Phantastisch Rezensionen

Lord Dunsany – Der Schatten der Scheuermagd

erschienen bei Klett-Cotta
ISBN: 978-3608953084auf Deutsch nur noch gebraucht erhältlich; auf Englisch unter dem Titel „The Charwoman’s Shadow“ bei Del Rey erschienenwoher: Geburtstagsgeschenk

 

Die Geschichte ist in Spanien im Goldenen Zeitalter angesiedelt und erzählt von dem jungen Ramon Alonzo, der auf Geheiß seines Vaters zu einem Magier reist, um dort die Kunst des Goldmachens zu erlernen. Ramon Alonzo ist zunächst von der Magie fasziniert, begegnet dann aber einer alten Scheuermagd, die einst dem Magier ihren Schatten gab und nun an dessen Haus gebunden ist. Und auch von Ramon fordert der Magier eine Gegenleistung für das erlernte Wissen.

Dieser Roman von Lord Dunsany – eigentlich Edward John Moreton Drax Plunkett, 18th Baron of Dunsany – wurde auf Englisch erstmals 1926 publiziert und 1986 schließlich ins Deutsche übersetzt.
Es handelt sich hier also um einen sehr frühen phantastischen Roman, dem man sein Alter zwar durchaus anmerkt, der aber keineswegs verstaubt ist.
Die darin beschriebene Magie orientiert sich vor allem an der mittelalterlichen Alchemie mit Elixieren und der Herstellung von Gold und wird von der Kirche und dem einfachen Volk als Teufelswerk betrachtet, während die Familie von Ramon recht unverfroren Gold und Liebestränke von dem jungen Mann fordert.

Ich hatte anfangs leider Probleme, in den Roman hineinzufinden, aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat er mich dann doch sehr gefesselt. Sprachlich ist er alles andere als einfach zu lesen und ich bin daher froh, dass ich nicht zum englischen Original gegriffen habe. Lord Dunsany fordert die Leser mit sehr komplexen Satzstrukturen und ungewöhnlichen Bildern, die eine großartige Atmosphäre erzeugen, stellenweise aber auch ein wenig sperrig sein mögen. „Der Schatten der Scheuermagd“ ist also kein Buch, das man mal eben zügig durchliest, aber gerade das macht auch seinen Reiz aus.

Der Plot an sich ist eher konventionell, konnte mich aber dennoch einige Male überraschen. Und obwohl ich die eine oder andere Wendung vorausgeahnt hatte, fand ich den Roman doch sehr spannend zu lesen.
Auch Ramon ist eher konventionell gezeichnet, aber dafür gibt es einige sehr interessante Nebenfiguren. Neben der Scheuermagd ist das vor allem Ramons Schwester Mirandola, die auf raffinierte Weise ihre ganz eigenen Hochzeitspläne verfolgt. Und auch den örtlichen Pfarrer fand ich ziemlich interessant, zumal ich ihn zunächst falsch eingeschätzt hatte.

„Der Schatten der Scheuermagd“ ist ein sehr faszinierender phantastischer Roman aus einer Zeit, in der sich dieses Genre noch in seinen Kinderschuhen steckte. Von der Atmosphäre her hat er mich ein wenig an „Krabat“ erinnert, allerdings ist Lord Dunsanys Erzählung sprachlich um einiges anspruchsvoller und daher stellenweise auch nicht ganz einfach zu lesen. Aber wer sich erst einmal ein wenig hineinarbeitet, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt, die an alte Erzählungen und dunkle Märchen erinnert.

3 thoughts on “Lord Dunsany – Der Schatten der Scheuermagd

  1. Klingt toll! Krabat und düstere Märchen, erzählt von Lord Dunsany himself 😉 Den Namen habe ich schon öfters gesehen, aber noch nichts von ihm gelesen. Wäre ja eigentlich perfekt für mein Fantasyprojekt, wenn es denn nicht so schwer erhältlich wäre… Ich werde den Autor aber im Hinterkopf behalten, vielleicht finde ich ja mal was Second Hand.

    1. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich das für dein Projekt eignen würde. Ich würde dir ja gern das Buch leihen, aber bei den unverschämten Versandkosten von Österreich nach Deutschland findest du zu dem Preis vermutlich locker ein gebrauchtes Exemplar, das deutlich günstiger ist …
      Lord Dunsany hat auch noch weitere phantastische Romane geschrieben, darunter auch eine Reihe, die in einer eigenen Fantasywelt angesiedelt ist.

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