Gegenwartsliteratur Historisch Jugendbuch Rezensionen

Britannien, Peru und Tibet – Rezension im Dreierpack

Rosemary Sutcliff – Der Adler der neunten Legion (gekürztes Hörbuch)
Als Kind habe ich irgendwann mal Sutcliffs historischen Roman über einen jungen Zenturio, der sich in Britannien auf die Suche nach der verschwundenen neunten Legion begibt, gelesen. Ich war damals nicht sehr begeistert und denke, dass es wohl daran lag, dass der Centurio Marcus mir  als Kind sehr fern war. Ich hatte damals lieber Mädchen als Hauptfiguren und die Begeisterung für die Antike hatte mich da auch noch nicht genug gepackt, um mich bei dem Roman wirklich bei der Stange zu halten.
Als ich dann vor einer Weile bei einem Flohmarkt über das Hörbuch gestolpert bin, dachte ich mir, dass ich es doch nochmal damit versuchen könnte. Nun, die Probleme von damals hatte ich jetzt mit dem Buch nicht mehr, aber leider befürchte ich, dass das Hörbuch keine gute Wahl war. Der Roman ist ganz nett, aber es geht alles recht schnell und simpel, die Figuren entwickeln nur wenig Leben und wirkliche Spannung kam nie auf. Ich nehme an, dass das zum großen Teil an den Kürzungen der Hörbuchfassung liegt. Dazu kommt dann noch, dass der Roman auch historisch betrachtet mittlerweile nicht mehr so recht funktioniert, da die neunte Legion wohl keineswegs in Britannien verschollen ist.
Ob ich dem Roman nun nochmal eine 3. Chance gebe und zwar mit dem gedruckten Buch? Ich bezweifle es.
3 von 5 Sternchen
Christoph Ransmayr – Der fliegende Berg
Zwei ungleiche Brüder brechen von Irland nach Tibet auf, um dort im Himalaya einen noch unbestiegenen Berg zu suchen, den vielleicht letzten weißen Fleck auf der Weltkarte. Den einen treibt die Herausforderung, die Sucht nach dem Gipfel, den anderen hingegen das Interesse und die Liebe zu der Kultur des Nomadenvolkes der Kampa.
Seit mich „Die letzte Welt“ restlos begeistert hat, lese ich jeden Roman von Christoph Ransmayr. Dieser hier hat mir gut gefallen, reicht für mich aber dennoch nicht ganz an andere Romane von Ransmayr heran. Dabei verschränkt er mehrere Ebenen recht geschickt ineinander. Die Zeit bei den Nomaden und die Besteigung des fliegenden Berges gibt Padraic, dem Ich-Erzähler, Anlass, sich an seine Kindheit mit seinem Bruder Liam und seinem patriotischen Vater zu erinnern. Dabei stehen die Dominanz Englands über Irland sowie die Dominanz Chinas über Tibet einander gegenüber und schaffen eine Verbindung zwischen diesen beiden Polen des Romans. Allerdings springt Ransmayr ein wenig zu sehr zwischen den Zeiten und Orten hin und her, wiederholt vieles und scheint nicht so recht zum Punkt zu kommen.
Sowohl die Handlung mit ihren verschiedenen Ebenen (die auch für sich betrachtet sehr interessant sind) als auch die formale Gestaltung in Versen machen den Roman aber dennoch sehr lesenswert.
4 von 5 Sternchen
Mario Vargas Llosa – Der Geschichtenerzähler
Wie Ransmayr ist auch Llosa ein Autor, der mich mit einem Roman so begeistert hat, dass ich auch weitere von ihm lesen wollte. Und auch hier wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt.
„Der Geschichtenerzähler“ ist vor allem das Porträt eines indianischen Stammes der Amazonasregion, die Machiguengas. Die Erzählung des Ich-Charakters über dessen Freund Mascarita, der von dem Stamm so fasziniert ist, dass es fast an Besessenheit grenzt, wird immer wieder unterbrochen von langen Mythen der Machiguengas.
Anders als in „Tod in den Anden“, wo Llosa die Mythen kunstvoll in die Haupthandlung einflicht, wirken sie hier zunächst wie losgelöst von der Haupthandlung. Und die sprunghafte Erzählweise macht es einem auch nicht so leicht, diesen Mythen zu folgen. Wie sie mit der Erzählung über Mascarita verbunden sind und weshalb sie scheinbar so zusammenhanglos von einer Sache zur nächsten springen, wird einem im Laufe des Romans klar, aber sie sind doch sehr sperrig zu lesen.
Dazu kommt, dass mir „Der Geschichtenerzähler“ teilweise gar nicht wirklich wie ein Roman vorkommt, sondern eher wie eben ein Porträt der Machiguengas, das notdürftig von einem Handlungsgerüst zusammengehalten wird.
Und so interessant dessen Kultur auch ist, so war mir „Der Geschichtenerzähler“ einfach zu wenig ein Roman und zu sehr eine reine Beschreibung.
3 von 5 Sternchen

2 thoughts on “Britannien, Peru und Tibet – Rezension im Dreierpack

  1. Ich lese Rosemary-Sutcliff-Romane seit vielen Jahren immer wieder mit Vergnügen. Aber wie so viele Autoren hat auch sie Geschichten, die einen mehr packen als andere – und für mich gehört "Der Adler der Neunten Legion" zu den weniger mitreißenden Geschichten. 😉

    Wenn du noch einmal einen Versuch mit der Autorin starten willst, dann würde ich dir "Das Stirnmal des Königs" oder "Das Hexenkind" ans Herz legen. 😉

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