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[Kurzrezensionen] 4 Bücher übers Weitwandern

Rund um meine Wanderung auf dem Wiener Wallfahrerweg habe ich einige Bücher übers Weitwandern gelesen (Sachbücher und Belletristik), die ich hier gesammelt vorstellen möchte:

Meika Hashimoto – The Trail

erschienen bei Scholastic

Es sollte der beste Sommer ihres Lebens werden. Toby und Lucas hatten eine Liste erstellt mit Dingen, die sie machen wollten, unter anderem: einen Teil des Appalachian Trail wandern. Aber jetzt ist Lucas nicht mehr hier und wenn Toby diesen letzten Punkt auf der Liste abhaken möchte, muss er sich alleine auf das Abenteuer begeben.

Ich bin an diesen Roman mit etwas falschen Erwartungen herangetreten, weil ich nicht auf das empfohlene Lesealter geachtet habe und dachte, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Tatsächlich richtet es sich an eine deutlich jüngere Zielgruppe und Toby ist gerade einmal 12 Jahre alt. Das hat mein Lesevergnügen insofern getrübt, da mir die Erlebnisse für ein Kind dieses Alters unrealistisch vorkamen – nicht nur, dass Toby die Wanderung (fast) alleine bewältigt, obwohl er dabei wirklich allen Gefahren begegnet, die man sich nur vorstellen kann, sondern auch, dass es von den anderen Wanderern selten in Frage gestellt wird, wenn Toby sich als 17 oder 18jähriger ausgibt. Ich glaube nicht, dass sich die Zielgruppe an diesen Punkten sehr stören wird, insofern ist es ein schönes Buch über Abenteuer, Mut und Freundschaft für Kinder ab 10 oder 11 Jahren. Ich persönlich hatte mir einfach etwas anderes vorgestellt.

Philipp Fuge – Der Weg ist mein Zuhause

erschienen bei Knesebeck

Da mir von Philipp Fuge Kein Schritt umsonst über seine Wanderung von Berlin zum Nordkap so gut gefallen hat, wollte ich natürlich auch sein neues Buch lesen, in dem er über eine noch längere Reise berichtet: einmal quer durch Europa von Gibraltar zum Nordkap. Da es sich um eine so viel längere Reise handelt, ist dieses Buch nicht mehr in Tagebuchform geschrieben, sondern fasst einzelne Teile der Reise zusammen, während andere genauer beschrieben werden. Das fand ich vom Tempo her sehr gelungen und dadurch ergeben sich auch weniger Wiederholungen als es noch beim ersten Buch der Fall war. Ich fand es auch schön, dass Philipp Fuge sich bei dieser zweiten Weitwanderung mehr auf die Menschen unterwegs einlässt und nicht nur strikt seinen Weg alleine durchziehen möchte.

Mir persönlich hat dennoch „Kein Schritt umsonst“ fast etwas besser gefallen, weil dort die Besonderheit der ersten langen Wanderung mitschwingt, aber ich habe beide Bücher sehr gern gelesen. Einziger Kritikpunkt: Schon wieder keine detaillierte Karte, auf der man die Route nachvollziehen könnte.

Christine Thürmer – Weite Wege wandern. Erfahrungen und Tipps von 45.000 Kilometern zu Fuß

erschienen bei Malik (Piper)

Auch von Christine Thürmer habe ich zuvor schon ein Buch gelesen und zwar Laufen. Essen. Schlafen, in dem sie von ihren Erfahrungen auf den drei großen Weitwanderwegen der USA erzählt. Der Erfahrungsbericht hatte mich nicht ganz überzeugt, aber dieses Buch nun, in dem sie Tipps rund ums Weitwandern zusammenstellt, fand ich sehr gut.

Christine Thürmer behandelt so ziemlich alle Aspekte rund um lange Wandertouren, von Planung und Ausrüstung bis hin zu empfehlenswerten Strecken auf der ganzen Welt. Dabei bringt sie ihre persönlichen Erfahrungen mit ein und macht auch (meistens) klar, dass es sich dabei um ihre subjektiven Empfehlungen und Meinungen handelt. Ein sowohl unterhaltsames als auch informatives Buch – nicht nur fürs Weitwandern, sondern auch für Wanderungen ganz allgemein, mit einigen Tipps auch zum Thema Ultraleichtwandern.

Stefanie Jarantowski – Abenteuer Olavsweg. Eine Frau pilgert den Neuanfang

erschienen im Eigenverlag

Nach dem Verkauf ihres IT-Startups machen Stefanie Jarantowski und ihr Mann sich auf nach Norwegen, um von Oslo nach Trondheim zum Nidarosdom zu pilgern – über 600 Kilometer auf Straßen, durchs Dickicht und über Hochebenen.

Vorweg muss ich sagen, dass ich sowohl Titel als auch Klappentext bei diesem Buch irreführend fand, denn diese suggerieren, dass die Autorin alleine gepilgert wäre. Das war für mich mit ein Grund dieses Buch zu kaufen, da mich besonders die Erfahrungen einer Frau alleine auf dem Olavsweg interessiert hätten. Abgesehen von dieser Enttäuschung zu Beginn, fand ich das Buch aber unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Trotzdem konnte es mich nicht ganz überzeugen. Zum einen war für mich relativ wenig Reflexion dabei und am Ende war mir nicht klar, welche Erkenntnis die Autorin und ihr Mann nun eigentlich aus dieser Erfahrung gezogen haben und wie ihr Neuanfang nun aussehen soll (eine Schriftstellerkarriere?). Zum anderen schreibt Stefanie Jarantowski zwar „Es war die schönste und aufregendste Reise meines bisherigen Lebens“, aber beim Lesen habe ich das nur selten so wahrgenommen. Das Buch wirkt insofern sehr authentisch, weil es auch die schwierigen und nicht so schönen Aspekte beim Wandern/Pilgern nicht ausspart (und diese auch humorvoll beschreibt), aber die positiven Erfahrungen blieben meinem Empfinden nach dabei ein wenig auf der Strecke.

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