Jugendbuch Krimi/Thriller Phantastisch Rezensionen

Zauberlehrlinge, Moorleichen und Banshees

In letzter Zeit hatte ich mal wieder nicht so sehr ein Händchen bei der Buchauswahl. Die folgenden drei Kurzrezensionen bewegen sich daher alle mit 1-3 Sternchen im eher schlechten bis mittelmäßigen Bereich.
Und wie ihr gleich sehen werdet: Ich habe nun doch bereits das neue 10-stufige Bewertungssystem eingeführt.

Sergej Lukianenko – Trix Solier. Zauberlehrling voller Fehl und Adel
gekürztes Hörbuch; gelesen von Stefan Kaminski

Ein Adelsspross schwört nach dem Tod seiner Eltern Rache und landet nach einigen Wirrungen erst einmal bei einem Zauberer, der den Jungen in seine Kunst einweist.
Das klingt nicht allzu innovativ, aber ich muss dem Roman zugute halten, dass der Plot doch origineller ist als es zunächst den Anschein hat. Besonders überzeugt war ich davon trotzdem nicht. Sobald Trix in Schwierigkeiten gerät, tauchen aus dem Nichts irgendwelche Figuren auf, die ihm – aus diversen Gründen – helfen. Und dieses Schema wiederholt sich einige Male, bis Trix schließlich einigen dieser Figuren erneut begegnet (jaja, die Welt ist klein und Trix‘ Welt offenbar ganz besonders) und sie allesamt für den Showdown um sich sammelt. Dass Trix immer auf wundersame Weise gerade im richtigen Moment über die richtigen Figuren stolpert, strapaziert nicht nur allzu sehr den Zufall, sondern schwächt einige Szenen in dem Moment ab, wenn sie gerade spannend werden. Dazu kommt, dass die Motivation mancher Figuren (vor allem die des Bösewichts) sehr fragwürdig sind.
Der Humor des Romans ist äußert lahm, funktioniert aber vielleicht für Kinder/Jugendliche besser. Über ein Zauber-Handbuch mit dem Namen „Eipot“ (von „Ei Potztausend“) konnte ich aber kaum müde lächeln.
Allgemein zog sich die Handlung ab der Hälfte wie ein Strudelteig und lediglich die enorm wandelbare Stimme von Stefan Kaminski hielt mich noch bei der Stange. Oft klang es wirklich, als würde es sich um mehrere verschiedene Sprecher handeln und nicht nur um einen – genial!
Mehr als 2,5 Sternchen gebe ich dem Hörbuch trotzdem nicht.

Sharon Bolton – Todesopfer

Dieser Roman begann toll, fing dann aber an zu schwächeln. Die Ich-Erzählerin Tora stolpert darin zu Beginn auf einer kleinen Insel der Shetlands über eine Moorleiche, als sie eigentlich eine Grube für ihr verstorbenes Pferd ausheben will. Der Toten, einer jungen Frau, wurde das Herz herausgerissen und in Kombination mit den eingeritzten Runen auf ihrem Rücken denkt man zunächst an einen Ritualmord. Aber was hat es mit diversen rätselhaften Schwangerschaften auf sich und mit dem Entbindungszentrum auf Tronal, zu dem alle Fäden zu laufen scheinen?
Tora habe ich gleich von Beginn an ins Herz geschlossen. Sie ist eine Ich-Erzählerin mit Fehlern und Schwächen und einem wirklich lebhaft gezeichneten Charakter. Auch die Polizistin Dana ist eine rundum gelungene Figur, während die Männer des Romans vergleichsweise etwas schwächer gezeichnet sind.
Dass die Autorin nicht gerade viel Zeit auf Recherche über Runen verschwendet hat, konnte ich ihr nach einem kurzen Wutanfall verzeihen, aber die abstruse Auflösung des Falls und die ebenso abstruse Verknüpfung mit örtlichen Mythen nahm mir dann doch ein wenig den Lesespaß.
„Todesopfer“ ist ein durchaus interessanter Thriller, aber der Fall an sich war mir deutlich zu abgedreht, daher „nur“ 3 Sternchen.

