Gegenwartsliteratur Krimi/Thriller Rezensionen

[Kurzrezensionen] Dunkle Dörfer, schwedische Schären und sommerliche Strände

Normalerweise fasse ich bei meinen Kurzrezensionen ganz gern Bücher zusammen, die thematisch oder vom Genre her zusammenpassen. Da mir das dieses Mal gar nicht gelingt (die Bücher, die bei mir noch auf eine Rezension warten, sind eine sehr bunte Mischung), gibt es als gemeinsamen Bogen wenigstens Alliterationen im Beitragstitel. 😉

Lenz Koppelstätter – Das dunkle Dorf

Im sechsten Fall für Commissario Grauner geht es in das winterliche Grödental, wo in einem Hotel ein Toter gefunden wird. Als wäre das nicht schon genug, ist auch noch Grauners Tochter Sara verschwunden und Ispettore Saltapepe wird von seiner Vergangenheit eingeholt.

Obwohl ich kein großer Fan von Krimis mit Mafiathematik bin, habe ich darauf gewartet, dass diese in einem von Koppelstätters Krimis aufgegriffen wird. Schließlich wurde Ispettore Saltapepe zu Beginn der Krimireihe aufgrund von Konflikten mit der Mafia von Neapel nach Bozen versetzt. Ich fand es sehr spannend und beklemmend, als für Saltapepe klar wird, dass er auch in Bozen nicht länger sicher ist. Trotzdem hat „Das dunkle Dorf“ für mich nicht recht funktioniert. Ich fand es schade (und auch irritierend), dass gerade in diesem Band, der so viel mit Saltapepes Vergangenheit zu tun hat, der Ispettore nur ganz selten die Perspektive bekommt. Zudem hat mich das starke Einbeziehen von Grauners Familie etwas genervt. Für mich hätte es gereicht, wenn in dem Fall einer der beiden Ermittler persönlich involviert ist. So war es mir etwas zu viel des Guten. Beim nächsten Fall hoffen ich wieder auf einen klassischen Krimi – und auf mehr von Grauners Assistentin Silvia Tappeiner, die mir immer sympathischer wird.

Kristina Hauff – In blaukalter Tiefe

Jahrelang waren Caroline und Andreas so von ihrer Karriere vereinnahmt, dass ihre Ehe dabei auf der Strecke blieb. Nun soll ein Segeltörn in die schwedischen Schären ihre Beziehung wieder vertiefen. Als Andreas kurzentschlossen seinen jungen Anwaltskollegen Daniel und dessen Freundin Tanja mit einlädt, kommt es schnell zu Spannungen, die durch den undurchschaubaren Skipper Eric noch verschärft werden. Als das Segelboot in einen Sturm gerät, eskaliert die Situation.

„In blaukalter Tiefe“ ist ein psychologischer Thriller und ein Kammerspiel. Fünf sehr unterschiedliche Persönlichkeiten auf einem Segelboot – da brodelt es nicht nur unter der Oberfläche. Bald kommt es zu gefährlichen Machtspielen: zwischen Caroline und Andreas, die die anderen in ihre Beziehungsprobleme mit hineinziehen, aber auch zwischen Andreas und Daniel, der auf eine Beförderung hofft und sich die Frage stellen muss, wie weit er für seine Karriere gehen würde. Mir hat der Roman sehr gut gefallen; die Atmosphäre auf dem engen Segelboot und die komplexen Beziehungen zwischen den Figuren werden anschaulich beschrieben. Ich hätte mir eine etwas subtilere Figurenzeichnung gewünscht, da sie stellenweise klischeehaft ausfallen, aber das hat die Lektüre nur wenig beeinträchtigt. Am Ende gibt es noch einige interessante Wendungen, die zu einem stimmigen Abschluss führen.

Alexander Oetker – Sonntags am Strand

Es ist Ferragosto, der 15. August, und am Strandabschnitt von Enzo tummeln sich zahlreiche Stammgäste: ein junges Ehepaar, dessen Vorstellungen von einem gelungenen Sonntag stark auseinandergehen, ein schon älteres Ehepaar, das sich nicht mehr viel zu sagen hat, deren Teenagersohn, ein wortkarger Fischer und die alte Dame Signora Ada.

In diesem Roman entsteht eine Momentaufnahme ihres Lebens, da sie sich jeweils gerade an einem Wendepunkt befinden. Zusammengehalten wird das alles durch den Strandkiosk von Enzo, der schon seit Jahrzehnten seine Gäste mit Liegen, Sonnenschirmen, Getränken und Essen versorgt. „Sonntags am Strand“ ist ein Wohlfühlroman, in dem auch eine gewisse Melancholie mitschwingt. Ich hatte damit eine schöne Lesezeit, hätte ihn aber noch besser gefunden, wenn ein paar der Geschichten auch einfach offen geblieben wären. So kamen mir manche Entwicklungen etwas überhastet und stark vereinfacht vor – was schade ist, da Alexander Oetker zunächst durchaus komplexe Probleme und Lebensgeschichten schildert. Möglicherweise wollte der Autor hier etwas zu viel auf zu wenigen Seiten (gerade einmal 150) unterbringen. Trotzdem eine leichtfüßig erzählte Sommergeschichte, die mir viel Freude gemacht hat.

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