Streifzüge

Wiener Wallfahrerweg 5: St. Aegyd am Neuwalde – Mariazell

Die letzte Etappe auf dem Wiener Wallfahrerweg hatte noch einmal einige landschaftliche Höhepunkte zu bieten, ehe ich die letzten Kilometer auf bereits bekannten Wegen zurücklegte.

Obwohl ich im Gasthof zum Niederhaus ein wundervolles Zimmer hatte (inklusive einem Riesensofa und einem Balkon), konnte ich erneut nur schlecht und entsprechend wenig schlafen. Wenn man eigentlich extrem müde ist und trotzdem nicht einschlafen kann, ist das echt mühsam und entsprechend müde ging ich um sieben Uhr zum Frühstück. Dort traf ich auf die beiden Breitenfurter, die sich bei der 4. Etappe direkt vor mir ins Wallfahrerbuch in der Kalten Kuchl eingetragen hatten. Wir gingen dann die ersten Kilometer gemeinsam, ehe ich die beiden vorgehen ließ, da sie ziemlich flott unterwegs waren. Somit legte ich in gemächlicherem Tempo den Anstieg zum Gscheid zurück, den ich mir schlimmer vorgestellt hätte als er letztendlich war. Damit hatte ich auch etwa die Hälfte der heutigen Höhenmeter geschafft.

Die beiden Breitenfurter sah ich kurz darauf wieder bei einem Gasthaus, wo wir gemeinsam eine Rast mit kühlem Getränk einlegten. Danach trennten sich unsere Wege vorerst wieder und ich genoss die schönen Ausblicke, die sich mir am Gscheid boten.

Leider ging der Weg hier eine Weile an der Bundesstraße entlang, was ein wenig mühsam war, aber dafür freute ich mich umso mehr, als der Weg schließlich in den Wald führte. Teils auf Waldwegen, teils über Forststraßen ging es über den Krumbachsattel. Auf dem Foto schaut das vielleicht nicht so besonders aus, aber das war definitiv einer der schönsten Wegabschnitte überhaupt – ruhig, grün, mit Blumen am Wegesrand.

Da noch dazu perfektes Wanderwetter war (angenehme Temperaturen und ein Wechsel aus Sonne und Wolken), kam ich schnell voran und traf bald auf die Straße, die mich im vergangenen Jahr von der Falkenschlucht auf den Wiener Wallfahrerweg geführt hatte.

Kurz darauf erreichte ich daher auch wieder die Wuchtlwirtin, wo ich erneut auf die beiden Breitenfurter stieß, die hier eine Mittagspause eingelegten. Da ich im letzten Jahr schon die opulenten Wuchteln probiert hatte und mir diese beim Weiterwandern recht schwer im Magen gelegen war, kehrte ich dieses Mal nicht ein, sondern suchte mir lieber am schönen Hubertussee eine Bank für einen kleinen Mittagssnack. Hier kamen auch wieder die beiden Breitenfurter vorbei und da wir uns an diesem Tag immer wieder begegnet waren, rechneten wir fest damit, dass wir uns auf dem letzten Stück nach Mariazell oder bei der Basilika noch einmal sehen würden. Spoiler: Leider nicht.

Als ich den See hinter mir gelassen hatte, musste ich mich schließlich entscheiden, welchen Weg ich nach Mariazell nehmen wollte. Im letzten Jahr hatte ich mich ziemlich über den Habertheuersattel gequält, daher sprach einiges dafür, dieses Mal den anderen Weg durch den Rechengraben auszuprobieren, wo mich keinerlei Anstiege mehr erwarten würden. Ich hatte aber nicht sehr viel Lust auf eine lange Straßenstrecke und hatte zudem das Gefühl, dass das nun meine Chance wäre sozusagen meinen Frieden mit dem Habertheuersattel zu schließen. Denn die Temperaturen waren dieses Mal sehr viel angenehmer und ich war noch hochmotiviert, obwohl schon gut 20 Kilometer hinter mir lagen.

 

Und tatsächlich kam mir der Anstieg dieses Mal, da ich ihn nicht bei über dreißig Grad in der prallen Sonne bewältigen musste, überhaupt nicht schlimm vor. Das letzte Stück über den Sebastianiweg zog sich dann aber trotz der schönen Ausblicke noch ein wenig, zumal die Wolken und der aufkommende Wind immer mehr auf einen Wetterumschwung hindeuteten.

