Familiensaga Rezensionen

Michael Raleigh – Im Haus der Flynns

Genre: Belletristik, Familienroman
Seiten: 400
Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3455060126
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen

Themen-Challenge (Kindheit) 

Als ein Autounfall den 7jährigen Danny zum Waisen macht, kommt er in das Haus seiner Großeltern. Da seine Eltern beide aus großen Familien kamen, nehmen sich nun also Tanten, Onkel, Großonkel und Großeltern seiner an. Gemeinsam mit Danny erlebt man also den Alltag in der Familie der Flynns mit und begleitet ihn ein Stück weit in seiner Kindheit.

Michael Raleigh zeichnet in diesem Roman das lebhafte Bild einer irischen Großfamilie, die aus allerlei liebenswerten und auch skurrilen Mitgliedern besteht. Inmitten all dieser Menschen erlebt Danny, für den sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wurde, ein Gefühlschaos, das man sehr gut nachvollziehen kann. Er hat mit der Angst zu kämpfen, ihm könnten auf einmal alle, die er liebt, so plötzlich genommen werden wie seine Eltern, und in dieser Angst fühlt er sich trotz all der Menschen, die ihn umgeben, oft einsam. Seine Großeltern, Onkel und Tanten wiederum haben neben ihrer Trauer damit zu kämpfen, dass sie es nicht immer schaffen, Danny ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.
Der Roman schlägt also durchaus ernste und auch traurige Töne an, hat aber auch sehr witzige Szenen zu bieten und wirkt trotz allem nie trostlos oder düster. Vielmehr zieht sich ein eher heiterer Grundton durch das Buch, der auch in den traurigen Szenen nie ganz verloren geht.

Es sind vor allem die Figuren, die „Im Haus der Flynns“ so lesenswert machen. Danny ist ein gewitzter, manchmal aber auch so begriffstutziger Junge, dass man oft über ihn schmunzeln muss. Und auch all die anderen Figuren sind so lebhaft gezeichnet, dass ich manchmal das Gefühl hatte, sie persönlich zu kennen.
Mein besonderer Liebling war Tom, der von Danny vergötterte Onkel, dessen Charme auch ich mich nicht entziehen konnte. Gleichzeitig habe ich um ihn gebangt, weil ich oft das Gefühl hatte „das nimmt kein gutes Ende mit ihm“ – eine Befürchtung, die ich auch bei Dannys Cousin hegte.
Obwohl es in dem Roman eher um die kleinen Alltagssituationen geht, musste ich also doch oft mit den Figuren mitfiebern. Das hat mich auch an den Roman gefesselt, dessen Handlung sonst eher gemächlich dahinplätschert.
Das ist durchaus nicht negativ gemeint, da ich die stillen Töne und all die alltäglichen Kleinigkeiten sehr mochte. Ab und zu gab es dann aber doch Szenen, die gewisse Längen aufwiesen.

„Im Haus der Flynns“ ist ein ganz wunderbarer, warmherziger Roman, der ein schönes Bild von der Kindheit in einer irischen Großfamilie im Chicago der 50er Jahre zeichnet. Große Ereignisse hat er nicht zu bieten, aber dennoch kommt nur ganz selten Langeweile auf.
Ich habe auf alle Fälle meine Zeit inmitten der Flynns genossen und hätte gern noch mehr Zeit mit ihnen verbracht.

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