Jugendbuch Klassiker Krimi/Thriller Rezensionen

[Kurzrezensionen] Von Kühen, geheimen Forschungen und einem schwedischen Sommer

G. R. Gemin – Cowgirl

Dieses Jugendbuch hatte ich als Urlaubslektüre gewählt, weil es in Wales angesiedelt ist – allerdings nicht in einem lieblich-idyllischen Wales: Mit Bryn Mawr zeichnet der Autor das Bild einer heruntergekommenen Siedlung, die mittlerweile von Hoffnungslosigkeit und Kriminalität beherrscht wird. Und auch die jugendliche Heldin Gemma hat schon glücklichere Zeiten erlebt. Ihr Vater ist im Gefängnis, ihre Mutter nimmt sie neben all der Arbeit und den Sorgen kaum mehr wahr und ihre Großmutter sehnt sich in eine Zeit zurück, als man keine Angst vor Einbrüchen haben musste.
Als Gemma einen Zusammenstoß mit den Kühen von Kate, dem „Cowgirl“ hat, ist das für sie zunächst nur der Tiefpunkt eines ohnehin schon verdorbenen Tages, aber stattdessen lassen die Kühe nicht nur Gemma, sondern die ganze Siedlung aufblühen.
„Cowgirl“ ist einerseits herzerwärmend und spricht andererseits auch eine ganze Reihe von ernsten Themen an. Neben Gemmas familiären Problemen geht es auch um Armut, Mobbing, Außenseiterdasein und Zivilcourage. Mir hat der Roman sehr gut gefallen – auch, weil er einen sehr originellen Plot hat und sich ganz außerhalb gewohnter Pfade bewegt.

Roland Reichart – Die Gugging-Protokolle

Im niederösterreichischen Maria Gugging befindet sich auf dem Areal einer ehemaligen Nervenheilanstalt das Elite-Forschungszentrum I.S.T. Aber einiges hier scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen und die traurige nationalsozialistische Vergangenheit ist offenbar noch immer nicht ganz vorbei.
Drei Personen werden zunächst unabhängig voneinander in seltsame Machenschaften hineingezogen: Gertraud Anecker, eine
Buchprüferin der Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft; Balthasar Kutz, ein
Gymnasiast, der während einer Wallfahrt ein eigenartiges Erlebnis hatte; und Lenka Kravalova, die als Neurologin am I.S.T
arbeitet.
Ich habe mich eine ganze Weile davor gedrückt, diesen Roman zu lesen. Eine Freundin hat ihn mir vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt, weil der Autor ein ehemaliger Schulkollege von ihr ist, und ich habe mir – auch aufgrund der billigen Aufmachung – nicht sehr viel davon versprochen. Aber „Die Gugging-Protokolle“ hat mich positiv überrascht. Es handelt sich um einen interessanten Wissenschaftsthriller rund um Gehirnforschung, der mehr als nur eine unerwartete Wendung zu bieten hat, bis man am Ende kaum noch weiß, wem man trauen kann und was nun Wirklichkeit und was Einbildung ist.
Leider ist der Roman mitunter anstrengend zu lesen, da etwa eine Perspektive hauptsächlich im Bewusstseinsstrom verfasst ist. Das ergibt im Kontext des Romans durchaus Sinn, macht die Lektüre aber dennoch etwas mühsam.

Kurt Tucholsky – Schloss Gripsholm

Der Ich-Erzähler, ein Alter Ego des Autors, verbringt mit seiner Freundin Lydia den Sommer in Schweden. Hier bekommen sie nicht nur Besuch von Freunden, sondern lernen auch ein Mädchen kennen, das im nahegelegenen Kinderheim lebt und unter den Ungerechtigkeiten der Heimleiterin leidet.
Ich war mir so sicher, dass mir „Schloss Gripsholm“ gefallen würde, zumal ich darüber bislang nur Gutes gehört hatte, daher war ich umso enttäuschter, als der Roman mich nicht überzeugen konnte. Dabei ist es eine schöne, luftig-leichte Sommerlektüre, die im Laufe der Erzählung ernstere und teils auch recht düstere Töne anschlägt und dadurch eine gute Balance zwischen heiterer Liebesgeschichte und Gesellschaftskritik hält.
Es war aber auch nicht die Handlung, die mir nicht gefallen hat, sondern einerseits die Figuren und andererseits der Schreibstil. Sowohl der Ich-Erzähler als auch Lydia waren mir eher unsympathisch und sind mir manchmal richtiggehend auf die Nerven gegangen. Den Stil habe ich als seltsam schrullig und anstrengend empfunden. Vielleicht hat zu diesem Eindruck auch der Sprecher Manfred Zapatka beigetragen, dessen Lesung einfach nicht mein Fall war. 

 

3 thoughts on “[Kurzrezensionen] Von Kühen, geheimen Forschungen und einem schwedischen Sommer

  1. Von "Cowgirl" habe ich mir mal die deutsche Ausgabe in der Bibliothek vormerken lassen, das klingt gut. Bei "Schloss Gripsholm" erinnere ich mich nur noch an eine Verfilmung, die ich eigentlich ganz positiv in Erinnerung habe. Aber das ist so lange her, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob sich da nicht auch noch die eine oder andere Szene aus anderen Filmen, die ich zur selben Zeit gesehen habe, untergemischt hat. *g*

  2. Dann wünsch ich dir viel Spaß mit Cowgirl! 🙂
    Ich hab auch schon überlegt, ob ich mir noch eine Verfilmung von Schloss Gripsholm anschaue. Vielleicht ergibt es sich mal.

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