Und tatsächlich begann es prompt in dem Moment, als ich die Basilika von Mariazell erreichte, zu regnen. Ich zelebrierte also nicht allzu lange meine erfolgreiche Ankunft, sondern machte mich gleich mal auf zum Hotel „Drei Hasen“, wo ich sehr freundlich und mit einem Kräuterschnaps empfangen wurde. Nach einem Tag wandern und mit einem eher spärlichen Mittagessen als Grundlage entfaltete der Schnaps prompt seine Wirkung und ich stieg sehr beschwingt die Treppen zu meinem gemütlichen Zimmer hoch.

Nach der Dusche und einem Kaffee hatte nicht nur der Regen aufgehört, sondern es wagte sich sogar wieder die Sonne heraus. Also gab es doch noch ein Selfie bei der Basilika.

Danach trieb es mich aber schnell wieder zurück ins Hotel – nicht nur, weil es Zeit zum Abendessen war, sondern auch, weil ich bei meiner Ankunft eine geniale Dachterrasse entdeckt hatte. Somit ließ ich dann in einem perfekten Lesesessel und mit Blick auf die Berglandschaft den Tag (und die gesamte Pilgerreise) mit einem Buch in der Abendsonne ausklingen.

5 thoughts on “Wiener Wallfahrerweg 5: St. Aegyd am Neuwalde – Mariazell

  1. Auch wenn die Nacht erneut nicht besonders erholsam war, freut es mich sehr zu lesen, dass dein Wandertag so gelungen verlief! 🙂 Was das erneute Erwandern des Habertheuersattel angeht, so bist du ja inzwischen auch wieder ein Stück erfahrener und geübter und das hat sicher auch etwas dazu beigetragen, dass du dieses Wegstück dieses Mal nicht so unangenehm gefunden hast.

    Der Ausklang auf der Dachterrasse klingt wunderbar gemütlich! Schön, dass deine Wanderwoche so entspannt ausklingen konnte. 🙂

    1. Ja, das stimmt schon, dass ich inzwischen erfahrener und geübter war, aber das Wetter ist für mich schon ein ganz entscheidender Faktor. Also 10 Grad auf oder ab können im Sommer einen enormen Unterschied machen.

      Die Dachterrasse war ganz wunderbar und so einen Sessel hätte ich auch gern für meinen Balkon – der war unglaublich bequem. Nach dem entspannenden Abend habe ich allerdings den nächsten Tag nochmal ziemlich intensiv zum Wandern genutzt, ehe ich dann zurück nach Wien gefahren bin.

      1. Hättest du auf deinem Balkon denn Platz für so einen Sessel? Wenn ja, würde sich das ja wirklich anbieten. 🙂

        Oh, noch ein Wandertag? Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass das dein letzter Tag bei dieser Runde war. *g*

        1. Wenn ich dafür mein kleines Sofa weggeben würde (das ohnehin nicht mehr im allerbesten Zustand ist), hätte ich tatsächlich Platz für so einen Sessel. Aber das Sofa ist halt praktischer, wenn mal Besuch kommt und man gemeinsam draußen sitzen möchte.

          Ich hatte mir vorher nicht genau überlegt, was ich nach meiner Ankunft in Mariazell machen wollte, das war dann eine spontane Entscheidung vor Ort, nicht nur mit dem Sessellift auf die Gemeindealpe zu fahren, sondern von dort aus noch eine Wanderung zu machen. Aber die gehörte nicht mehr zum Wallfahrerweg dazu.

        2. Und was, wenn du statt des Sofas dir den Sessel und einen bequemen Klappstuhl für Besucher gönnst? Oder du im Falle eines Besuchers einen deiner Stühle aus der Wohnung holst? Du hast ja nicht täglich Besuch und da finde ich es schon wichtiger, dass der Balkon für dich optimal ist …

          Spontane Wanderrunde nach einer Woche wandern … schön, dass es dir so viel Freude bereitet! Ich hätte mich vermutlich irgendwo eingemuckelt, Kalorien aufgetankt und mich gefreut, weil ich keinen Schritt mehr machen muss als unbedingt notwendig. *g*

Leave a Reply

Your email address will not be published.