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Ein düsterer Suter, eine ironische Austen und eine vorhersehbare Feth

Da sich bei mir gerade einige Bücher zwecks Rezensionen türmen und ich ein paar davon auch wegen der Challenges schreiben „muss“, gibt es jetzt von einem Teil der Bücher mal wieder meine Kurzbesprechungen:

Martin Suter – Die dunkle Seite des Mondes
Da ich „Lila, Lila“ so toll fand, habe ich danach gleich mit dem zweiten Suter-Roman auf meinem SuB begonnen. Und auch „Die dunkle Seite des Mondes“ hat mir sehr gut gefallen.
Die Handlung lässt sich folgendermaßen kurz zusammenfassen: Der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Urs Blank probiert im Zuge einer kleinen Midlife-Crisis halluzinogene Pilze aus, was bei ihm zu einer nachhaltigen Persönlichkeitsveränderung führt. Das geht soweit, dass er sogar zu einer Gefahr für seine Mitmenschen wird.
Das klingt ein wenig skurril, und genau das ist der Roman auch. Die Veränderungen von Urs Blank und die Konsequenzen, die er daraus zieht, sind in vielerlei Hinsicht extrem. Dadurch war er mir als Leserin recht fern, was aber nichts daran änderte, dass ich ihn als Figur sehr faszinierend fand. Dazu ist der Roman auch noch sehr spannend und stilistisch super zu lesen.
„Die dunkle Seite des Mondes“ ist ganz anders als „Lila, Lila“ – skurriler, extremer und düsterer und auch weniger witzig-ironisch, sondern teilweise eher von einem beißenden Zynismus. Aber eines haben die beiden Romane gemeinsam: Sie sind absolut zu empfehlen!
5 von 5 Sternchen

Jane Austen – Die Abtei von Northanger
Ihr erinnert euch vermutlich an meinen Jubel über einen noch ungelesenen Roman von Jane Austen. Ich habe mir dann bald darauf das besagte Buch zugelegt und im Schnelltempo verschlungen.
Ich weiß wirklich nicht, weshalb „Northanger Abbey“ sonst als Austens Frühwerk oft eher stiefmütterlich behandelt oder belächelt wird. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und ich fand ihn auch äußerst fesselnd und flüssig zu lesen.
Als kleine Parodie auf diverse Schauerromane ihrer Zeit, ist „Northanger Abbey“ tatsächlich ein wenig anders als die anderen Austen-Romane, auch wenn es auch hier viel um das übliche Thema Junge Frau verliebt sich geht. Hierzu möchte ich übrigens anmerken, dass ich Henry Tilney einfach wunderbar finde und er für mich sogar die bekannteren Austen-Männer wie Mr. Darcy und Mr. Knightley in den Schatten stellt. Allerdings war für mich die Chemie zwischen ihm und Catherine nicht so stark spürbar wie zwischen anderen Austen-Pärchen. Das dürfte maßgeblich daran liegen, dass Henrys Ironie und Scharfsinn bei der naiven und unerfahrenen Catherine eher im Nichts verpufft. Catherine ist ohne Zweifel eine sympathische Heldin mit ihrer Arglosigkeit, aber manches Mal war sie ziemlich nervig und mir war nicht ganz klar, was Henry an ihr fand. Auch umgekehrt war mir nicht ganz klar, weshalb sie Henry so wunderbar fand, wo doch seine vielleicht herausragendste Eigenschaft – eben diese scharfsinnige Ironie – völlig an ihr vorüber ging.
Der etwas überhastete Schluss trug auch nicht unbedingt dazu bei, dass ich die Anziehungskraft zwischen ihnen spüren konnte.
Dennoch hat es mir sehr viel Spaß gemacht den Roman zu lesen, und ich fand ihn an keiner Stelle langweilig oder langatmig. Dazu ist er auch – wie eigentlich alle Austen-Romane – sehr flüssig und locker zu lesen (zumindest in der deutschen Übersetzung).
Gibt von mir 4 von 5 Sternchen

Monika Feth – Der Scherbensammler
Bereits zum dritten Mal stolpern Jette und Merle mitten in ein Verbrechen: Diesmal nehmen die beiden ein verwirrtes und verängstigtes Mädchen bei sich auf, das Jette blutverschmiert im Garten ihrer Mutter gefunden hat. Es stellt sich heraus, dass Mina eine multiple Persönlichkeitsstörung hat – und davon überzeugt ist, ihren Vater ermordet zu haben. Das aber wollen Jette und Merle nicht glauben.
Auch dieser Thriller von Monika Feth ist wieder fesselnd und weiß mit interessanten psychologischen Einblicken zu überzeugen. Das Problem ist nur, dass bei ihr offensichtlich gilt: Kennt man einen – kennt man alle, denn ACHTUNG SPOILER!  bei ihren Tätern handelt es sich stets um äußerst charismatische Männer, die – vereinfacht ausgedrückt – aus Liebe handeln.
Deshalb hat mich dieser Roman ein wenig enttäuscht, und ich hoffe, dass mich ihr 4. Roman „Der Schattengänger“ (den ich bereits als Hörbuch ausgeliehen habe) vielleicht doch einmal überrascht und vielleicht das übliche Schema durchkreuzt.
3 von 5 Sternchen 

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