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[Kurzrezensionen] Von Ruhm, Katastrophen und Eingeborenen

Ich wollte eigentlich vor allem „Swallowdale“ eine eigene Rezension widmen, aber derzeit komme ich einfach nicht zum Rezensionen schreiben – und da es nun schon eine ganze Weile her ist, seit ich den Roman gelesen habe, gibt es ihn lieber gemeinsam im Pack mit zwei anderen Büchern, ehe ich dazu gar nichts mehr zu schreiben weiß.

Arthur Ransome – Swallowdale

Ich habe mich auf ein weiteres Abenteuer mit den Swallows und Amazons begeben und wurde nicht enttäuscht. Hatte ich vorher noch Zweifel, ob dieser zweite Band an den ersten heranreichen könnte, so wurden sie bald zerstreut.
Die Swallows und die Amazons freuen sich auf einen weiteren Sommer auf Wildcat Island, als ihnen ein Schiffbruch und haufenweise Ärger mit den Eingeborenen ein Strich durch ihre Rechnung machen. Glücklicherweise lassen sie sich von all diesen Hindernissen nicht den Sommer verderben und so konnte ich wieder eine wundervolle Zeit mit ihnen verbringen. Es gibt wieder Abenteuer, Entdeckungen und spielerische Fantasie zuhauf, und dazu entwickeln die Figuren auch mehr Tiefe als noch im ersten Band. Es gibt auch wieder allerlei zu lachen, trotz all der stellenweise durchaus ernsten Probleme, mit denen die Kinder zu kämpfen haben.
Obwohl Titty wohl immer mein „Liebling“ bleiben wird, bin ich ja ein großer Fan von Nancy Blackett und schließe daher diese Rezension mit einem Zitat von ihr:
„That’s the way, Mister Mate,“ said Nancy Blackett. „Keep your crew on the jump and there’ll be no time for mutiny.“
5 von 5 Sternchen

Kai Meyer – Asche und Phönix

Dieser Roman und ich wollten nicht recht zueinander finden. Ich war sogar schon kurz davor, etwa bei der Hälfte abzubrechen, habe dann aber doch weitergelesen und fand das letzte Drittel zumindest ein wenig besser.
Der Titel bezieht sich auf Parker, einen Jungschauspieler, der in der Rolle des Magiers Phoenix weltberühmt wurde, und auf die exzentrische Ash, die sein Hotelzimmer ausrauben möchte und auf diese Weise tief in Parkers Probleme mit hineingezogen wird. Denn Ruhm hat seinen Preis – ein Spruch, der auf Parker mehr als zutrifft, und so finden sich die beiden schnell auf der Flucht quer durch Frankreich wieder.
Es fällt mir schwer zu sagen, was genau mir an dem Roman nicht gefallen hat. Im Grunde hatte ich auf allen Ebenen mit Problemen zu kämpfen: Den Plot und den Bösewicht fand ich zwar originell, aber seltsam und von der Logik her oftmals etwas löchrig. Zu den Figuren konnte ich keinen Zugang finden. Ash kam mir vor wie ein äußerst schwacher Abklatsch von Rosa; Parker hat mich überhaupt die ganze Zeit kalt gelassen. Und schließlich war es mir oft auch zuviel Action und zuviel Brutalität im Vergleich zur inneren Entwicklung der Figuren oder einer tieferen Aussage. Gleichzeitig fand ich die Actionszenen aber nur selten spannend.
Kurz und gut: Es war einfach nicht mein Buch, so gern ich Kai Meyer sonst auch lese.
2 von 5 Sternchen

Steve Erickson – Das Meer kam um Mitternacht

Das ist wohl einer der seltsamsten Romane, der mir jemals untergekommen ist. Wenn ich beschreiben soll, worum es geht, gerate ich bereits ins Strudeln. Es geht um völlig kaputte Figuren und ihre Abgründe, um Katastrophen, um Zufälle und unerwartete Zusammenhänge, um Erinnerung und Vergangenheit.
Oder ein erneuter Versuch: Es geht um die 17jährige Kristin, die als 2000. Person mit einer Sekte in den Tod springen sollte, aber rechtzeitig fliehen kann und sich schließlich im Haus eines Mannes wiederfindet, der Katastrophen wie diese in einen größeren Zusammenhang zu bringen versucht.
Ausgehend davon entspinnt sich die Geschichte von mehreren Figuren, die einander sozusagen ablösen: Eine ist jeweils ein Sprungbrett für die nächste Geschichte, bis man merkt, dass es zwischen ihnen noch mehr Verknüpfungen und Zusammenhänge gibt als auf den ersten Blick zu sehen.
„Das Meer kam um Mitternacht“ könnte ein genialer Roman sein, gäbe es nicht meiner Meinung nach zwei große Kritikpunkte: Es ist alles gar zu deprimierend und hoffnungslos; jede Figur scheint wirklich nur auf der Schattenseite des Lebens zu hausen. Und am Ende blieb mir alles ein wenig zu rätselhaft, ich hätte mir zumindest ein bisschen mehr Erklärungen gewünscht.
Trotzdem eins der faszinierendsten Leseerlebnisse seit Jahren und daher 4 von 5 Sternchen.

4 thoughts on “[Kurzrezensionen] Von Ruhm, Katastrophen und Eingeborenen

  1. Hach, wie schön, dass du schon mal "testgelesen" hast – dann kann ich mich ja unbesorgt auf "Swallowdale" freuen! 😀

    Das letzte Buch klingt ja sehr interessant und anspruchsvoll (lesen möchte ich es aber nicht, ich mag keine deprimierenden Romane) – wie stößt man denn auf sowas?

    1. Auf dieses Buch bin ich auf recht witzige Weise gestoßen. Du erinnerst dich, dass du mal eine ganze Ladung Bücher für mich entgegen genommen hast vor dem Silvestertreffen? Da war es dabei.
      Ich bin nämlich bei der Liste der Bücher, die verschenkt wurden, auf dieses gestoßen und dachte mir "Ach, interessant, Steven Erikson hat auch schon etwas anderes als Fantasy geschrieben? Darauf bin ich aber neugierig." Erst als ich das Buch dann bekommen habe, ist mir bewusst geworden, dass es sich nicht um Steven Erikson (Autor der "Malazan"-Reihe), sondern um einen mir unbekannten Steve Erickson handelt. *gg*

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