aber sowohl als Leserin als auch als Schreiberin möchte ich, dass sie persönlich und individuell sind (was genau fällt dem Perspektiventräger am Gegenüber auf bzw. über welchen Aspekt des eigenen Körpers würde vielleicht der Perspektiventräger nachdenken), sich in die Handlung einfügen und sich nicht auf ein Abarbeiten der wichtigsten „Eckdaten“ beschränken.
Ob mir das immer so gelingt oder ob ich nicht auch einige Beschreibungen in meinen Geschichten habe, die fehlplatziert oder schlichtweg misslungen sind, kann ich selbst natürlich nicht sagen.

2 thoughts on “[30 Tage übers Schreiben bloggen] 27. Frage

  1. Das finde ich eine ganz wunderbare Einstellung. Eine der nervigsten Sachen in Unterhaltungsliteratur ist diese plumpe äußerliche Beschreibung, die schnell eine Figur charakterisieren soll, es aber gar nicht tut. Eine Beschreibung sollte nur dann erfolgen (und ganz individuell sein), finde ich, wenn sie entweder etwas über die Figur aussagt, irgendwie auf ihr Inneres verweist oder einen anderen Zweck hat (einen zwischenmenschlichen oder psychologischen etwa).

    1. Ja, das ist nervig und auch schade, weil solche Beschreibungen ja sehr viel Potential bieten, wenn sie eben individuell sind.
      Es ist halt immer eine gewisse Gratwanderung, weil ich prinzipiell ja schon gern eine gewisse Vorstellung vermitteln möchte, wie meine Figuren aussehen. Aber dann muss man einfach Mittel und Wege finden, wie man das passend in den Text integriert.

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