Jugendbuch Rezensionen

Morgan Matson – Save the Date

erschienen bei Simon & Schuster

 

Charlie Grant wünscht sich nichts mehr, als endlich wieder alle ihre älteren Geschwister beisammen zu haben und mit ihnen ein Wochenende in trauter Eintracht zu verbringen. Die Hochzeit ihrer Schwester Linnie scheint dafür die perfekte Gelegenheit, aber dann verschwindet die Hochzeitsplanerin und das Chaos bricht aus.

 

Die Bücher von Morgan Matson sind meistens eine wunderbare, locker-flockige Sommerlektüre und „Save the Date“ ist da keine Ausnahme (obwohl die Handlung im Frühling angesiedelt ist). Ich habe sehr gern über die Familie Grant gelesen, die liebenswert und chaotisch, aber mit Sicherheit nicht perfekt ist.

Die Mutter ist mit einer Comicserie bekannt geworden, in der sie humvorvoll von einer Familie erzählt, die stark von ihrer eigenen inspiriert wurde. Das führt dazu, dass die Öffentlichkeit teilweise das Heranwachsen der Kinder miterlebt hat und manchmal auch Ereignisse in den Comics behandelt werden, die die Kinder lieber nicht öffentlich ausgebreitet hätten. Man kann sich wohl vorstellen, dass darin einiges Konfliktpotential liegt und ich fand diesen Teil des Romans sehr gelungen umgesetzt. Ein paar Comicstrips sind auch im Roman enthalten, was mir sehr gut gefallen hat.

Interessant ist auch, wie die Comics in mancher Hinsicht eine ideale Familie abbilden, die so in der Realität nicht existiert. Charlie möchte an diesem Idealbild festhalten und kann teilweise auch gar nicht mehr unterscheiden, was ihre tatsächlichen Erinnerungen an bestimmte Ereignisse sind und was die Comicversion davon ist. Sie sieht ihre Familie perfekter als sie ist und kann nur schwer damit umgehen, dass diese Vorstellung einer idealen Familie immer mehr Risse bekommt.

 

Dieses ganze Thema rund um Familie und Geschwister und dem Wunsch nach einer heilen Welt, die so vielleicht nie exisitert hat, fand ich sehr gut umgesetzt. Charlie verrennt sich oft in ihre Sicht der Dinge und möchte mit aller Gewalt an der Vergangenheit festhalten, als sie zu ihren Geschwistern noch ein engeres Verhältnis hatte. Ich denke, dass das gewissermaßen typisch für das jüngste Kind ist – in vielen ihrer Gedanken, Wünsche und Gefühle konnte ich mich als Jüngste von vier Geschwistern auch wiederfinden.

Natürlich bietet das alles viel Entwicklungspotential für Charlie und dementsprechend ist „Save the Date“ auch eine Coming-of-Age-Geschichte. Obwohl diese Themen nicht im Mittelpunkt stehen, geht es doch auch um Freundschaft, um Verlieben und um die Frage, welchen Weg man nach der Schule einschlagen soll.

 

Obwohl die Themen Familie und Erwachsenwerden im Roman sehr präsent sind, steht auf der Handlungsebene vor allem die Hochzeit von Linnie im Zentrum des Geschehens. Ich habe mich teilweise sehr über all das Chaos, das sich nach und nach entfaltet, amüsiert, fand manches dann aber doch zu dick aufgetragen. Gerade im Mittelteil werden all die Verwechslungen und Missgeschicke etwas redundant und in ihrer Häufung auch unglaubwürdig. Aus diesem Grund fand ich den Roman zwischendurch etwas zäh zu lesen und ich denke, man hätte von den gut 400 Seiten doch auch einige kürzen können.

Zum Glück hat mich aber dann das letzte Drittel wieder ganz mit dem etwas zähen Mittelteil versöhnt und ich fand dann auch das Ende rundum gelungen.

 

Alles in allem ein sehr schöner Roman, den ich trotz seiner Schwächen gern gelesen habe. Er kann es zwar nicht mit Amy & Roger’s Epic Detour aufnehmen, aber ich hatte sehr viel Freude dabei, die Familie Grant kennenzulernen und durch das Wochenende zu begleiten.

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