Janika Nowak – Das Lied der Banshee

Als Aileen erfährt, dass sie kein normales Mädchen ist, sondern eine Banshee, und zudem Harpyien es auf sie abgesehen haben, wird ihr ganzes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Zusammen mit ihrem Arbeitskollegen Thomas und weiteren mythologischen Figuren beginnt für sie eine abenteuerliche Reise, die ihnen zeigt, welcher Widersacher den „Götterkindern“ nach dem Leben trachtet.
 Auch dieser Roman begann vielversprechend mit einer interessanten Ich-Erzählerin, aber meine Begeisterung schwand von Seite zu Seite. Ich habe mir das Buch eigentlich vor allem deshalb gekauft, weil es mich interessiert hat, wie andere Autoren Sagenfiguren in unsere moderne Welt einbauen und habe dabei zumindest eines gelernt: dass ich es so nicht machen möchte.
Janika Nowak schmeißt alles mögliche an mythologischen Figuren und Sagen in den Roman, egal, ob das alles zusammenpasst und ob das überhaupt ein stimmiges Bild ergibt. Dabei ist keine dieser Figuren (bei denen es sich um die sogenannten „Götterkinder“ handelt) wirklich in ihrer Mythologie verankert (auch Aileen nicht). Stattdessen wirken sie eher wie Superhelden mit bestimmten Kräften, die bei Bedarf eingesetzt werden können.
Der ganze Mischmasch an oberflächlich eingebrachten Mythen erzeugt nicht den Funken einer Atmosphäre und dasselbe gilt leider für die Liebesgeschichte zwischen Aileen und Thomas. Aileen ist zwar die ganze Zeit am Schmachten, kuschelt sich permanent an Thomas ran (meistens schutzsuchend), redet sich aber die ganze Zeit ein, es wäre ja nur Freundschaft. Ihr Love Interest ist ein vollkommen langweiliger, flacher Charakter, der als einzigen greifbaren Wesenszug Eifersucht zu bieten hat. Das ist war nervig, aber angesichts der Tatsache, dass Aileen auch praktisch jede männliche Sagenfigur, die ihr unterkommt, anschmachtet, nicht ganz unverständlich. Von tatsächlichen Gefühlen zwischen ihnen konnte ich gar nichts spüren – da halfen auch Liebesschwüre nichts.
Und die Handlung fand ich trotz aller Action und trotz des hohen Aufgebots an illustren Gestalten (Lamien, Gargoyles, Satyre, Sirenen, eine japanische Oni, …) zum Gähnen langweilig.
Sorry für meine harten Worte, aber das gibt nun tatsächlich nur 1 Sternchen.

3 thoughts on “Zauberlehrlinge, Moorleichen und Banshees

  1. Ich finds immer toll, dass deine "Kurz"rezensionen teilweise länger sind als "richtige" Rezensionen von anderen Leuten (teils auch meine eigenen, wenn mir mal nicht viel zu einem Buch einfällt).
    Ok, die "Banshee" kann ich also abhaken, auch wenn´s doch eigentlich recht interessant klingt. Trix Solier hab ich als Buch selber noch hier liegen und hab es in einem Anflug von "SuB abbauen!!" auch mal angefangen, allerdings schon nach 4 oder 5 Seiten gelangweilt wieder weggelegt. Irgendwann geb ich dem aber mal noch ne Chance, denn z.B. bei amazon kommt das eigentlich recht gut weg.

  2. Diesmal sind meine Kurzrezis auch tatsächlich relativ lang ausgefallen – es gab halt so viel zu benörgeln. 😉
    Mir gehts sonst ja auch oft so, dass mir zu einem Buch nicht viel einfällt; gerade, wenn ich etwas für eine Challenge rezensieren "muss", aber gar nicht recht viel dazu zu sagen weiß.

    Trix Solier ist ja an sich schon ganz amüsant, aber streckenweise war es einfach sehr zäh. Ich würde dem Buch nochmal eine Chance geben – als locker-flockige Unterhaltung für zwischendurch ist es ja nicht so schlecht geeignet. Und falls es dir dann gar nicht gefällt, kannst du ja immer noch abbrechen.
    Und die "Banshee" … tja, die hat ja auch viele begeisterte Bewertungen. Geschmäcker sind eben immer verschieden. Aber ich persönlich konnte halt wirklich gar nichts damit anfangen.

  3. Liebe Neyasha,
    Deine Worte zu "Trix Solier" verstärcken mein Gefühl, das Buch nicht zu kaufen. Ich nehme es in der Buchhandlung immer mal wieder zur Hand, doch am Ende blieb es immer dort.
    Schöne Kurzrenezsionen 🙂
    Grüässlis,
    mirjam

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